Full text: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Heft 90)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
    
  
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296 IV. Aussergewöhnliehe Unterbauten. 
Zwischen den beiden Tunneln befand sich, wie Figur 1 und 
Figur 3, Blatt II, dies näher verdeutlichen, vor einem kurzen, aber 
23 Meter hohen Damme, ein sogenannter Bachtunnel, welcher die 
Wasser des Mühlthalbaches, anstatt auf der Sohle des Thales nun- 
mehr unterirdisch unter dem Anfange des felsigen Einschnittes des 
Bahnkörpers wegführte. 
Gegen die Berglehne war das alte Bachbett durch eine 
Deponirung des Tunnelmateriales verstürzt, welche zum Damme 
gehörte, so dass der Damm nur eine thalseitige Böschung hatte. 
Die aussergewöhnlich starken Schneemengen im Winter 
1870/71 brachten im Frühjahre 1571 durch rasche Schmelzung und 
durch warme, starke Regen unterstützt, eine solche grosse und 
rapide Menge Wassers zu Thal, dass viele Stellen der Brennerbahn, 
besonders aber die hier geschilderte Stelle devastirt wurden. 
Am 18. Juni 1871 strömten bei 26 Grad Reaumur im steilen 
Mühlthalbache so gewaltige Wassermassen herab, dass Steine von 
1'/,; Kubikmeter und grosse Baumstämme mitgeführt wurden, und 
dass sieh der 14 Quadratmeter freie Fläche haltende Bachtunnel 
trotz seines Gefälles von 18-, ®/, verstopfte. 
Die Wassermassen stauten sich auf, überstiegen die genannte 
Deponirung, drangen in den Mühlthaltunnel ein, und ein Theil der 
Wasser floss brausend durch diesen in1:40 liegenden Bahntunnel, 
während der andere Theil den Damm überspülte und diesen durch- 
riss. Am Abende des 19. Juni war der Damm schon auf 13 Meter 
Tiefe und 55:,, Meter Weite durchgerissen und waren binnen 
20 Stunden 30-000 Kubikmeter felsiges Dammmaterial in die Tiefe 
des Silflusses geschwemmt, wobei der Umstand eintrat, dass das 
Bahngeleise im Zusammenhange blieb und in der auf Figur 5 an- 
gedeuteten Curve A’ B’ ©’ D’ über dem Abgrunde gefahrdrohend 
schwebte. Es trat nun an die Organe der Bahnerhaltung die höchst 
schwierige technische Aufgabe heran, die Betriebsunterbrechung so- 
fort dureh ein Provisorium und dann möglichst rasch definitiv zu 
beheben. 
a) Provisorium. 
Für das Provisorium wurde die Herstellung einer hölzernen 
Brücke gewählt, welehe in Figur 5 verdeutlicht ist. Schon am 20. Juni 
        
   
  
  
  
  
  
  
     
    
  
  
  
   
  
 
	        
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