rennen
V, Abschnitt.
Tunnelbau
I. Capitel.
Geschichtliche Entwickelung und wissensehaftlicher Stand
der Tunnelbaukunst.
Die heutige Tunnelbaukunst findet ihre Vorläufer in den
Tunnelbauten der Strassen und Canäle, und reichen diese Vor-
läufer bis weit in die Zeit vor Christo.
Der Stollen zu Nimrud aus der assyrischen Zeit; der unter
dem Euphrat hinführende Weg, welchen Nebukadnezar wölbte;
der Stollen, den Eupalius, des Naustrophus Sohn, zu Samos
erbaute; die unterirdische Ableitung des Fueinischen Sees,
deren Eröffnung das Leben des Claudius bedrohte; dessgleichen
die Ableitung des Averner Sees, sowie der von Cocceius erbaute
Pausilippostollen nächst Neapel; endlich die unterirdischen Stre-
cken der Wasserleitungen der Virgo (800 Meter lang), der
Claudia (803 Meter lang) und der Anio novus (802 Meter lang),
wie auch jene der alten römischen Leitungen zu Nimes, Lyon
(eirca 2600 Meter lang) und Antibes (4940 Meter lang): alle diese
unterirdischen Bauten müssen als die Anfänge jener Erfahrungs-
wissenschaft bezeichnet werden, vermittelst welcher wir heute die
Sehienenwege durch die Berge führen.
Von diesen alten Gallerien sind besonders jene zu Samos,
dann die am Albaner-See und jene am Fueinischen See durch
Herodot, Vitruv und Frontin näher beschrieben. Die erste Gallerie
hat eine Länge von 7 Stadien (& 185° Meter) und besass (nach A.
Hirt) eine Höhe von 8 Fuss und eine Breite von 8 Fuss; die Berges-
höhe ober der Gallerie wird mit 150 Klaftern im Maximum ange-
geben. Die zweite Gallerie, deren Ausführung auch von Livius be-