342 V. Tunnelbau.
Letztererdie bekannte böhmische Wechselschere zuerst 1849 im
Bohrloche „Kaiser Franz Josef“ zu Trebusie anwendete, hervor-
heben wollen.
Mit diesem Stande der Bohrkunst erreichte man schon schnell
und sicher die bis jetzt bekannten tiefsten Bohrlöcher, unter anderen
auch das heute tiefste Bohrloch der Welt, nämlich jenes zu Speren-
berg in Preussen (4051*/, Fuss, also 9'/,mal so tief, wie der Wiener
Stephansthurm hoch) und gestaltete dadurch das Bohrwesen that-
sächlich zu einer Kunst.
Aber nicht nur die Erreichung grosser Tiefen, sondern auch
die Herstellung weiter Löcher ist es, welehe wir als epoche-
machend in der Tiefbohrkunst hervorheben müssen.
Der rühmliehst bekannte Bergingenieur Combes hatte 1844
die Idee ausgesprochen, sofort ganze Schächte abzubohren, und
schon 1849 führte Kind diese Idee zuerst zu Schönecken, später
auf der Grube Leopold aus, und die Vereinigung der Ingenieure
Kind und Choudron machte seit der Bohrung zu St. Vaast in
Hennegau das Abbohren 2'/, bis 4'/, Meter weiter Schächte zu
Styringen, Perrones, Escarpelle, wie auch aufGrube Agnes und Maria
zu einer solchen Speeialität, dass Haniel auf seiner Zeche Rhein-
preussen bei Homberg thatsächlich daran gehen konnte, einen
Schacht von 30° äusserem Durchmesser der Mauerung abzubohren.
Alle diese bedeutsamen Errungenschafteninder Bohrkunst
spornten zu weiteren Erfindungen an, welche sich im Wesentlichsten
dahin eoncentriren, grosse Gebirgskerne herauszubringen, günstig
im Schwimmsande vorzudringen, den Schmand vom Orte schnell zu
beseitigen und die Zeit der Herausholung des Gestänges überhaupt,
und insbesondere durch Einführung vollkommenen Seilbohrens zu
vermindern.
Die Erfindungen von Degousse bezüglich der Bohrung grosser
Kerne, von Fauvelle bezüglich der Bohrung mit Hohlgestänge und
Wassereintrieb zur Beseitigung des Schmandes, von Laue und von
Chanoit und Catelineau, welche ein Stück Hohlgestänge als
Schmandpumpe benützen; ferner die Erfindung der gegenwärtig in
Dänemark, Norddeutschland, Holland, England und Amerika, zuerst
1862 von Glenn angewendeten, oft auch Jenson’sche und Brunle’sche
genannten, üblichen Bohrweise, besonders Schwimmsand durch