50 I. Die geschichtl. Entwickelung u. d. Culturwerth d. Eisenb.
Menschheit schon dazu getrieben hatte zur See mit Dampf zu fahren,
mit Dampfaus dunklem Schachte das Wasser und die Schollenstücke
emporzuheben und Spinnspulen auch mit Dampf zu treiben: das-
selbe Motiv nöthigte die Menschheit weiter auch einen, sie und
ihre körperlichen und geistigen Producte auf der Seholle
rascher und umfassender fortschaffenden Mechanis-
mus zu erfinden. Mit anderen Worten, nachdem die Dampf-
maschine bereits als Produetionsmaschine und als Fortschaffungs-
maschine zur See erfasst worden war, musste sie auch noch
als Fortschaffungsmaschine entlang dem festen Boden der Erde
„als fahrende Dampfmaschine“ erstehen!
V. Capitel.
Die historische Entstehung der Eisenbahnen.
Der Drang, die Dampfmaschine im Verkehre auch zu
Lande einzuführen, trat sofort auf, als die Kraft des Dampfes völlig
erkannt und darum gerungen wurde, die richtige technische Form
des Mechanismus aufzufinden, um diese Kraft für die Zwecke des
Lebens ausnützen zu können. Schon Savery, der Zeitgenosse Papins,
der Mithelfer an Neweomens Leistungen, der Mann, welcher 1702 bis
1705 die geistigen Fundamente schuf, auf die James Watt baute;
ferner Dr. Robinson (1759), der materielle Hebel zu der geistigen
Kraftäusserung des Glasgower Studenten; dessgleichen auch dieser
Letztere, James Watt selber (1784): endlich Simminghton und Mur-
dock (1784—1786) hatten den Gedanken erfasst, eine sich zu
Lande fortbewegende und Zugkraft äussernde Dampfmasehine zu
erfinden. Und in der Geschichte dieses Auffindungsgedankens
bewährt sich wieder einmal der alte Satz von Klopstock, dem Zeit-
genossen Watts:
„Wer unruhvollen, hellen Geist hat, scharfen Blick
Und auch viel Glück,
Entdeckt.
Doch wer, um Mitternacht vom Genius geweckt,
Urkraft, Verhalt und Schönheit tief ergründet:
Der nur erfindet.“