ö. Die historische Entstehung der Eisenbahnen. 1
Denn die Mühe, den Dampfwagen zu erfinden, war wahr-
haft gross und zeitraubend. Es handelte sich ja darum, nicht nur
den „Mechanismus“ für die Fortbewegung, sondern auch noch
las „Geleise“, in dem dieser Mechanismus laufen konnte, also
einen Doppelapparat und eine Complieation aufzufinden, die
von der stabil liegenden Maschine, wohin gewissermassen auch die
im Sehiffskörper ruhende zu zählen ist, sich wesentlich unterschied,
sich höher organisirt, sich als Ueberwinder der rollenden Reibung
erwies.
Die ersten Erfinder erfassten den Gedanken in der zunächst
liegenden Form, in jener der Apparatgestaltung für den Verkehr auf
der rauhen Strasse; sie stürzten sich also in die roheste Form der
bewegungsmechanik und litten unter dieser Forınwahl. Der fran-
zösische Ingenieur Cugnot, welcher sehon 1769 vor dem Minister
Choiseul in den Pariser Strassen fuhr; Olivier Evans, der geniale
Amerikaner, der einen Strassendampfwagen schon 1772 erdachte,
schon 1786 einen solchen erbaute, aber erst 1803 mit einem solchen,
„Oructer Amphibolis“ getauften, in Philadelphias Strassen fuhr;
des Weiteren Richard Trevithick, der ebenfalls 1803 in den Strassen
Londons fuhr: alle diese drei Vorläufer in der „Mechanik des
Fortschaffens zu Lande“ scheiterten mit ihren factischen Ver-
suchen an dem Verkennen des Wesens der Reibung und an dem
Verkennen der Nothwendigkeit der Radleitung. Aber der Gedanke,
den, wie wir bemerkten, auch schon Savery vor fast 100 Jahren,
den hobinson 1759, Watt 1734 und Simmingshton und Murdock
1784—1786 geäussert hatten, war schliesslich doch physisch
gestaltet worden; der Geist der Menschheit liess nieht nach im
Sinnen und grübelte über dem Wesen der Hindernisse und war
schon im Kopfe Evans so sesshaft geworden, dass dieser Ingenieur
1809 seinen Spöttern prophetisch sagen konnte: „Die jetzige
Generation will sich mit Canälen begnügen, die nächste wird Eisen-
bahnen und auf ihnen Pferde vorziehen; aber ihre mehr auf-
seklärten Nachkommen werden meinen Dampfwagen
als diegrösste Vollkommenheit im Verkehre ansehen.“
Denn Evans hatte schon die Einwirkung des Fahrgeleises, das bis
dahin schon eine gewisse Ausbildung in den Pferdebahnen der
Kohlen- und Eisenwerke erfahren hatte, erkannt und mit Geistes-
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