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III. Steinerne Bricken.
$. 5. Fortschritt im Baue steinerner Brücken.
(1492— 1648.)
In der Zeit, welche zwischen den weltgeschichtlichen Er-
eignissen der Entdeckung von Amerika und dem westphälischen
Frieden liegt, brannte fast allerorts in Europa die Kriegsfackel und
war die Menschheit mit dem Klärungsprocesse des Geistes, der 1382
von Wieleff eingeleitet und durch den Tod von Huss (1415) und
Savonarola (1498) besiegelt, ferner durch Guttenbergs Erfindung
(1450) transportirt und durch Karls VII. pragmatische Sanetion
(1438) gestählt, endlich dureh Copernieus (1499) geweiht, durch
Luther (1517) zur These erhoben und durch die tapferen Ritter
Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten mannhaft verfochten
ward, in einer Weise beschäftiget, dass für die Werke des Friedens
die Tage gezählt werden konnten. Handel und Wandel raffte sich
nur zeitweise auf, und ist es thatsächlich nur Paris, welches nach
dem Aufhören der acht Hngenottenkriege (1562— 1587) im Brücken-
baue wieder an das Schaffen ging und damit den Fortschritt unserer
Diseiplin vertrat. In dieser geschichtlichen Periode des Brückenbaues
haben wir den vermehrten Gebrauch des Segmentes, wie er in den
Brücken von Notre-Dame (1507), Tournon (1545), tialto (1587),
Nürnberg (1598) und Claix (1611) sich ausdrückt, und die weitere
Anwendung des Korbbogens zu Toulouse (1545); auch die Ver-
ringerung der Pfeilerstärke und die rationellere Herstellung der
Fundamente (zum Beispiele schräge Pfahlstellung bei der Nürn-
berger Brücke) als diejenigen Momente zu verzeichnen, welche einen
weiteren und wesentliehen Fortsehritt im Brückenbaue dartbun.
Die Brücken jener Zeit wurden auch vorzugsweise mit Kauf-
lädenund Häusern bebaut und auch mit Pumpmaschinen 'besetzt, wie
dies die Rialtobrücke, die Brücke St. Michel, der Pont au Change,
dann die Marienbrücke zu Paris und die Brücke Pont neuf bezeugen,
auf welch’ letztere 1635 eine Wasserhebemaschine gestellt wurde,
die der Flamländer Lintlaör erbaute. Auch trat im Brückenbau jener
Zeit die Anordnung von Brückenthürmen und sonstigen Befestigungs-
bauten auf, weil die im vierzehnten Jahrhunderte begonnene An-
wendung des Pulvers zu Kriegszwecken und Sprengungen immer