Full text: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Heft 91)

      
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
III. Steinerne Brücken. 165 
Ein weiteres Merkmal des Fortschrittes im Baue gewölbter 
jrücken zeigt sich innerhalb der in Rede stehenden geschichtlichen 
Periode auch dadurch, dass zu Ende derselben die Anwendung 
der Korbbogen sich wieder verringerte und der Stichbogen dagegen 
überhandnahm. Diese Vereinfachung kann in Zusammenhang 
gebracht werden mit den Thatsachen: dass zuerst bei der Pes- 
mesbrücke die Kämpfer oberhalb des Hochwassers gelegt wurden, 
dass ferner die Stiehbogen entlang der Mittellinie des Druckes in 
den Widerlagern eine Fortsetzung fanden, welche rationeller erschien 
und die in primitiver Weise bekanntlich schon bei der Fleiseher- 
brücke in Nürnberg an gewendet wurde, und dass endlich der 
Werth des Korbbogens schwand, weil der letztere in seinem 
Kämpfer bezüglich der Hochwassermarke nicht so grell wie der 
Segmentbogen auftritt. 
Einen anderweitigen Hauptfortsehritt innerhalb der genannten 
Brückenbauperiode haben wir auch dahin zu verzeichnen, dass, wie 
wir weiter unten noch hervorheben werden, die französische Schule 
sich auf die Mathematik stützte, Rechnungen über die Mittellinie 
des Druckes, über die Widerstandskraft der Fundamente und über 
die Festigkeit der Materialien anstellte und damit trotz der flachen 
Bogen und trotz der enormen Spannweiten Ausserordentliches in den 
Dimensionen der Gewölbe und der Widerlager leistete. 
Die grossen Spannweiten führten des Weiteren zu wesent- 
lichen Fortschritten im Baue der Lehrgerüste, und weisen wir in 
dieser Hinsicht insbesondere auf den Bau der Neuillybrücke und 
jenen des Pont Jena hin. 
Ein letztes Merkmal des Fortschrittes, dessen wir hier zu ge- 
denken haben, betrifft endlich die Pfeilerstärke. 
Aus den verschiedenen Einstürzen von Brücken, namentlich 
jenen der Carajabrücke zu Florenz, der alten Prager Brücke und 
der alten Würzburger Brücke (beide 1342), der Notre-Dame-Brücke 
(1499), des Pont du Change (1596), der Avignonbrücke (1602), 
dann aus den Beschädigungen der Dresdener Brücke (1342), der 
Regensburger Brücke (1491) und der Fleischer-Brücke (1568), 
ferner aus den Einstürzen der Brücke Ste. Marie de la Tournelle 
(1659), sowie aus dem Einsturze der ursprünglichen, vierbögigen 
Taafbrücke, jenem der Dölebrücke (1764) und jenem der Hexham-
	        
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