Full text: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Heft 91)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
    
      
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IV. Eiserne Brücken. 425 
Momente, zunächst durch die Vorbilder ihrer hölzernen Brücken, 
die ja schon seit Howe theoretisch durehgearbeitet waren, geleitet. 
Es entstanden dadurch die Systeme Jones, Rieder, Post, Linville, 
Whipple, Pratt und die Varianten des Systemes Warren, Construe- 
tionen, die wir schon früher kennen gelernt haben und welche sich 
alle dadureh kennzeichnen, Nieten womöglich zu vermeiden, Bolzen 
einzuführen, Gusseisen ausgedehnt zu Druckstreben und Druck- 
gurten und Schmiedeisen zu Zugbändern zu verwenden, die dabei 
immer generell die Parallelität der Ober- und Untergurte festhielten. 
Bei diesem Streben verschlossen sich die amerikanischen In- 
genieure keineswegs den Errungenschaften Europas, wie dies Ja 
zahlreiche Werke europäischer Constructionen in Amerika beweisen, 
wobei wir an den Gebrauch von gusseisernen Bogenbrücken in ver- 
flossenen Decennien und unter den neueren Werken nur an die Gitter- 
brücke über den Connecticut (sieben Oeffnungen & 54.0 Meter) und 
an die Bogenbrücke zu St. Louis über den Mississippi erinnern. 
Die oben erwähnten zwei Momente, in Europa nicht so grell 
geltend, also hier durch ihre Abwesenheit amerikanische Copien 
und Varianten zu Falle bringend, behaupteten in der theilweise un- 
wirthlichen, spärlich bewohnten und von den Gewerken entlegenen 
tegenden Amerikas, das ja so riesige Fortschritte in den Entwicke- 
lung seines Eisenbahnnetzes macht, selbst dann die Oberhand, als 
die Erfahrung zum Ergreifen einfacherer Formen führte, Formen, 
welehe wir heute durch die herrschenden Systeme von Bollmann 
und von Fink repräsentirt sehen. 
Diese beiden Systeme wurden und werden heute noch von 
den europäischen Ingenieuren überall nicht wohlwollend beurtheilt; 
ihr Durchgriff ist jedoch jenseits des Oceans eine Thatsache, und 
wir meinen, dass sie im Hinweise auf die obigen Momente ihres 
Werdens, auch ihre locale Berechtigung haben. Es wird dies beson- 
ders dann zugegeben werden müssen, wenn wir in Europa erwägen, 
wie gewaltigbei uns der Faetor der Gewohnheit ist; wie wir, dureh- 
drungen von den Errungenschaften unserer theoretischen Betrach- 
tungen, gerne scheu vor Gegensätzen stehen bleiben; wie wir bei 
den Amerikanern durchaus nieht mehr einen Mangel in ihren theore- 
tischen Kenntnissen voraussetzen dürfen; wenn wir fernererwägen, 
dass die Amerikaner nach den Mittheilungen von Ch. Bender und 
  
 
	        
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