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I. Der Geleisebau. 103
VI. Capitel.
Der eiserne Oberbau in Oesterreich.
Der erste eiserne Oberbau in Oesterreich war der 1865 in
Graz verlegte, 1872 wieder aufgelassene Oberbau von Paulus.
Aus den Thatsachen nun, dass Oesterreich zur Zeit der Wiener
Weltausstellung 1873 in seinem 15.473 Kilometer langen Schienen-
netze gar keinen eisernen Oberbau aufweisen konnte, im Jahre
1876 aber wieder schon vier verschiedene Constructionen eisernen
Oberbaues in der Gesammtlänge von eirea fünf Kilometer liegen
hatte: muss man offenbar schliessen, dass die erneuten Anregungen,
welehe 1873 auf dem internationalen Feste zu Wien gegeben wurden,
ihren Antheil an der Einführung von weiteren Probestrecken
eisernen Oberbaues in Oesterreich besitzen. Wir müssen uns dieser
Ansicht um so mehr hingeben, als uns nach dem oben Gesagten
erinnerlich ist, dass gerade auch frühere Weltausstellungen zu Lon-
don und Paris, namentlich aber die Pariser Ausstellung vom Jahre
1867, ganz wesentlich beigetragen haben, die Diseiplin des eisernen
Oberbaues durch solehe Anschauungsobjeete zu fördern, welehe
vollkommen geeignet waren, den geistigen Wettkampf im Kreise
unserer Genossenschaft hervorzurufen. Wenn wir also in dem vor-
liegenden Berichte speciell vom dermaligen eisernen Oberbau in
Oesterreich sprechen, so finden wir die Berechtigung hierzu theils
in der Hervorhebung eines äusserst wohlthuenden Nachklanges un-
serer Weltausstellung und theils in der Absicht, um das Zeitbild über
die technische Frage des eisernen Oberbaues zu vervollständigen.
Um dieses Bild nun klar zu stellen, sei als Vorbemerkung in
Kürze der Gründe gedacht, weshalb bei uns in Oesterreich das
werkthätige, maassgebende Betreten der Bahn für die Einführung
eisernen Oberbaues, welchen wir als das System der Zukunft für
unsere Schienenwege erachten, verhältnissmässig so spät erfolgte.
Wir sind dazu umsomehr veranlasst, als zwei unserer Genossen
in Oesterreich, die Ingenieure Köstlin und Battig, zum
Zeugnisse der niemals versagten geistigen Fähigkeit und Reg-
samkeit des österreichischen Partes unseres Standes, ganz denselben
Geistesblitz erfuhren, der zu gleicher Zeit an der Ocker aufgeleuch-