Uhren. 107
einander ohne weitere Nacharbeit verwechfelt werden können. Bedenkt man,
dafs bei einem Echappement es auf 0.01 Millimeter ankommt, fo kann man fich
vorftellen, mit welcher Präcifion die Mafchinen, womit die Beftandtheile erzeugt
werden, gearbeitet fein müffen.
G. Thomen in Waldenburg erzeugt Cylinder von gröfster Präcifion,
und werden in deffen Fabrik die Uhren vom Rohftoff bis zum Repaffement
angefertigt.
Die Firma Huguenin Charles in Locle erzeugt durchgehends Ancre-
Hemmungen von Stahl mittel exadter Mafchinen, deren Beftandtheile noch in
keinem Lande fo vollkommen hergeftellt werden, und man kann fich des Gedankens
nicht erwehren, dafs diefe Schönheit und Präcifion der Arbeit, die höchfte Sorgfalt
und Aufmerkfamkeit, das Refultat der vorhandenen Fachfchulen und Mutter-
werkftätten ift. Wenigftens hatte man von einer folchen Entwicklung noch vor
zwei Decennien auch in der Schweiz keine Ahnung.
Italien. Von den 9 Ausftellern, welche in der italienifchen Abtheilung
das Uhrenfach vertraten, find die Firmen: Bezzi in Ravenna und Marcuel
Domenico in Livorno, die ihre Chronometer nach englifcher Art ausführen,
zu erwähnen. Die Artikel find mit Fleifs und Eleganz gearbeitet. Die Uhren-
beftandtheile der Firma Granaglia Gebrüder, die Mafchinenarbeit nach
Schweizer Art find, zeugen ebenfalls von beftimmtem Fortfchritte der Induftrie. Die
Pendules von Mufine Oprandino in Turin zählen zu den Befferen der Art
überhaupt. Dagegen zeigten die Thurmuhren von Macchi ni, Gebrüder Zeurina
& Söhne und Gebrüder Bonfini nichts Hervorragendes. Grofse Aufmerkfamkeit
wenden die Italiener aber ihren finnreich conftruirten elektrifchen Uhren zu, und
leiftet das Land der galvanifchen Elektricität nächft. Preufsen das Meifte in
diefem Fache.
Scandinavien. Die Uhren von G. W. Lindero th in Stockholm
und Thorell’s Meteorograph mit aftronomifcher Uhr find fehr empfehlenswerth.
Eine acht Tage gehende Uhr von Gebrüder D upont in Rotterdam mit
Grahamgang für eine Thurmuhr beftimmt, mit Zeiger-Laufwerk, um mehrere Zeiger-
blätter zu reguliren, zählt zu den guten Arbeiten. Man mufs offen geftehen, dafs
insbefondere Schweden rüftig vorwärts arbeitet und wie auf fo vielen Gebieten
auch in der Uhreninduftrie concurrenzfähig zu werden ftrebt. Es ift übrigens
bemerkenswerth, dafs in Schweden viele Frauenhände in diefem Fach befchäftigt
find und dafs es ganz felbftftändig etablirte Uhrmacherinen gibt.
Belgien. DasLand der ernften Mechanik, deren kleinfte Mafchinentheile
oft nach 1000 Kilo dem Gewichte nach erft berechnet werden, befafst fich
weniger mit Uhrenfabrication. Dennoch lieferte Antoin G&rard in Lüttich ein
elektrifches Uhrenfyftem, welches von irregulären elektrifchen Strömen unab-
hängig ift. Jasper brachte eine elektrifche Wafferuhr mit Regulator in Ver-
bindung, und Willequet Ivens in Gent eine Univerfaluhr, eine bereits
veraltete Mechanik, welche aber immerhin auffordern mag, die kleinere Mechanik
fortwährend zu cultiviren
Deutfchland. ImFache der Grofsuhren-Induftrie fpielt Deutichland eine
hervorragende Rolle.
In die Augen fallend repräfentirte "fich die badifche Schwarzwalder
Expofition, wo aufser den erften Firmen: Ph. Haas &Söhne in St. Georgen,
Winterhalder mit feinen beliebten Kukukuhren und Regulatoren, Berg
mann Tafchenuhren, Fürderer, Jägler in Neuftadt und Ketterer in
Vöhrenbach, fich Furtwangen mit 24 Collediv- Firmen, Trieberg mit
4 Collectiv-Firmen, Villingen mit 7 und der Eifenbacher Gewerbe-