Mathematifche und allgemeine phyfikalifche Inftrumente.
Wir haben hier von den Planimetern nur infoferne gefprochen, als diefelben
in einem Berichte über mathematifche Inftrumente nicht fehlen dürfen.. Da die-
felben in dem Berichte über die geod&tifchen Inftrumente ebenfalls einer noch
eingehenderen Betrachtung unterzogen werden, fo wollen wir uns bezüglich der
Planimeter von Adler, Horfky und Pofener, die vom k. k. öfterreichifchen
Finanzminifterium ausgeftellt waren, damit begnügen, fie namhaft gemacht
zu haben.
Es fcheint aber gerechtfertigt, hier noch auf zwei Inftrumente näher einzu-
gehen, weil ihre Conftrudtion auf dem Principe des Planimeters beruht.
Das eine diefer Inftrumente ift der Integrator von Amsler.
Schon im Jahre 1856 hat Amsler die Theorie und Befchreibung diefes
intereffanten und wichtigen Inftrumentes gleichzeitig mit der feines Planimeters
veröffentlicht*. In feiner Ausftellung war ein Exemplar desfelben von neuer und
etwas veränderter Bauart zu fehen. Diefes Inftrument gibt durch blofses Umfahren
der Figur ihren Flächeninhalt, ihr ftatifches und Trägheitsmoment bezüglich
einer beliebig in der Ebene gewählten Achfe. Ein Stahllineal ift mit einer Rinne
verfehen, in welcher die Laufrollen eines Rahmens fich bewegen und hiedurch
den Rahmen zwingen, eine zur Rinne parallele Bewegung auszuführen. Mit diefen
Rahmen in Verbindung und um eine verticale Achfe drehbar ift ein Rad ange-
bracht, welches an einem längeren Arm den Fahrftift trägt. Diefes Rad ift an
zwei gegenüberliegenden Stellen gezahnt längs zweier Bogenftücke, die weniger
als ı80 Grad umfaffen; die beiden Bogenftücke haben aber verfchiedenen Radius.
In die Verzahnungen greifen zwei weitere Rädchen ein, die mit dem Rahmen
verbunden, um verticale Achfen drehbar, fich diametral gegenüberftehen. Alle drei
der genannten Räder haben Laufrollen mit Zählwerk. Der Gebrauch des Inftru-
mentes ift folgender: Man ftellt die Rinne im Lineal parallel der gewählten
Achfe der Figur in einem beftimmten Abftande. Hiezu dienen zwei am Lineale
angebrachte Arme, die am Ende mit Marken verfehen, durch Anfchlag fenkrecht
zur Rinne geftellt werden können; die Achfe hat durch die beiden Marken der
Arme zu gehen. Ift diefes erreicht, fo werden die Arme ohne das Lineal zu ver-
rücken, zurückgefchlagen und der Fahrftift auf einen bezeichneten Punkt im
Umfange der Figur geftellt. Nun notirt man die Stellung der Laufrollen; es fei
wj; die Stellung der Rolle am mittleren gröfseren Rade (oder an dem Arme, der
den Fahrftift trägt), w, die Stellung der Rolle am Zahnrade, welches näher, und
ws die der Rolle am Zahnrade, welches weiter von der Achfe des mittleren Rades
abfteht. Man umfährt dann die gegebene Figur rechts herum, bis man auf den
Ausgangpunkt zurückkommt und lieft die neuen Stellungen der Laufrollen ab, fie
feien jetzt w/4, W’a, w’3. Sodann ift:
(w,—wı) der Flächeninhalt, 06 (w’s—w,) das ftatifche Moment,
(w4—w4)— 0'4 (wW's—w;) das Trägheitsmoment der Figur, als Längeneinheit
ı Decimeter vorausgefetzt.
Das Inftrument gibt, wie man fieht dem Ingenieur gerade jene Daten, die
er braucht, um die Tragfähigkeit eines Balkens zu beftimmen; es macht eine
meift mühfame Rechnung oder, wenn man nach Cullmann verfahren will,
eine nicht fehr fchnell beendigte Conftruction überflüfiig.
Einer nicht minder wichtigen Anwendung ift das Inftrument fähig, wenn
es fich darum handelt, Maffenbewegungen bei Anlage des Unterbaues einer Bahn
zu berechnen. Rechnet man nämlich das’Volumen des Auftrages eines Damm-
körpers von beftimmter Länge in der gewöhnlichen Weife, fo kommt man zu
einem Ausdruck, der fich aus zwei Fadtoren zufammenfetzen läfst. Der eine ift
abhängig von der Böfchung des Dammes und der Neigung der Bahnftrecke, der
andere ift das doppelte ftatifche Moment einer Fläche, welche begrenzt ift von
n Momente
r. Schaff-
* Ueber die mechanifche Beftimmung des Flächeninhaltes, der ftatifcl
und der Trägheitsmomente ebener Figuren, insbefondere über ein neues Pla:
haufen, Beck & Sohn.