8 Ferdinand Lippich.
Säule ift mittelt Kugelgelenk eine Hülfe drehbar, in der fich ein Stab verfchiebt,
an feinem Ende mit dem Zeichenftifte verfehen. Auf einer Zeichnungsfläche, die in
beliebiger Entfernung und Neigung feftgeftellt werden kann, wird der Zeichen-
ftift fo bewegt, dafs der Stab fortwährend die innere Kante eines vertical ‚auf
geftellten Kreisringes berührt.
Es feien zwei zu einander rechtwinklige Gerade A und D gegeben; eine
dritte Gerade werde fo bewegt, dafs einer ihrer Punkte @ immer auf A, ein
anderer ihrer Punkte d auf 2 bleibt. Alsdann befchreibt bekanntlich irgend
en ae Punkt c diefer Geraden eine Ellipfe, für welche A und 2 die Rich-
ungen der Hauptachfen, ca und cd die Längen der Halbachfen And.
Auf diefem Conftrudtionsprincipe bafırt der ellipfographifche Zirkel von
Angelo Segufo in Venedig. Ein gewöhnlicher Zirkel ift mit einem Kreis-
bogen verfehen, der radial einen dritten, in feiner Länge veränderlichen Schenkel
trägt. Die Schenkel des Zirkels können an dem Kreisbogen feftgeklemmt wer-
den. Die in eine Gerade gebrachten Spitzen der drei Schenkeln entfprechen
den Punkten a, d, c. AufMetallplatten find rechtwinklig zu einander zwei Nuten
angebracht. Diefe find entweder fcharfkantig, dann dienen diefe Kanten zur
Aufnahme der Zirkelfpitzen a, 5; oder fie haben einen rechteckigen Querfchnitt.
Im letzteren Falle paffen in die Nuten zwei kleine Metallftücke, welche in ih
Mitte mit kleinen konifchen Vertiefungen verfehen find zur Aufnahme der Zirkel-
fpitzen @ und d. Diefe Metallftücke gleiten bei der Bewegung des Zirkels in
ihren Nuten. Diefes Conftrudtiionsprincip ift infoferne für einen Ellipfenzirkel
fehr gut gewählt, als ein Einftellen des Apparates auf die gegebenen Elemente
der Ellipfe mit grofser Genauigkeit möglich ift. Die eben befchriebene mechani-
fche Verwirklichung der geometrifchen Conftruction läfst freilich viel zu wün-
fchen übrig. Uebrigens wäre der dreifchenklige Zirkel für fich allein ein ganz
brauchbares Inftrument und eine erwünfchte Zugabe in Reifszeugen.
Ganz ähnlich conftruirt war der Ellipfograph von Sanchez (Carmena,
Toledo), nur war ftatt des eben erwähnten Zirkels ein Stangenzirkel verwendet
und die Nuten waren in zwei zu einander fenkrechten Armen angebracht, MelpEe
von einem Fufse getragen wurden. Das Inftrument war durch feine künftlerifch
durchgeführte Holzfchnitz- Arbeit intereffant.
Auch der Ellipfograph von Kraft in Wien benützt diefelbe Erzeugungs-
weife der Ellipfe. Zwei rechtwinklig zu einander geftellte Arme 4’ und 3’ find mit
vier Füfsen verfehen, die in Spitzen auslaufen und die Richtungen der Linien A
und B markiren. Auf den beiden Armen ruht eine Kreisfcheibe, die zwei an 4
befeftigte Schienen tangirt, welche parallel zu Z und gleich weit davon abftehend
angebracht find. Ein auf der Kreisfcheibe in beliebigen Entfernungen von ihrem
Mittelpunkte feftzuftellender Bolzen geht durch einen Schlitz im Arme A’. Wird die
Scheibe gedreht, fo befchreibt der Mittelpunkt des Bolzens die Linie 4’ und de
Mittelpunkt der Kieisickeibe die Linie B, da erimmerin der Mitte zwifchen n
beiden Schienen liegt. Die genannten Mittelpunkte repräfentiren alfo die Punkte @
und d. Am unteren Ende des Bolzensiftnoch ein Arm mit dem Zeichentftift befeftigt.
Da jeder Punkt der mit a und 5 verbunden gedachten Ebene eine Ellipfe
befchreibt, fo erhält man immer eine folche, welche Stellung man auch dem Arme
geben mag.
Wenn man die beiden mit 4 und B bezeichneten Geraden nicht recht
winklig zu einander wählt, fo befchreibt der Punkt c noch immer eine Be
Die eine der beiden Geraden fteht dann mit der zur anderen conjugirten Achfe
in einer fehr einfachen Beziehung. Es feien nämlich, wenn O den Mittelpunkt der
Ellipfe bezeichnet, OM und ON zwei conjugirte Halbachfen und OM werde als
die Gerade A genommen. Fällt man von M aus eine Senkrechte auf A und wählt
auf diefer einen Punkt ? fo, dafs MV? = OM wird, fo ift die Verbindungsgerade
OP die Gerade Z, und wenn man auf der beweglichen Geraden die Punkte a,
und c fo wählt, dafs c5= OMüund ca gleich wird dem fenkrechten Abftande des
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