16 Ferdinand Lippich.
gleicher Bogen greift in das Rädchen und drückt mittelf einer Spiralfeder den
Hebel gegen die fixe Stahlfchneide. Ein todter Gang ift hiedurch befeitigt. Das
Intervall zwifchen zwei Theilftrichen am Zifferblatt entfpricht einer Dicke von
!/ıoo Millimeter. Diefes Inftrumentchen mifst eigentlich nicht den Durchmeffer,
fondern eine Sehne des kreisförmigen Drahtquerfchnittes und überdiefs if es
nicht gleichgiltig, ob man den Draht näher oder entfernter vom Drehpunkte des
Hebels zwifchen die Stahlfchneiden bringt.
Starke & Kammerer haben ein S phärometer ausgeftellt, das
fchon im Jahre 1858 nach einer Idee des Profeffor St rampfer ausgeführt wurde
und an welchem mehrere fehr wefentliche Verbefferungen angebracht find. Durch
die Achfe der durchbohrten Mikrometerfchraube geht eine Stahlnadel, die mit
ihrem oberen Ende gegen einen Doppelfühlhebel wirkt, deffen Drehachfen am
Kopfe der Schraube ihre Lager haben. Ihr eigenes Gewicht und das des Hebels
drücken die Stahlnadel nach abwärts, fo dafs fie um ein Geringes aus dem
unteren Ende der Schraube hervortritt. Nach erfolgtem Contadt des Nadelendes
mit der Unterlage bewirkt ein weiteres Abwärtsdrehen der Schraube fofort die
Bewegung des Fühlhebels. Hiedurch wird der Contad vollkommen ficher ange-
zeigt und der Druck, dem der zu meffende Körper ausgefetzt wird, ift nur fehr
gering und überdiefs immer derfelbe, fobald die Ablefung immer bei derfelben
Stellung des Fühlhebels gefchieht. Die drei Füfse des Sphärometers endigen nicht
in Spitzen, fondern in kleine Stahlkugeln. In der That laffen fich wirkliche Spitzen
nicht herftellen; je mehr man aber die ideelle Form einer Spitze erreicht, defto
mehr Gefahr läuft man, durch das Inftrument die Platte oder Linfe, auf welcher es
ruht, zu befchädigen. Läfst man hingegen die Spitzen ftumpfer, fo hat man
Berührungsflächen von unregelmäfsiger und zum Theile nicht beftimmbarer Form.
Diefer Umftand kann aber bei Meffung von Linfenkrümmungen einen merklichen
Fehler verurfachen. Daher erfcheint das Anbringen der kleinen Kugeln, deren
Radien man auf optifchem Wege zu beftimmen vermag, fehr zweckmäfsig. Die
Füfse können an den drei Armen der Schraubenmutter verftellt werden und es
find überdiefs dem Inftrumente Dreifüfse von verfchiedenen Dimenfionen bei
gegeben. Dasfelbe hat eine Empfindlichkeit von 1000 Millimeter.
Ganz in derfelben Weife hat auch Perreaux mit feinem Sphärometer
einen Fühlhebel in Verbindung gebracht; er fpielt an einem Gradbogen, der
mittelft Charnier vertical geftellt werden kann. Auch an diefem Inftrumente find
die Füfse, die aber in Spitzen endigen, verftellbar. Seine Empfindlichkeit beträgt
Yyoo0 Millimeter und !/}ooo Millimeter läfst fich noch mit Sicherheit meffen. Ueber
dasfelbe wurden feinerzeit im Kosmos, Band XXV, p. 264, Mittheilungen ver-
öffentlicht.
Der Mefskeil von P. Schönemann in Halle dient zum Meffen kleiner
Dicken, Durchmeffer cylindrifcher Körper etc. Denken wir uns zwei congruente,
rechtwinkelige Dreiecke, von denen die Hypothenufe etwa fünfmal länger ift als
eine der beiden Katheten, mit ihren Hypothenufen an einander gelegt. Das eine
Dreieck fei auf der Unterlage befeftigt, das andere längs einer feften Schiene
mit der längeren Kathete verfchiebbar. Werden die Hypothenufen von der
Berührung aus bis in einen gewiffen Abftand gebracht, fo wird die Verfchiebung
der Kathete längs der feften Schiene fünfmal gröfser fein. Keil und Schiene find
refpective mit Nonius und Theilung verfehen. Von den beiden ausgeftelten Mefs-
keilen war der eine aus Metall, der andere aus Glas. Aehnliche Mefsvorrich-
tungen mit Keilnonius find übrigens fchon von Kleritj (Polytechn. Central-
blatt 1869) und Hünich (Berg- und Hüttenmännifche Zeitung, Jahrg. 1867) ange-
geben worden.
Wagen und Gewichte. Wohl kein Zweig der Präcifionsmechanik hatte
in der Ausftellung fo reichliche und zugleich fo vorzügliche Leiftungen aufzu-
weifen als die Fabrication von Wagen und Gewichten.
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