Full text: Mathematische und physikalische Instrumente (Heft 60)

Dr. W. Tinter. 
Portative Paffageninftrumente. 
Dänemark und Oefterreich vertraten diefe Gattung vonInftrumenten. 
DasvondemmechanifchenlInftituteJürgenfen in Kopenhagen ausgeftellte 
Inftrument hat ein gebrochenes Fernrohr von circa 0'470 Meter Brennweite und 
48 Millimeter Oeffnung. Die Bauart gleicht der eines aftronomifchen Univerfa]- 
inftrumentes. Auf einem Dreifufse ift die verticale Umdrehungsachfe für den 
Obertheil des Inftrumentes aufgebaut. Ein kleiner unter dem Dreifufse angebrach- 
ter Horizontalkreis (105 Millimeter Durchmeffer) geftattet dieAzimuthmeffung bis auf 
ı Minute. Das Aufheben der freien Bewegung des Obertheiles gefchieht mittelft 
Centralklemme. Der mit der horizontalen Drehachfe des Fernrohres verbundene 
eigentliche Höhenkreis hat 263 Meter Durchmeffer und Mikrofkopablefung. Der 
auf Jerfelben Achfe befindliche Auffuchkreis von 105 Millimeter Durchmeffer 
kann mittelft Nonius mit der für das Auffuchen von Sternen nöthigen Genauigkeit 
abgelefen werden. 
Für die Horizontalftellung des Inftrumentes, beziehungsweife für die 
Ermittlung der Neigung der horizontalen Drehachfe ift eine Hänglibelle von 
entfprechender Empfindlichkeit beigegeben. Die für das Meffen der Höhenwinkel 
nöthige Alhidadenlibelle hat den bedenklichen Stöpfelverfchlufs und ruht zudem 
noch frei in entfprechenden Lagern. Die angewendete Conftrudtion zum Heben 
oder Senken des einen Lagers der horizontalen Drehachfe ift eine einfache und 
fichere, während die Verbindung der Mikrofkope des Höhenkreifes mit den ent- 
fprechenden Trägern nicht glücklich zu nennen ift. 
Die Firma Starke & Kammerer in Wien hatte ein portatives Paffagen- 
inftrument ausgeftellt. Der Unterbau ift ein gufseifernes Stativ mit Corredion für 
Azimuth und Höhe; das Fernrohr, in der Mitte gebrochen, hat eine Brennweite 
von 0'050 Meter, eine Oeffnung von 53 Millimeter. Der Höhenkreis (Auffuch- 
kreis) ift mit der horizontalen Achfe verbunden, kann mittelft Nonius bis auf 
eine Minute abgelefen werden. Eine entfprechend empfindliche Hänglibelle dient 
zur Ermittlung der Neigung der horizontalen Drehachfe des Inftrumentes. Der 
einfache Umlegmechanismus geftattet ein fchnelles und ficheres Umlegen ohne 
die Libelle herabnehmen zu müffen. 
Die von G. Starke im Jahre 1872 angewendete Conftrudtion für derartige 
Inftrumente hat eine Vervollkommnung in der Azimuthalcorredion aufzuweifen. 
Näheres über diefe Conftrudtion fiehe: Dr. W. Tinter, Vorträge über 
fphärifche Aftronomie, 1870; oder: Vorträge über Theorie und Gebrauch 
geodätifcher und aftronomifcher Inftrumente 1871 und 1872 (Autographien) 
Refraätoren. (Parallaktifch aufgeftellte Fernrohre.) 
Baiern, Dänemark, England und Oefterreich hatten mehr oder 
minder Vollkommenes von diefer Gattung Inftrumente ausgettellt. 
Wir wollen nun das Wichtigfte hierüber folgen laffen. 
Baiern. Das rühmlichft bekannte optifche Inftitut G. & S. Merzin 
München hatte in der deutfchen Abtheilung einen kleinen Refrador ausgettellt, 
welcher in feiner Ausführung beredtes Zeugnifs für die Vollkommenheit der 
Leiftungen gibt, welche aus diefem Inftitute hervorgehen. Das Objedtiv hat 
132 Millimeter Oeffnung und die befonders auffallend kurze Brennweite von 
1260 Meter; die beigegebenen Oculare geftatten eine Vergröfserung bis 240. 
Das Inftrument ift zum Stellen für verfchiedene Polhöhen eingerichtet. 
Sowohl Stundenkreis als Declinationskreis hat 0'190 Meter Durchmeffer; mit 
Hilfe der Nonien kann erfterer bis auf 4 Zeitfecunden, letzterer bis auf ı Bogen- 
minute gelefen werden. 
Dem Refradtor find beigegeben: ı. Ein grofses Kometenfucher-Ocular 
durch deffen Anwendung das Inftrument einen förmlichen Kometenfucher abgibt 
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
    
    
   
  
  
  
  
   
    
    
  
  
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