Telegraphen-Apparate, 19
Auch die Blitzableiter waren in ihren verfchiedenen, zum Theile fchon
wohlbekannten Formen in grofser Zahl von den Telegraphenapparate erzeugen-
den Fabriken exponirt. So fanden wir die Spitzen-Blitzableiter, wie fie für mehrere
Linien bei den öfterreichifchen Telegraphen Anwendung finden, bei der Austtel-
lung des öfterreichifchen Handelsminifteriums im Pavillon des Welthandels, beiC.A.
Mayrhoferin Wien, Wilhelm Weimer inPeft u.f. f. Fernerlieferten fogenannte
Blitzplatten dieallgemeine Tele graphenbau-Anfalt inWien,H.Keitel
in Wien und endlich in verfchiedenen Formen und Gröfsen Siemens &Halske.
Diefe exponirten auch einen combinirt enBlitzableiter mit felbft thä-
tiger Ausfchaltun £, welcher namentlich in Rufsland vielfach in Anwendung
ift. In einem Glas-Schutzkaften find die beiden in eine Station einmündenden Tele-
graphendrähte an zwei Schienen /4 und Z, geführt, zwifchen welchen fich die
Erdfchiene Z befindet. Aus jeder Schiene treten Spitzen bis nahe an die daneben
liegende Schiene hervor. An den Schienen Z, und Z, find je eine Feder 7, und
fs, angebracht, welche jede durch einen an einer Säule s befeftigten und über
eine kleine Rolle gehenden dünnen Draht d gehoben erhalten werden. Der nach
Z, kommende Linienftrom geht daher über A, d, und S, durch den Telegraphen-
apparatnach 5,, @,, 7, und Z,. Schmilzt dagegen ein Blitz den Draht d, oder d, ab,
fo fällt die Feder #5 oder A, auf einen Ambofs a, oder @, herab, und da a, mit
Ze, @, mit Z, in diredter Verbindung ftehen, fo fchaltet der Blitzableiter den
Apparat beim Abfchmelzen eines Drahtes felbftthätig aus. In der Ausftellung der
franzöfifchen Adminiftration der Telegraphen fanden wir, ebenfo beiDigney
freres & Comp., die auf. den franzöfifchen Linien in Anwendung befindlichen Blitz-
ableiter. Diefe letztere Firma ftellte auch eine neue Form von Blitzableitern aus.
In einem cylindrifchen, oben durch einen ifolirenden Pfropf gefchloffenen Glasgefäfse
befindet fich reiner Alkohol. DerLiniendraht, der den Strom und die in Folge
des Blitzfchlages eingetretene Elektricitätsbewegung zur Station führt, geht
durch den Pfropf in das Gefäfs mit Alkohol, ift in demfelben U-förmig umgebogen,
tritt an einer anderen Stelle des Pfropfes heraus und geht weiter zu den Appara-
ten. Man hat alfo nichts als eine U-förmige Biegung des Liniendrahtes in Alkohol
getaucht. Selbftverfländlich ift es nicht der Liniendraht felbft, der in Alkol
ol
getaucht ift, fondern ein anderer U-förmiger Draht, der aufserhalb des Pfropfes
Klemmfchrauben, in welche der ankommende und abgehende
geklemmt werden, befitzt. Ein dritter Draht, der durch eine Klemmfchraube mit
der Erde in leitender Verbindung ift, geht ebenfalls durch den Propf in den
Alkohol und ift feine amfreien Ende gelegene Spitze dem U-förmigen Liniendrahte
genügend genähert. Des fchlechten Leitungsvermögens des Alkohols wegen geht
der Linienftrom nicht aus dem Liniendrahte in die Spitze des Erdleitungsdrahtes,
fondern ungeftört weiter. Ein Blitzfchlag aber entladet fich im Alkohol, indem
diefer durchfchlagen wird, und geht durch den Spitzendraht in die Erdleitung,
ohne den Apparaten einen Schaden zugefügt zu haben.
Liniendraht
Der grofsen Verbreitung und der ausgedehnten Verwendung wegen fand
man felbftverftändlich unter allen Telegraphenfyftemen das M orfe’fche in feinen
verfchiedenen Formen und Nebenapparaten am zahlreichften in der Ausftellung
vertreten. Grofse und produdive Fabriken befchäftigen fich faft allein mit der.
Erzeugung der Morfe’fchen Apparate in jenen Formen, die in der Praxis am
häufigften angewendet und gefucht werden. So finden wir eine in Stücken zahl-
reiche Ausftellung bei dem Mechaniker der
Heinrich Keitel in Wien, VIII, Halbgaffe
diefen Staatstelegraphen in Anwend
öfterreichifchen Staatstelegraphen
Nr 26, welche namentlich alle bei
ung gebrachten Vorrichtungen enthält, wie
einen Morfe-Relieffchreiber für den Arbeitsftrom, einen folchen für den Ruheftrom,
einen polarifirten Farbfchreiber u.f.w. Aehnliche Ausftellungen fanden wir in
der öfterreichifchen Abtheilung von B. E sgerin Wien CA Mayrhofer in
Wien, und der all gemeinen Telegraphenbau - Anftalt in Wien.