Telegraphen Apparate. 97
und die nöthigen Apparatverbindungen herftellen. So lange dagegen das Grund-
bret aus der Vertiefung ausgehoben ift, ftellt eine aufserdem noch vorhandene
Federfchlufs-Klemme die kurze Verbindung zwifchen der in die Station einmün-
denden Luft- und Erdleitung her. Beim Wiedereinfetzen des Grundbretes wird
diefe kurze Verbindung felbftthätig wieder gelöft. Unter der Tifchplatte find die
nöthigen Batterien aufgeftellt.
Der Wärterftations-Apparatfatz befteht aus Farbfchreiber, Tatfter,
Galvanofkop und Umfchalter, welche in einem verfchliefsbaren Käftchen fich
befinden. Der Elektromagnet des zunächft für den Ruheftrom beftimmten Farb-
fchreibers hat zwei aufrechtftehende Schenkel. deren Kerne feitwärts zu einander
zugekehrten Schuhen verlängert find. Der Anker aber ift durch eine Schraube
unterhalb des Ankerhebels feftgemacht und liegt auch noch unterhalb der Schuhe.
Der Ruheftrom zieht alfo den Anker an die Schuhe empor, während ietzterer
beim Aufhören diefes Stromes abwärts fällt und das Schreibrädchen gegen den
Papierftreifen drückt. Wird der Anker nicht auf der Unterfeite, fondern auf der
oberen Seite des Ankerhebels und oberhalb der Schuhe feftgefchraubt, fo kann
der Farbfchreiber fofort mit Arbeitsftrom arbeiten.
Die für vorübergehenden Dienft beftimmten Eifenbahn- Wärter-
buden-Telegraphen find erft feit etwa einem Jahre entftanden und auf meh-
reren Eifenbahnen bereits eingeführt. Der eiferne Anker der horizontalen Elektro-
magnete ift bei diefen Telegraphen in ähnlicher Weife wie zuerft bei dem Sie-
mens’fchen Zeigerapparate mit Selbftunterbrechung und fpäter auch bei dem
Siemens’fchen Dofenrelais zwifchen die Elektromagnetpole gelegt. Ein feit-
wärts vom Anker auslaufender Arm trägt das Schreibrädchen oder Farbfcheib-
chen und an eine Rückverlängerung diefes Armes heftet fich die Abreifsfeder
an. Der ganze Apparatfatz ift in einen hölzernen Kaften eingefchloffen, welcher
fich ganz auseinanderfchlagen und deffen Thüre fich um eine horizontale Achfe
um 90° umklappen läfst und dann als Schreibpult dienen kann. Die untere Thür.
hälfte ift doppelt und es bleibt der innere Theil ftehen, während fich der äufsere
umklappt. Beim Schliefsen des Kaftens legt fich eine Metallfchiene an der Thür
an zwei Federfchlufs-Klemmen an und fchaltet den Apparat unter Herftellung
eines kurzen Schluffes der Linie aus. Beim Oeffnen der Thür wird diefer kurze
Schlufs befeitigt und der Apparat zugleich eingefchaltet. Der erfte der ausgeftell-
ten Apparate fchreibt mit einem trockenen Scheibchen aus Stiftblau, welches fich
bei jeder Unterbrechung des Ruheftromes durch fein Gewicht und die Wirkung
der Abreifsfeder auf den Papierftreifen auflegt, von diefem aber in Folge der
Ankeranziehung wieder abgehoben wird, fobald der Strom wieder gefchloffen
wird. Das Farbrädchen wird durch ein Gewicht, welches ein Räderwerk treibt,
in beftändiger Umdrehung erhalten. Der Farbfchreiber eines zweiten Apparates
befitzt ein Schreibrädchen, das in ein Gefäfs mit füffiger Farbe taucht und von
unten nach oben gegen den Streifen bewegt wird. Der Farbfchreiber eines dritten
mit einem Werke ausgerüfteten Apparates fchreibt ebenfalls mit flüffiger Farbe
und ift mit Selbftauslöfung verfehen. Die Apparate fchalten fich aber bei diefem
Telegraphen beim Oeffnen und Schliefsen des Kaftens nicht felbftthätig ein, viel-
mehr mufs die Einfchaltung mit der Hand durch einen Schieber bewerkttelligt
werden; allein fo lange der Schieber fo fteht, dafs der Farbfchreiber eingefchaltet
ift, kann der Kaften nicht gefchloffen werden.
Von den transportablen Tele graphen enthält der kleinere. auf
der indifchen Linie verwendete einen transportablen Farbfchreiber, deffen Schreib-
rädchen in ein Farbegefäfs eintaucht und eine an den Telegraphenfäulen zu
befeftigende Einfchaltevorrichtung, mittelft deren der Apparat in eine Glocken-
leitung eingefchaltet werden kann. Diefer Farbfchreiber befitzt aber kein Lauf
werk, vielmehr wird bei ihm der Streifen mit der Hand bewegt. Bei einem ande:
ren. in Rufsland gebräuchlichen Telegraphen-Apparatfatze ift der transportable
Farbfchreiber nebft Tafter und Galvanofkop in einem Kaften eingefchloffen und