Telegraphen-Apparate. 43
gebenden oder empfangenden Station gewechfelt werden. alfo mit wechfelnden
oder gleichgerichteten Strömen gearbeitet werden. Bei Anwendung diefes Syftemes
ift die Translation fehr leicht auszuführen, da die Manipulateure der Translations-
ftation nicht fynchron zu fein brauchen und nur die Schreibapparate die Ein-
richtung der Arbeitstafter zu bekommen haben. Ferner kann die Translations-
ftation mit beiden Endftationen der Partialkette in Correfpondenz treten, trotzdem
gleichzeitig die beiden Endftationen im directen Verkehre ftehen. Die Schreib-
apparate find Morfe- Relief- oder Farbfchreiber. Die Leiftungsfähigkeit diefes
Syftemes hängt von der Fertigkeit des Manipulirenden ab und können bei vier-
bis achtfacher Ausnutzung 80 bis 160 Depefchen per Stunde angenommen werden.
Beim dependenten Morfe Syfteme (Morfe-Druckapparat Bauer) können ebenfalls
vier- bis acht Manipulanten gleichzeitig arbeiten. Als Nebenapparate fungiren als
Zeichengeber eine Claviatur von 7 Taften mit dem Grundzeichen — —:_—: 0
(o entfpricht der Blanc-Tafte), und als Zeichenempfänger ein polarifirtes Relais und
ein Typenrad mit obigen Grundzeichen. Diefe Morfe-Zeichen werden mittelft des
Typenrades, das durch den Manipulateur [ynchron bewegt wird, auf den Papier-
ftreifen abgedruckt und können fodann abgelefen werden. Bei diefem Syfteme ift
für jedes Zeichen nur ein Strom nothwendig, da die Länge und Kürze durch die
Grundzeichen des Typenrades felbfi gegeben werden. Ein eigenes Lernen des
Spieles ift nicht nothwendig, da jede Tafte einzeln oder alle einen Buchftaben
bildenden zufammen niedergedrückt werden können; ebenfowenig braucht ein
gewiffer Tact eingehalten zu werden. Sämmtliche Buchftaben, mit Ausnahme von
Ah, v und 7, fowie der Zahlen o bis 9 können mit einer Umdrehung des Typenrades
gegeben werden, fo dafs das Telegraphiren äufserft rafch vor fich geht. Da das
Typenrad bei einer vierfachen Ausnützung zwei Umdrehungen in der Secunde
macht, fo können auf jedem Apparate zwei Buchftaben per Secunde gedruckt
werden. Nimmt man eine Depefche mit 20 Worten, das Wort im Durchfchnitte zu
fieben Buchftaben an, fo ergibt diefs 140 Buchftaben, alfo 57 Secunden. Im Mittel
kann man alfo eine Depefche per Minute geben, was für einen Apparat 60, für
vier Apparate 240 Depefchen per Stunde gibt. Beim independenten Druckfyfteme
(freies Hughes-Spiel) können zwei Manipulanten mittelft des Hughes Apparates
unabhängig auf einer Linie arbeiten. Die Leiftungsfähigkeit ift durch die Hughes-
Apparate beftimmt. Beim dependenten Druckfyfteme (Typen-Druckapparat Bauer)
können vier Manipulanten gleichzeitig auf einer Linie arbeiten und mittelft einer
Claviatur für jeden Buchftaben einen Strom geben, wobei fie beliebig viele Buch-
ftaben, wie fie in unmittelbarer Reihe aufeinanderfolgen, auf einmal greifen und
geben können. Diemittelft der Claviatur gegebenen Buchftaben werden durch Typen-
räder auf den Papierftreifen abgedruckt. Die Empfangsapparate mit den Typen-
rädern haben kein fynchrones Uhrwerk, fondern werden durch den Manipulateur
[ynchron bewegt. Die Leiftungsfähigkeit beträgt bei diefem Syfteme bei vierfacher
Ausnützung der Leitung ebenfalls 240 Stück Depefchen per Stunde, wobei jedoch
die Depefchen fchon vollftändig inLettern gedruckt werden und nicht erft nieder-
gefchrieben werden müffen. * |
Die grofse Verbreitung, welche die elektrifchen Einrichtungen für die
Herftellung einer Verftändigung von verfchiedenen Räumlichkeiten aus gefunden
haben, in Hotels, Fabriken u. £. w. fowohl wie in den einfachften Wohnungen,
* Die angeführten Notizen über den Bauer’fchen Illimit-Telegraphen verdanke ich der
Freundlichkeit des Herrn Bauer felbft. Sie find fo niedergefchrieben worden, wie fie mir gegeben
wurden, da der auf der Ausftellung felbft befindliche Apparat noch nicht vollftändig fertig war,
alfo auch nicht in Thätigkeit gefetzt werden konnte, wodurch felbftverftändlich ein Studium
feiner Theile und ihres Zufammenwirkens nicht möglich war. Aufserdem ift es begreiflich, dafs
Herr A. Bauer vor der gänzlichen Vollendung feines Apparates eine detaillirte Befchreibung
nicht wünfcht, da fonft vielleicht die Patentirung in einigen Ländern erfchwert würde. Wenn
auch der Apparat dem Anfehen nach complicirter erfcheint als der Meyer’fche, fo wäre es doch
möglich, dafs er diefem Apparate in der Wirkung gleichgeftellt werden könnte. Die Jury ertheilte
Herrn Bauer die Fortfchrittsmedaille, Herrn Meyer aber das Ehrendiplom.