Full text: Chirurgische Instrumente (Heft 31)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
20 Dr. Mofetig von Moorhof. 
Inftrumente für Operationen an Knochen. 
Abgefehen von den Perioftablöfern von Ollier, Langenbeck, Ver- 
neuil, und den fcharfen Löffeln zum Evidement des os von Se&dillot, den 
Meifeln von Laugier Vanzetti etc. fanden wir einen Knochenbohrer neuer 
Conftruction, der nach Laugier’s Angabe von Mathieu zuerft verfertigt wurde. 
Es beruht auf dem Principe der Bewegung durch Ineinandergreifen zweier 
Zahnräder. An einer feften Handhabe find zwei gezähnte rechtwinkelig zu einan- 
der geftellte Metallräder angebracht; ein in der Axe der Handhabe gelegenes, 
welches durch eine kleine Welle in Rotation gebracht werden kann, bewegt 
durch Eingreifen der Zähne ein zweites, gleichfalls gezähntes Rad, welches hori- 
zontal am Ende der Handhabe angebracht ift. Diefes letztere nun bewegt den 
Bohrer. Namentlich zur Anlegung der Knochennaht ift diefes Inftrument fehr 
brauchbar. Laugier hat auch ftatt des Bohrers eine kleine Trepankrone fubtti- 
tuirt, um im Knochen zu beliebigen Zwecken gröfsere Bohrlöcher anlegen zu 
können. Collin hat denfelben Mechanismus auch für gewöhnliche Trepankronen 
zur Ausführung gebracht. 
An Amputations-Bogenfägen fanden wir mehrere Varianten in Bezug auf 
die Art und Weife des Spannens, welche aber fchon bekannt fein dürften. 
Verrenkungen. Zur Einrichtung veralteter Luxationen der grofsen 
Gelenke haben Mathieu und Robert (Frankreich) einen Apparat erfonnen, 
womit der Chirurg im Stande ift ohne jede Kraftanftrengung und mit Vermeidung 
zahlreicher Affiftenz die Einrenkung vorzunehmen. In den meiften Parifer Hofpi- 
tälern find damit erfolgreiche Verfuche vorgenommen worden und Verrenkungen, 
welche zwifchen 32 und 120 Tage alt waren, mit Kraftentfaltungen von 90 bis 2IO 
Kilo reponirt worden. Der Apparat fetzt fich aus folgenden Theilen zufammen: 
Aus einer ftarken, viereckigen, gezähnten Eifenftange, welche an dem einen Ende 
einen drehbahren gepolfterten Krückenkopf trägt und zur Contraextenfion dient 
und aus einer ebenfalls viereckigen, eifernen Scheide, welche die Stange in fich 
aufnimmt und die Extenfion bewirken foll. Zu diefem Zwecke hat fie einen breiten 
Doppelgurt, welcher die einzurenkende Extremität ficher umfafst und fixirt, ein 
Zahnrad mit Schneckenfeder und Kurbel und endlich eine Sperrfeder, die in die 
Zähne der Stange eingreift und fich im gegebenen Momente durch Hebeldruck 
mit Leichtigkeit öffnen läfst. Am Zahnrad ift zugleich ein Kraftmeffer angebracht, 
das in jedem Momente die durch die Umdrehungen erzielte Zugkraft in Kilo 
abzulefen geftattet. Bei der Anwendung wird die Krücke der gezähnten Stange 
an einem feften Punkte des Körpers centralwärts vom luxirten Gelenke angepafst 
— alfo in die Ellbogen-Beuge, Achfelhöhle oder Schenkelfalte, refp. Sitzbein, 
je nachdem die Verrenkung das Ellbogen-, Schulter- oder das Hüftgelenk 
betrifft — hierauf wird der Fixirgurt am Vorder-Oberarme oder Oberfchenkel 
feftgefchnallt und nun die Kurbel'in Bewegung gefetzt. Erachtet der Operateur 
die Extenfion als genügend, fo öffnet er die Sperrfeder, annulirt dadurch fofort die 
Zuggewalt und ift nun im Stande mit der Extremität zur Vollendung der Einrich- 
tung alle jene rotatorifchen oder anderweitigen Bewegungen auszuführen, die er 
nothwendig glaubt. 
Für die Einrichtung von Luxationen im Schulter- oder Hüftgelenke haben 
Robert und Collin den Krückenkopf durch einen breiten gepolfterten Ring 
erfetzt, welcher allerdings den Schultergürtel und die Beckenfeite beffer und 
ficherer umgreift und dadurch die Contraextenfion wirkfamer geftaltet, für das 
Ellbogen-Gelenk jedoch nicht anwendbar ift. 
Diefer Apparat bildet jedenfalls einen Erfatz für den bisher üblich gewe- 
fenen Flafchenzug. 
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
    
   
  
  
  
   
  
   
	        
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