Full text: A (1. Band)

  
  
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265 Alexander (Gelehrte) — Aexanderſage % 
  
durch feine Bemühungen dahin zu bringen, einen Vergleich mit jenem 
einzugehen. Kaiſer Konſtantin wußte ihn jedoch endlich zur Annahme 
eines vermittelnden Glaubensbekenntniſſes zu bewegen, in welches 
A. jedoch ſo viele Zuſäbe einzuſchalten wußte, daß wenig von der 
beabſichtigten Vermittelung übrig blieb. — Alexander, der Heilige 
genannt, Patriarch von Konſtantinopel, ſeit 317, ſebte den Streit mit 
Arius fort und verweigerte die Zulaſſung deſſelben zum öffentlichen 
Gottesdienſte. Durch Zwangsmaßregeln des Kaiſers Konſtantin ge- 
drängt, ſoll er ſi< vor dem Altar niedergeworfen und Gott angefleht 
haben, daß er entiveder Arius oder ihn ſelbſt ſterben laſſen und auf 
dieſe Weiſe den Streit entſcheiden möchte. Zufällig ſtarb der hoh- 
betagte und kranke Arius noc an demſelben Tage, und A. verkün- 
dete darauf triumphirend dem abergläubiſchen Volke, wie Gott ſelbſt 
über den Keber gerichtet habe. Dafür, daß Gott ihn fo auffällig in 
ſeinen Schuß genommen, ward er nad) feinem 336 erfolgten Tode 
fanonifirt, d.h. der Zahl der Heiligen beigezählt. — Alexander, Biſchof 
von Lincoln, 1123, ein reicher, prachtliebender Kirchenfürſt, Freund 
und Förderer der Baukunſt, ließ eine Anzahl von Schlöſſern und 
Klöſtern erbauen, wurde päpſtlicher Legat und brachte Ordnung in 
die kirchlichen VBerhältniffe Englands. — Ermwähnenswerth tft noch 
als erſter evangeliſcher Biſchof von Jeruſalem Alexander Salomo. 
Von jüdiſchen Eltern 1799 in Poſen geboren, trat er in Plymouth 
zum Chriſtenthum über und wirkte eiſrig für deſſen Verbreitung unter 
den Juden, wurde Profeſſor der hebräiſchen Sprache am Kings-College 
zu London und 1841 Biſchof vou Jeruſalem. Er ſtarb am 23. No- 
vember 1845 guf einer Reiſe von Syrien nach Kairo. 
Alexandex iſ au< der Name mehrerer Gelehrten. — A. von 
Aphrodiſias, der „Exeget“ genannt, lebte zu Anfang des dritten 
Jahrhunderts zu Athen und ſtellte mit Erfolg die dur ſpätere Zu- 
ſähe entſtellte Lehre des Ariſtoteles wieder in ihrer Reinheit her. — 
A. von Hales, Profeſſor der Theologie zu Paris 1222, erhielt wegen 
ſeiner unwiderleglichen Argumente den Beinamen „der unwiderleg- 
liche Meiſter“. Er ſchrieb außer vielen andern Werken die „Zumma 
theologiae“ und die erſte Moraltheologiez er ſtarb 1245. — Auch 
Y. ab Alefjandıo, geb. 1445, ein neapolttanischer Nechtsgelehrter, 
iſt erwähnenswerth. Empört über die Rechtsverdrehungen der neapo- 
litaniſchen Richter, wandte ex ſich von der Rehtswiſſenſchaft ab und 
den humaniſtiſchen Wiſſenſchaſten, der Philologie und Archäologie, 
zu; er ftarb 1523 zu Rom. 
Alexaudex , William, \. „Stirling“. 
Alexauderſage; umfaßt den Kreis von Mythen und Dichtungen, 
welche ſi< um die Perſon Alexander des Großen gruppiren und 
{on im Alterthum, vornehmlich aber im Mittelalter, weiter aus- 
gebildet wurden. Die Veranlaſſung hierzu liegt ſehr nahe. Ueber 
Alexander den Großen fchwebte, wie wir aus feinem Lebensbilde (1. 
„A. d. Gr.”) erkannt haben, der ganze Zauber einer großartigen, 
von Thaten und Wiffensdrang erfüllten Heldennatur. Kein Wunder 
daher, wenn ſeine Geſtalt von einem ſeltenen Glanze beleuchtet, von 
einer poetiſchen Glorie umſtrahlt erſchien. Sein Leben und Wirken 
war ſo ungewöhnlich, ja js wunderbar, daß fi bald-Sage und 
Dichtung an ihm aufranfte und fein wahres Wejen verhüllte, und 
daß infolge deſſen die Volksphantaſie ſpäterer Zeiten und Geſchlechter 
fich jener Heldengeftalt bemächtigte und die geſchichtlichen Groß- 
thaten. no< mit den Zaubergebilden der Poeſie ausſ<müd>te. Jn 
deſto verklärterem Lichte erſchien den ſpäteren Geſchlechtern die Helden- 
geſtalt ſelbſt. Wenn nun die romantiſchen Anſchauungen des Mittel- 
alters ſchon von der antiken Heldenſage (z. B. dem Trojaniſchen Krieg, 
des Aeneas? Fahrten u. dergl.) zu poetiſchen Arbeiten angelo>t wur- 
den, ſo mußten zu einer Zeit, wo ſich infolge der Kreuzzüge die Blicke 
ohnehin nach dem Morgenlande lenkten, um jo mehr die wunder: 
baren Züge und Thaten Alexander's des Großen die Phantaſie er- 
regen und zur Dichtung begeiſtern. Unter den gelungenſten dich- 
teriſhen Schöpfungen ſolcher Art ſteht das Alexander -Epos des 
Pfaffen Lamprecht (aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahr 
  
Alexanderſaule — Alexanderzug 266 
hunderts) obenanz; weniger Anerkennung hat der „Alexander“ des 
Nudolf von Ems gefunden, ferner der A. von Ulrich von Eſchenbach, 
der na einem lateiniſchen Original arbeitete, endlich der A. von 
Seifried. Nur einen Zweig der ſogenannten Alexanderſage be- 
handelte das Gedicht „Alexander und Antilois“ von einem unbe- 
kannten Verfaſſer, welcher lediglich die Abenteuer des makedoniſchen 
Helden mit dem Zwerg des Antilois erzählt. 
Alexanderſúule, die in Petersburg zu Ehren des Kaiſers 
Aferander I. aufgerichtete Granitfäule, der größte Monolith in Eu- 
ropa, 7 Meter di> und 32 Meter lang. Jn ihrer ganzen Höhe mißt 
dieſe Niefenfäule mit ihrem granitenen Piedeſtal und dem bronzenen 
Engel auf ihrer Spite 52 Meter. Sie wurde am 3. Auguft 1832 
von 400 Arbeitern und 2000 Soldaten, die unter Alerander gedient 
hatten, mittels 60 Winden in nicht einer vollen Stunde aufgerichtet. 
Die Seitenfelder des Würfels, der das Piedeſtal bildet, ſind mit 
allegoriſchen Darſtellungen, den Jahreszahlen 1812, 1813, 1814, 
und mit der Inſchrift: „Alexander I. das dankbare Rußland“ geziert. 
Alexandexrsbad, ein an der nördlichen Spitze des Fichtelgebirges 
im bayeriſchen Kreiſe Oberfranken bei Wunſiedel in einer fruchtbaren 
und romantiſchen Gegend gelegenes, wegen ſeines alkaliſch-ſalzigen 
und eifenhaltigen Sauerbrunnens früher jehr befuchtes Bad. Jn der 
Nähe liegt das vielbeſuchte Felſenlabyrinth, das ſeit einem Beſuche 
der Königin Luiſe von Preußen daſelbſt im Jahre 1805 den Namen 
„Luiſenburg“ führt und herrliche Ausſichten darbietet. Auch die 
940 Meter (2900 Fuß) hohe Köſſeine wird wegen ihrer Fernſicht 
von den Badegäſten oft beſtiegen. 
Alexanderſchlacht, ein bei den Ausgrabungen zu Pompeji 1831 
aufgefundenes antifes Mofaifgemälde, jebt im Muſeum zu Neapel 
befindlich. Es ſtellt na< Einigen die Schlacht bei Jſſus, zwiſchen 
Alexander und Darius, nah Anderen die zwiſchen Hannibal und 
Marcellus dar. (Man vergl. den Artikel „Pompejaniſche Malerei“.) 
Alexanderzug , eines der großartigſten Meiſterwerke der neueren 
Skulptur, welches den Einzug Alexander's des Großen in Babylon 
darſtellt und den berühmten däniſchen Bildhauer Bertel Thorwaldſen 
zum Urheber hat. Dieſe herrlihe Schöpfung, durchaus im Geijt der 
Antike gehalten, entſtand zuerſt im Jahre 1811, als die Säle des 
Quirinaliſchen Palaſtes in Rom, den ſi<h Napoleon zur Sommer: 
refidenz erkoren hatte, durch Bildnerarbeiten geſ<hmüd>t werden ſoll: 
ten. Thorwaldſen übernahm damals einen großen Fries und wählte 
in Anſpielung auf den Urheber und auf das päpftliche Babel zum 
Gegenſtand ſeiner-Arbeit den bekannten Siegeseinzug Alexander's 
des Großen in die alte babyloniſche Weltſtadt. Der gewandte Meiſter 
ſtellte das Relief in Gips, das eine Fläche von faſt 20 Metern (60 Fuß) 
Länge einnahm, in der unglaublich kurzen Friſt von drei Monaten her. 
Eine von gleicher Seite darauf in Marmor gewünſchte Aus- 
führung des Kunſtwerkes vollendete der Künſtler, da inzwiſchen Na- 
poleon’3 Sturz erfolgte, im Auftrag des Grafen Sommariva für 
deſſen Villa am Comerſee, und er fügte bei dieſer Gelegenheit noh 
eine neue Schlußgruppe hinzu, welche ſein eigenes wie des Grafen 
Bildniß aufweiſt. Späterhin (1829) wurde Thorwaldſen noch ein- 
mal veranlaßt, das Relief in einem Marmorſfrieſe herzuſtellen und 
zwar für das königliche Schloß Chriſtiansborg in Kopenhagen, deſ- 
ſen ausgedehnte Räume eine Erweiterung und beſſere Abrundung 
der einzelnen Gruppen ihm geſtatteten. Ju einer Zeichnung iſt das 
herrliche Kunſtwerk zuerſt dur< den Hiſtorienmaler Friedrich Over- 
be>, ſpäter auh dur<h Samuel Amsler in einem trefflich ausgeſühr- 
ten Reliefſtih dargeſtellt worden. — Den Stoff zu ſeinem Werke 
hat der Urheber aus der Lebensbeſchreibung Alexander des Großen 
von Curtius Rufus entnommen. Nach ſeinem lebten großen Siege 
über den Perſerkönig bei Arbela und Gaugamela war Alexander 
mit dem Kern ſeiner Macht über den Tigris nah der Weltſtadt 
Babylon aufgebrochen, wohin fih mit einem Theile der geſchlagenen 
Armee der perſiſche Feldherr Mäzaos geſlüchtet hatte. Vor dem 
Glück und Genie des großen Königs ſich beugend, zog Mäzaos, im 
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
  
  
  
  
   
  
   
  
   
  
   
  
   
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