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der „amerikaniſche Titian“ genannt, wurde am 5. November 1779
bei Georgetown in Südcarolina geboren. Er ftudirte anfänglich
Medizin und widmete fich erſt fpäter der Malerfunit. Nachdem er
von 1801 an die Akademie zu London vier Jahre lang beſucht hatte,
ging er 1804 über Paris nah Rom und trat hier in ein freundichaft-
liches Verhältniß zu Thorwaldſen und Coleridge. Jn ſein Vaterland
zurügekehrt, verweilte er daſelbſt bis 1811, begab fich hierauf wieder
nad) England und errang hier den großen Preis der British Institu-
tion. Jm J. 1818 verweilte er wiederholt in Paris, wurde 1819 zum
Mitgliede der Engliſchen Akademie ernannt und fehrte 1820 nad
Nordamerika zurück, um zu Cambridgeport bei Boſton ganz ſeiner
Kunſt und ſeinem Dichtertalent zu leben. Er ſtarb am 8. Juli 1843.
Die Stoffe ſeiner Gemälde hat er meiſt der bibliſchen Geſchichte ent-
nommen umd oft in hochpoetifchem Style ausgeführt. Unter feinen
dichteriſchen Erzeugniſſen gelten als die vorzüglichſten : „The sylphs
of the seasons“ (London 1813), „Monaldi“ (Boſton 1842) und
„Lectures on art“, die 1850 nah ſeinem Tode in New-York erſchienen.
alludiren, anfpielen, hindeuten auf Etwas, ſticheln.
Allumette (ſpr. allümétt), Zündhölzchen, |. „Feuerzeug“.
Alliire, die Gangart und Haltung, auch das Fußgeftell bei Vfer-
den; weiterhin die Fährte oder Spur von Thieren überhaupt.
Allufion, eigentlich Anfpielung, ift das mehr oder weniger ver
ftedte Hindeuten auf einen Gegenſtand oder auf Verhältniſſe, die
man nicht gerade nennen oder offen bezeichnen will. Indem man
ſcheinbar von ganz anderen Dingen ſpricht, lenkt man die Aufmerk-
ſamkeit auf Etwas, das offen zu verſpotten oder zu tadeln nicht rath-
ſam erſcheint, und erzielt ſomit oft eine ſ{<neidendere Wirkung als
durc unverhüllten Spott und Tadel. Ein gut durhgeführtes Beiſpiel
aus der neueren Zeit gewährt die im J. 1866 von A. Nogeard ver-
faßte Schrift „Les propos de Labiénus“ (Geſpräche des Labienus),
in welcher der Verfaſſer die Zeitverhältniſſe des Auguſtus zum Thema
nimmt, in Wirklichkeit aber die Zuſtände Frankreichs unter Louis
Napoleon III. einer fcharfen Geißelung unterzieht.
alluſoriſh , anſpielend, hindeutend auf Etwas.
Alluvium, Alluvialgebilde. Unter dieſen verſteht man (mit
einziger Ausnahme des Torfes, der pflanzlichen Urſprungs iſt) dem
Mineralreiche zugehörige Ablagerungen aus Waſſer an Quellen,
Flüſſen, Landſeen und Meeren, welche zum Theil {hon längere Zeit
vor dem Auſtreten des Menſchengeſchle<tes auf unſerm Planeten
als oberſter und jüngſter Zuwachs zux feſten Erdkruſte Plak gegriffen
haben mögen, indeß immer in einer Art und Weiſe, wie ſie der
Menſch heute no< beobachten kann. Dieſen Grundcharakter aller
Arten von Anſchwemmungen theilen aber auch die Laven, fchladfige
und jhlammige Auswürfe der Bulfane, ſowie die aus dieſen Aus-
würſfen entſtandenen Tuffbildungen. Als ihnen gemeinſam iſt her-
vorzuheben, daß ſie ohne Ausnahme Gebilde mit ganz unregelmäßi-
ger Folge der Aufeinanderlagerung ſind und ſi< mit ſehr ungleichen
Mächtigkeiten an der Fort- und Umbildung der Erdkruſte betheiligen,
daß alle organiſchen Reſte, welche ſih in ihrem Bereiche vorfinden,
mit den Organismen der lebenden Schöpfung übereinſtimmen und
daß ihre Glieder, ſo zahlreich ſie ſind, auf die Oberflächengeſtaltung
unſerer Erde im großen Ganzen einen merklichen Einfluß doch nicht
ausüben. Um dieſe Ablagerungen nun den übrigen Gliedern der
feſten Erdkruſte, namentlich den älteren, den ſo zu ſagen in regel-
mäßigen Abſtänden darunter liegenden Gebirgsformationen gegen-
über, mit einem gemeinſamen Namen zuſammenzufaſſen, hat man
ſie „Alluvialgebilde“ mit ihren Aequivalenten (gleichalterigen Ge-
fteinsbildungen) genannt. Viel einfacher aber faßt man jowol die
durch die Wirkſamkeit der Gewäſſer entſtandenen, wie die nur der
Entſtehungszeit na< der Alluvialperiode angehörigen Bildungen
unter dem Namen recente Bildungen zuſammen. Zu ihnen
gehören zunächſt: Sand, Lehm und Geſchiebe, die Dünen an den
Meeresgeftaden, die Steppen - oder Flutſandfelder in Binnenlän-
Er ee nn
lo Hceliopalie.
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Memphis «e
Nr. 268. Delta des Uil um 400 vor Chr.
Memphis ©
Nr. 269. Delta des Mil in der Gegenwart.
Meeresfalkitein, Korallenriffe, Nogenfteinbildung wie nicht minder
Snfuforienihafen-Ablagerungen in ſtagnirenden Wäſſern. — Aus
der Reihe der erſtgenannten zeigen ſich die Delta-Bildungen am
Nil (Nx. 268, 269), Ganges, Miſſiſſippi und an anderen Strömen von
hervorragender Entwicklung. Sie beſchaffen einen Erdzuwachs nur
landaus3wärts und ſchieben das Feſtland bisweilen ſehr raſch vor, ſo daß
Orte, deren die ältere Geſchichte als Seehäfen erwähnt, jett oft Meilen
weit landeinwärts liegen. Von den Dünen, d. h. dur< den Wind an
der Meeresküſte zuſammengewehten Sandhügeln, wird das Material
— feiner, mit etwas Schalen und Pflanzenreftchen vermengter Duarze
ſand — je nah dem herrſhenden Winde landein- oder landauswärts
angeſeßt und iſt in beiden, beſonders aber in erſter Richtung, den
Menſchen oft äußerſt verderblich. Felder, Gärten und Waldungen,
ganze Dörfer und Städte werden verweht; in franzöſiſchen Landes-
theilen der Gironde und der Landes nimmt man das jährliche Ein-
rüden der Dünen zu 20 bis 25 Meter anz dort iſt das Städtchen
Mimizan bis zur Hälfte verſchüttet; an den Küſten von Schleswig
und Jütland findet man dieſelben Verheerungenz hier tft beſonders
die Inſel Sylt bedroht; das Dorf Nantum war {hon 1831 bis auf
drei Häuſer begraben. Auch an den Küſten der Oſtſee ſind Wal-
dungen 613 an die Wipfel hoher Kiefern verfandet, z. B. von dem
Schmolſiner Forſte an 8000 Morgen in etwa 50 Jahren. Im der
Nähe des Grünen Borgebirges dagegen fchreiten die Dünen bis zu
200 Meter Höhe auswärts vor und betten den Sand der Weſtſahara
in langgedehnten, der Schiffahrt gefährlichen Bänfen nieder. Doch
auch der Steppenjand dreht fih wie ein Wirbel; z. B. bei Olkuſh
in Südweſtpolen ſind die Halden eines alten Bleibergbaues mit 3
dern, die Dammerde, dann Kalktuff, Kalk- und Kieſelſinter, jüngſter
bis 4 Meter hohem Sand überweht, ſo daß man Schächte abteufen
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