7 nbbeizen — abdampfen
£ Abde>er — Abdul-Medſcid 8
Schre>enszeit verſuchten es wol einzel
zu verſchaffen, doch die Periode der Konſulatregierung zeigte fich
ihnen eben ſo wenig günſtig, als der auf den Kaiſerthron gelangte
Napoleon. — Die Kleidung der Abbés beſtand in einem ſ{war-
zen oder dunkelvioletten Gewande, ihr Haar war in eine gerundete
Form gebra<ht. — Abbayes de savans nannte man die Kleine
Anzahl gelehrter Weltgeiſtlichen , welche die Verleihung ihrer Ein-
fünfte wirklich ihrem Wiſſen und ihrem Verdienſte zu danken hatten.
abbeizen, \. „beizen“.
Abberufung, ſchriftlicher Befehl, daß ein Bevollmächtigter ſeine
Wirkſamkeit einſtellez — daß Angehörige eines Landes aus den
Dienſten eines ſremden Staates zurückkehren ; — daß die Akten
eines Prozeſſes von einem Untergerichte an das Obergericht ab-
gegeben werden.
Abbeville, die Hauptſtadt eines Bezirkes gleichen Namens im
ſranzöſiſhen Departement Somme, entſtanden aus -der Meierei
einer Abtei, woher auch der Name (Abbatis villa), ift berühmt
geworden durch die hier gemachten Funde der für die Entwicklung
und Geſchichte unſeres Geſchlechtes ho<hwichtigen vorhiſtoriſchen
Feuerſteinwaffen und Geräthe. Siehe „Alterthümer des Menſchen-
geſhle<t3“, „Menſch“. Jn der Nähe befindet ſich eine Eiſenquelle
und ein Schloß Hugo Capet's; die Stadt mit 20,000 Einw. hat
beträchtliche Tuch- und Wollfabriken. i
abbinden, ein ſaugendes Thier von der Mutter trennen ; —
die nöthigen“ Neifen um ein Faß legen; — das Zimmerholz zu
einem Bauwerke vollſtändig zurichten ; — geſunde Theile von kran-
ken trennen; — das Anlegen der Klingen beim Fechten.
Abbitte(Rechtsw.), eine früher bei Jnjurienklagen übliche, dem
BVeleidiger auferlegte Erklärung, daß er es bedauere, den Beleidigten
gekränkt zu haben. : :
Abbotsford, Schloß am Tweed in der ſchottiſchen Grafſchaft
Selkirk, bekannt als Landſiß von Six Walter Scott, der daſſelbe
zu einem anmuthigen Muſenſiß umzuſchaffen wußte.
abbraffen (Seew.), den Raa- oder Hauptſegeln bei günſtigem
Winde freieren Spielraum verſtatten, während man ſie, wenn der
Wind von vorn oder ſeitwärts kommt, an- oder aufbraßt.
Abbreviatoren, päpſtliche Beamte (Kardinäle, geringere Prie-
ſter und Laien), welche in der päpſtlichen Kanzlei Breven und
Sendſchreiben zu entwerfen und auszufertigen hatten.
Abbreviatux, eine Abkürzung in Schrift oder Dru.
A-B-C, zunächſt die drei erſten Buchſtaben als Bezeichnung
für ſämmtliche Buchſtaben eines Alphabetes; dann die Anfangs-
gründe einer Sache. — ABCſchügen (Abedarii) war im Mittel-
alter ein Spottname für die von Ort zu Ort wandernden Schul-
fnaben im Gefolg@zder Bacchanten oder „fahrenden Schüler“ (\. d.
Art. ), die dere@WWensunterhalt meiſtens dur< Stehlen (in der
Schulſprache Schießen) herbeiſchaffen mußten.
Abshalen, ein Exiegerifches, etwa 100,000 Seelen zählendes, von
den Ruſſen unterworfenes Bergvolk in Abchaſien, am Südabhange
des Kaukaſus. Weiteres ſiehe „Kaukaſus-Völkexr“. _
Abd (arab.), Knecht, Sklave; in Zuſammenſeßung mit Namen.
Daher Abd-Allah, ſoviel als Kneht Gottes, Beiname vieler her-
vorragender Muhamedaner, theils von Verwandten Muhamed's
ſelbſt, theil& vow anderen Fürſten und Feldherren ; Abd-el-Kader,
Knecht des Allmächtigen ; Abd-el-Kerim, Knecht des Barmherzigen.
Abdachung, in der phyſ. Geographie die allmählige Abnahme
der Bodenerhebung eines Landes nah dem Meere zu, ſowie der
allmählige Uebergang der Gebirge in die Ebene.
abdampfen(Techn.) oder evaporir en (verdunſten, abdunſten),
hat den Zwe, die in einer Flüſſigkeit enthaltenen nichtflüchtigen
und flüchtigen Subſtanzen dadurch von einander zu trennen, daß
man die lebßteren dur< freiwillige Verdunſtung an offener Luft
oder vermittelſt künſtlich erzeugter Wärnie oder in einem abgeichloj-
ſenen Raume, mit oder ohne Luftzutritt in Dampf überführt.
ne, ſih von Neuem Geltung
Das Abdampfen in einem luftverdünnten Raume (Vacuum) beruht
auf der Thatſache, daß das Sieden. wegen des geringen Luftdrucks
leichter vor ſi geht, als bei gewöhnlichem Atmoſphärendru>.
Abdec>ex, Caviller, Schinder oder Waſenmeiſter, heißen die mit
dem Wegräumen und Abledern gefallener Thiere beſchäftigten Leute.
Abd-el-Kader, ein arabiſcher Häuptling, geboren 1807 in der
Ghetna bei Maskara in Algerien, machte ſi< einèn berühmten
Namen im dem ausdauernden Freiheitsfriege, den er ar der Spike
ſeines Volkes gegen die Franzoſen führte. Nach oft ſiegreichen
Kämpfen ward er jedoch gezwungen, fich am 23. Dezember 1847
zu ergeben, worauf ev als Gefangener nad Frankreich gebracht
wurde. Nachdem er 1852 ſeine Freiheit wieder erlangt, wohnte er,
den Studien lebend, abwechſelnd in Konſtantinopel und Damaskus.
Abdera, altgriechiſche Stadt in Thrazien, Geburtsort mehrerer
bedeutender Männer, wie Demokritos, Protagoras u. A. Gleich-
wol ſtanden ihre Einwohner im Rufe angeborner Thorheit, und die
Bezeichnung „Abderiten” galt bei den Alten in ähnlicher Weife ala
Spottname, wie bei uns etwa Schöppenftädter oder Schilöbürger;
daher der Titel einer fatyrifchen Erzählung von Wieland.
Abdikation, Abdankung eines Regenten, wie z. B. die Thron-
entſagung Kaiſer Karl's V.; ſodann die Niederlegung einer Würde
oder eines Amtes; überhaupt endlich auch die Entſagung eines
Rechtes, 3. DB. der Anwartſchaft auf eine Erbſchaft.
abdominal, was den Bauch (abdomen \. „Bauch“) betrifft,
3. B. Abdominal-Krankheiten ſo viel als Krankheiten des Unter-
leibes. — Abdominales, die Bauchfloſſer unter den Fiſchen.
Abdru, jedes dur< Dru> hervorgebrachte Gebilde , das vom
drücienden Körper ein möglichſt getreues Abbild giebt, beiſpiel8weiſe
in der Natur: Abdrüde in Stein, 3. B. von vorweltlichen Thieren
oder Pflanzen in Thonſchiefer u. |. w. ; ſodann künſtliche Abdrücke,
z. B. von Pflanzenblättern auf Papier mittels Anwendung dünn-
flüſſiger Oelfarbe (ſiehe „Naturſelbſtdru>“); weiterhin au<h von
Münzen, von Petſchaften beim Siegeln u. |. w. — Der Abdrud
eines Manuſkriptes oder eines ſhon gedru>ten Werkes iſt die Dar-
ſtellung und Vervielfältigung deſſelben vermittelſt beweglicher
Lettern von Blei, die zu einem ſogenannten Schriftſaßze auf ein-
zelnen Kolumnen (d. i. Seiten) von dem Schriftſezer zuſammen-
gefügt werden. — Endlich kennt man in der Kunſt noh Abdrücke
von Zeichnungen, die entweder auf Stein von dem Lithographen
mittels Kreide oder Tuſche entworfen, oder in Stahl und Kupfer
mittels des Stichels oder der Nadel von dem Kupferſtecher ein-
gegraben oder radirt worden. Als beſonders werthvoU gelten die
zuerſt von den Kupferplatten genommenen Abdrücke, gewöhnlich
avant la lettre (d. i. vor der Schrift) genannt, weil ſie eher ge-
druckt werden, als die Platte mit der Unterſchrift verſehen iſt.
©. aud) „Epreuve d’artiste‘“.
Abdul-Aziz, türkiſcher Großſultan, geb. am 9. Februar 1830,
beſtieg als Großherr den Thron am 26. Juni 1861. Während er
anfänglich fanatiſche alttürkiſche Anſichten zur Geltung zu bringen
ſuchte, wandte er fich ſpäter immer mehr der abendländiſchen An-
ſhauung zu, gewährte Religionsfreiheit und unternahm — was bis
dahin kein Sultan gethan — Reiſen na< England, Frankreich und
Deutſchland. Die Vaſallenſtaaten der Türkei, Serbien, die Moldau
und Walachei, Aegypten und Tunis, gelangten unter ſeiner Regie-
rung zu größerer Selbſtändigkeit. Sein Bruder und Vorgänger
Abdul-Medſid, türkiſcher Großſultan, geb. 23. April 1823,
regierte vom 1. Juli 1839 bis 25. Juni 1861 über das in immer
größeren Zerfall gerathene Osmaniſche Reich, deſſen Beſtand kurze
Zeit nach der Thronbeſteigung des Padiſhah Mehemed Ali von
Aegypten und Jbrahim Paſcha, deſſen kriegeriſcher Sohn, aufs
Aeußerſte bedrohten. Ohne die Intervention der europäiſchen Groß-
mächte wäre die Pforte damals verloren geweſen. Der zu Gunſten
der Türkei am 15. Juli 1840 abgeſchloſſene Vertrag ſtüßte jedoch
wieder etwas das erſchütterte Gebäude der türkiſchen Herrſchaft.
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