Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
619 Androlithen — Andronikos 
  
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Andronikos — Andronifom 620 
  
Andrslithen oder Anthropolithen, verſteinerte Menſchenknochen 
oder foſſile Ueberreſte urweltlicher Menſchen. 
Andromache, Tochter des Königs Eëtion im ciliciſhen Theben, 
die Gemahlin des Hektor, wird uns als eine der edelſten Frauen des 
Alterthums, als ein Muſter inniger Gattenliebe geſchildert. Sie iſt 
von Homer und Virgil gefeiert worden, au< von Euripides durc 
eine Tragödie, die ihren Namen trägt, verherrlicht. Nach allem 
Glück, das ſie in der reinen und heiligen Liebe zu ihrem Gatten 
fand, war ihr ſpäter ein höchſt tragiſches Schikſal beſchieden. Homer 
ſchildert uns zunächſt A. in ihrem Zuſammentreffen mit Hektor, als 
dieſer nah dem Schlachtfelde vor den Mauern Troja’3 zurückkehrt. 
Mit Thränen im Auge naht fie dem Geliebten und feine Hand um- 
ſhließend fleht ſie ihn an, fich ihrer und des gemeinſamen Kindes zu 
erbarmen und fein Leben nicht in der mörderiſchen Feldſ{hlacht zu 
wagen. Schon ihren Vater (Eëtion) und ihre ſieben Brüder habe 
der ſhre>lihe Achilleus erſchlagen, au< die Mutter ſei ihr durch den 
Tod entriſſen. „Du, Hektor“, ruft ſie voll Schmerz, „biſt mir nun 
Vater und Mutter und Bruder, o du mein blühender Gatte! So 
erbarme dich meiner, daß ih niht als Wittwe und das Knäblein 
als Waiſe dir nahweinen!“ Erſchüttert dur ſolhe Worte, bezeigt 
ihr Hektor zwar ſeine Theilnahme, aber mit männlichem Ernſt 
weiſt er hin auf ſeine Pflicht und Ehre; dann eilt er, nach zärt- 
lichen Liebesbezeigungen gegen Gattin und Söhnlein, zurü> auf 
den Kampfplaßz. Als er dann ſpäter dur<h Achilleus gefallen, 
hält ihm A., welche den theuren Gatten von dem wüthenden 
Feinde durch das weite Feld um Troja fchleifen fah, eine rührende 
Todtenklage, die aus dem leßten Geſang der Jliade bekannt iſt. 
Nach Troja's Eroberung ward ihr Knäblein (Aſtyanax) vor ihren 
Augen von einem Thurme herabgeſtürzt, ſie ſelbſt aber fiel als Beute 
dem Sohne des Todfeindes, dem Pyrrhos , zu. Von dieſem wurde 
ſie als Keb3weib behandelt und ſpäter, als ex mit Hermione Jich 
vermählte, ſeinem Sklaven Helenos, einem Bruder des Hektor, über: 
wieſen. Nachdem aber Pyrrhos durch die Hand des Oreſtes gefallen 
war, zog A. mit Helenos na< Chaonien in Epiros, wo beide ein 
kleines Reich gründeten. Dort beſuchte ſie Aeneas und traf ſie (wie 
uns Virgil im dritten Buche ſeines Epos ſchildert) bei einer Todten- 
feier zu Ehren des unvergeſſenen Hektor. A. hatte dem geliebten 
Todten ein Denkmal aus Raſen und zwei Altäre errihtet und war 
gerade damit beſchäftigt, die Manen des Verſtorbenen zum leeren 
Grabmal zu rufen, weil daſſelbe nicht die Aſche des Theuren umjchloß. 
— Nach dem Tode des Helenos ſoll A. mit ihrem Sohne Pergamos 
ſih nah Aſien begeben haben, wo der Lektere die na< ihm benannte 
Stadt gründete. Dort ward auch der A. nah ihrem Tode göttliche 
Verehrung zu Theil und ihr ein Heiligthum errichtet. 
Andromeda, Sternbild am nördlichen Himmel, ſtellt eine an 
einen Felſen gefeſſelte Jungfrau dar (Nr. 575). A. war die Tochter 
des äthiopiſchen Königs Kepheus und der Kaſſiopeia. Lektere hatte 
ſich gerühmt, die Nereiden an Schönheit zu übertreffen. Neptun, der 
Vater der Nereiden , darüber erzürnt, ſandte ein Seeungeheuer, dem 
der König ſeine Tochter A. zu opfern ſih entſchloß. Die Jungfrau, 
an einen Felſen geſ<hmiedet, das Ungeheuer erwartend, wurde von 
Perſeus errettet und von ihm zu ſeiner Gemahlin erhoben. 
Andronicus, Livius, aus Tarent gebürtig, gerieth als Knabe 
na< Eroberung ſeiner Vaterſtadt in römiſche Gefangenſchaft und 
wurde Sklave des Livius Salinator, der mit dem Konſul Claudius 
Nero durch die Schlacht am Metaurus gegen Hasdrubal den Sieg über 
Rom entſchied. Seine Talente verſchafften ihm die Gunſt ſeines 
Herrn und ſeine Freiheit. Er ſchrieb zuerſt um 240 v. Chr. in Rom 
Tragödien in lateiniſcher Sprache nah griechiſhem Muſter. Ebenſo 
glü>lih war er im Luſtſpiel; ſein populärſtes Werk aber ſcheint eine 
Ueberfeßung der Odyſſee geweſen zu ſein, die no lange in Schulen 
geleſen wurde. Von dieſen Werken ſind nur no< Fragmente vorhanden. 
Andronikos, griechiſcher Name mit der Bedeutung Männerbe- 
ſieger. — Andronikos von Kyrrhos galt für den Erbauer des Thur- 
mes der Winde in Athen (\. d.). 
  
  
  
Andronikos, Name von vier byzantiniſchen Kaiſern. Androni- 
fos 1. Sohn Jſaak's und Enkel des Kaiſers Alexios Komnenos, 
erregte wegen ſeiner großen Beliebtheit beim Heere den Argwohn 
des Kaiſers Manuel, der ihn 1142 in Gewahrſam bringen ließ. 
Nach zwölfjähriger Gefangenſchaft gelang es ihm endlich, zu entfliehen 
und bei dem Großfürſten Jaroslaw in Kiew Zuflucht zu finden. 
Später ſöhnte ‘er ſih vorübergehend mit Manuel aus und leiſtete 
dieſem mit ruſſiſchen Truppen Hülfe gegen die Ungarn. Nach Ma- 
nuel’3 Tode (1180) wußte er die Krönung des jungen Alexius durch: 
zujeßen, dei er jedoh 1183 erdroſſeln ließ, worauf er ſi der kaiſer- 
lichen Gewalt bemächtigte. Mit Muth, Kraft und Milde führte er 
als der lebte der Komnenen das Scepter, bis er 1185 bei einem Auf- 
ſtande Thron und Leben verlor. — Andronikos IL. der Aeltere, 
Sohn des Kaiſers Michael Paläologos, war erſt Mitregent ſeines 
Vaters, von 1283 an jedo< Alleinherrſcher, und wurde vom Papſt 
Clemens V. 1307 in den Bann gethan, weil er ſi der Vereinigung 
der griechiſhen und lateiniſchen Kirche widerſeßte. Er ſtarb vier 
Jahre nach ſeiner Entthronung dur ſeinen Enkel A. TIT. in einem 
Kloſter 1332. — Dieſem, Andronikos TI. , dem Jün geren, ge- 
lang es wol, im J. 1328 dur< Waffengewalt, nachdem er Kon- 
ſtantinopel überfallen und ſeinen Großvater, der ihn wegen Bruder- 
mordes vonder Thronfolge ausgefchloffen, gezwungen hatte, fich in ein 
Kloſter zurü>zuziehen, ſich der Herrſchaft zu bemächtigen, rühmlichere 
Erfolge in ſeinen Kämpfen gegen ſeine Nachbarn laſſen fich jedoch 
niht verzeichnen. Sm Gegentheil verlor er durch unglücklich ge: 
führte Kriege gegen die Türken, gegen König Stephan VI. von Ser: 
bien ſowie gegen die Genueſen große Stücke ſeines Reiches; an die 
Erſteren das Gebiet bis an den Bosporus, an den Zweiten Bulga- 
rien und an den Leßteren Chios und Lesbos. Er I 
Andronikos IV. der Enkel des Vorigen, verband ſich, verſtoßen von 
ſeinem Vater, 1385 mit Sardſchi, dem Sohne des türkiſchen Sultans 
Amurad I. zum Sturze ſeines Vaters, gerieth aber in deſſen Gewalt 
und wurde geblendet und eingekerkert. Es gelang ihm zwar 1389, 
zu entfliehen und mit Hülfe des Sultans Bajaſid ſeinen Vater zu 
verdrängen, allein {on 1390 trat er die Herrſchaft wieder freiwillig 
an jenen ab und begnügte ſi< mit dem Beſitz von Selymbria, He 
vaklea, Theffalonich und einigen andern Orten. 
  
Nr. 575. Sternbild der Andromedn. 
Andronikow (Jwan Malchaſowitſh, Fürſt),-ruſſiſher General, 
bekannt geworden in den orientaliſchen Kriegen Rußlands 1826 
bis 1828 und 1853 bis 1854. Geboren 1801 zu Tiflis und Nach- 
komme eines berühmten alten Geſchle<hts, das ſeine Abſtammung 
vom griechiſchen Kaiſer Andronikos Komnenos ableitete, widmete er 
ſich frühzeitig dem Kriegspdienfte, und focht bereit3 1826 mit Aus- 
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