Full text: A (1. Band)

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781 Apodeipna — Apokalypſe 
hon hinreichend diejenige andeutet, welche die ganze Familie aus- 
zeichnet. Troß der großen Giftigkeit vieler Arten, liefern doh merk- 
würdigerweiſe einzelne einen genießbaren Milchſaft, z. B. die Hya- 
Hya des britiſchen Guyana (Tabernaemontana utilis), welche ein 
Seitenftüc zu dem berühmten Milch = od. Kuhbaume Venezuela's ift. 
Noch merkwürdiger, die rothe Plumiere (Plumiera rubra) im heißen 
Amerika liefert einen äßenden Milchſaft, aber genießbare Früchte von 
mandelartigem Geſhma>. Ebenſo ſind die Früchte der Mangaba 
(Hancornia speciosa) in Braſilien als köſtlihes Obſt berühmt u. 
gefucht. Andere Arten erzeugen Lade, Harze, Farbſtoffe, Gerbſtoffe, 
Arzneimittel u. [. w., jo daß die Bamilie ausgezeichnet iſt dur<h nüß- 
liche Gewächſe aller Art. Auch vielfache Shlinggewächſe kommen in 
ihr vor, u. dieſe tragen weſentlich zu der Verzierung u. Verdichtung 
des Urwaldes bei. Der Caranderbaum aus Oſtindien mit eßbaren 
Beeren, das Schlangenholz ebendaher mit ſeiner gegen Schlangenbiß 
dienenden Wurzel, der berüchtigte Giſtbaum Madagaskars, der 
Schellenbaum Braſiliens u. a. gehören zu den berühmteſten Arten 
der Familie. Bei uns im Norden wird ſie nur dur< das Wintergrün 
(Vinca minor) vertreten. 
Apodeipna, religiöſe Geſänge, welche in der griechiſchen Kirche 
bei dem nach der Abendmahlzeit abgehaltenen Gottesdienſte geſungen 
werden. 
Apodie (grie<.), Mangel der Füße infolge eines Geburtsfehlers 
oder einer Verleßungz daher apodiſ<, fußlos. 
Apodiktik (griec<.), die Lehre von den Vorausfeßungen , Des 
dingungen und Grundlagen eines als unwiderleglich (apodiktiſch) zu 
erachtenden Wiffens. Apodiktiſch iſt demnach das, was unwiderleg- 
har u. entweder auf anerkannte Wahrheiten, oder auf unmittelbare 
Wahrnehmungen u. unbeſtreitbare Thatſachen gegründet iſt, wie 
z. B.: aus nichts wird nichts. 
Apogüum, Erdferne, derjenige Punkt in der Bahn, welche der 
Mond um die Erde beſchreibt, in welcher leßterer von der Erde am 
weiteſten entfernt iſt. — Der Punkt größter Nähe dagegen wird 
Perigäum (Erdnähe) genannt. 
Apoglucinſäure, \. „Glucinſäure“. 
à point (franz., ſpr. a poäng), wörtl. : zu nichts, gewöhnlich nur 
beim Billard- oder Kartenfpiel (Whift) gebräuchlich, bezüglich bei 
demjenigen der Spieler, der no< nihts angelegt hat. Markirt z. B. 
einer der beiden Spieler für gemachte Bälle oder Stiche Etwas, 
während ſein Partner weder einen Ball noh einen Stich gemacht 
bat, ſo ſteht dex Lettere à point, „auf nihts“. 
Apojovium, Jupitersferne. Die vier Trabanten-Planeten des 
Jupiter bewegen ſih, wie der Mond um die Erde, in elliptiſchen 
Bahnen um ihren Centralkörper. Der Punkt in dieſen Bahnen, auf 
welchen fich die Trabanten in der größten Entfernung vom Plane 
ten befinden, heißt das A., gleichwie der Punkt der größten Entfer- 
nung des Mondes von der Erde mit „Apogäum“, u. der der größten 
Entfernung der Erde von der Sonne mit „Aphelium“ bezeihnet wird. 
Apokalypſe oder Offenbarung St. Johannis, das lebte 
Buch dex Heiligen Schrift, iſt eine in hochpoetiſhem Tone der alten 
Propheten niedergeſchriebene viſionäre Verkündigung, daß das Chri- 
ftenthun nad) Tangem Kampfe fiegreich fi) ausbreiten u. jhließlich 
über alle feine Feinde triumphiren werde. Sie bildete früher, al3 man 
in ihr noch einen prophetiſchen Abriß der Weltgefhichte erblicte u. die 
- Zukunft der Welt daraus deuten wollte, eine der dunkeliten Schriften 
der Bibel, welche zu phantaftifhen Träumereien die reiſte Quelle 
bot. Ihr eigentlicher Sinn u. Kern liegt aber tiefer in dem Ausdrude 
der ewigen Wahrheit, daß das, was gut u. göttlich iſt, dur Leid u. 
Streit hindurch den Sieg gewinnt. Der Verfaſſer ſchildert zunächſt die 
Erſcheinung Chriſti in großartigen Bildern. Gott ſißt auf dem Stuhle, 
den Bliye umſtrahlen, von Cherubim u. Aelteſten umgeben, u. hält 
das mit ſieben Siegeln verſchloſſene Buh des Schickſals in der Hand, 
welches Niemand löſen kann, als das Lamm (Chriſtus). Wie ein 
Siegel nad) dem andern gelöft wird, vollendet fich das Geſchi> Jſra- 
els bis zu feinem Untergange. Ein Weih dieſes Stammes, wie die 
  
Apokalypſe 782 
Sonne glänzend, mit einem Diadem von zwölf Sternen gejhmüdt, 
gebiert einen Sohn, der den Satan, den Tod u. die Hölle überwindet. 
Aber aus dem Meere ſteigt ein Ungeheuer mit ſieben Köpfen, zehn 
Hörnern u. zehn Kronen ; das wird gewaltig, u. alle Welt betet da3- 
ſelbe u. den Drachen an, der ihm die Macht gegeben hat. Und aus der 
Erde Grund ſteigt ein anderes Thier , das alle Kreatur verführt u. 
jenem unterthänig macht. Dann kommt auf weißem Roß im blut- 
beſprengten Kleide der Herr mit des Himmels Heer, u. aus ſeinem 
Munde geht das Wort, wie ein fcharfes Schwert. Da werden das 
Thier u. der falſche Prophet ergriffen u. in den Pfuhl der Tiefe ges 
ſtürzt; aber nah tauſend Jahren machen ſie fi) wieder los u. um- 
ringen das Heerlager der Heiligen; aber ſie werden vom Feuer des 
Herrn getroffen u. ausgerottet, mit ihnen Erde u. Himmel. Dann 
endlich entſteht ein neuer Himmel u. eine neue Erde wieder, wo Un- 
huld u. Liebe herrſchen, wo der Tod nicht mehr iſt, no Leid u. Elend, 
no< Jammer u. Geſchrei. — Die Deutung der A. hat zu allen Zeiten 
eine Menge ſcharfſinniger Köpfe u. gläubiger Gemüther in Bewegung 
geſetzt. Hierüber Nachſtehendes. Jn der Mitte des erſten Jahrh. unſe- 
rer Zeitrechnung war der Glaube an das nahe bevorſtehende Erſchei- 
nen Jeſu Chriſti unter den Befennern der neuen Lehre überaus mäc)- 
tig u. lebendig. Dem bevorſtehenden Gerichte ſollten nah der herr- 
ſchenden Anſchauung Prüfungen u. Drangſale vorhergehen u. dieſe 
darin gipfeln, daß der alte böſe Feind, der Satan od. Antichriſt, in 
menjchliche Geſtalt verhüllt, auf Erden erſcheine. Warf nun der Ver- 
faſſer der A. ſeinen Bli> über das damalige Erdenrund, ſo trafen die 
Zuſtände jener Periode genau mit dem zuſammen, was das damalige 
Chriſtenhäuflein erwartete. Das ſiebente Jahrzehnt iſt als eines der 
blutigſten u. gräuelvollſten in der Geſchichte verzeihnet, der röm. 
Cäſar Nero wüthete gleich einem Schlächter u. ſeine Gräuelthaten er 
reihten den Höhepunkt in einer allgemeinen Chriſtenverfolgung. Die 
rôm. Legionen hielten Jeruſalem umſchloſſen, u. nur ein großes Er- 
eigniß ſchien die heil. Stadt vor der gänzlichen Austilgung erretten zu 
können. In dieſer Zeit der allgemeinen Spannung legte Nero Hand 
an ſih, nahdem die unzufriedenen röm. Legionen in Gallien u. Spa- 
nien ihren Feldherrn Galba zum Cäſar ausgerufen. Der wirklich 
erfolgte Tod dieſes Blutmenſchen im Purpur ward jedoch vielfach 
bezweifelt u. die Chriſten glaubten, daß in ihm der Erzfeind des 
Erlöſers fortlebe. Sie harrten daher ſehnſu<htsvoll dem nahen 
Kampfe zwiſchen dem auf Erden fortlebenden Antichriſt und dem 
Sohne Gottes entgegen u. hielten an der Weiſſagung vom Erſcheinen 
des Letzteren ſammt ſeinen himmliſchen Heerſcharen feſt, um, den 
Deutungen des Buches Daniel gemäß, den Entſcheidungskampf. zwi- 
hen Himmel u. Hölle zum Abſchluß zu bringen. Solche Hoffnungen 
u. gläubige Erwartungen begeiſterten au<h Johannes, den Lieblings- 
jünger Jeſu, zu den weiſſagenden Gemälden ſeiner Offenbarung, die 
eben die glanzvolle Rückkehr des Meſſias zum Inhalt hat. — Der 
Verfaſſer redet, wie er wol auch ſelbſt andeutet, von Rom, das auf 
ſieben Hügeln erbaut war u. deſſen Herrſchaft zehn Neiche od. Statt- 
halterſchaften unterthänig waren. Derſelbe Gedanke ſcheint auch der 
Schilderung des Weibes zu Grunde zu liegen, welches auf einem 
rothen Thiere mit ſieben Köpfen u. zehn Hörnern jibt. Trob Zu- 
ſammenſturz u. Abfall bli>t der Verfaſſer der Offenbarung voll Zu- 
verſiht u. mit gläubiger Seele in die Zukunft, da Gott unter den 
Menſchen wohnen u. ſie ſein Volk ſein werden. — Für das Verſtänd- 
niß der U. ift die richtige Deutung der vornehmſten ſymboliſchen Ge- 
ſtalten derſelben von Wichtigkeit, nämlich des Thieres, das der Drache 
(d. i. der Satan) mit ſeiner Macht ausgerüſtet, ſowie des Weibes, das, 
auf dem Satansthiere fibend, aufErden erſcheint. Während, wie ſhon 
erwähnt, der Apoſtel unter dem Lebßtgenannten das heidn.-röôm. Reich, 
unter der Reiterin Roma, die ſtolze Weltgebieterin , verſteht, deuten 
die ſieben Häupter des Thieres auf die ſieben erſten der röm. Câſa- 
ren u. zwar von Julius Cäſar an gere<net. Unter dieſen gilt dem 
Autor vornehmlich Nero als Vertreter des gottloſen Heidenthums, 
Galba, Otho, Vitellius, die nur kurze Zeit regierten, niht gezählt. 
Zur Zeit des Veſpaſian, des ſiebenten Herrſchers, war die Kata- 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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