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793 Apologie — Apophthegma
glü>tenden Tröſterin der Menſchen größeren Abbruch geſchehen ließen,
als jene es vermochten, indem ſie zur göttlichen Heilsverkündigung
menſchliche Beithaten zutreten ließen u. hierdur< die Angriſſe der
Freigeiſterei , des Atheismus, Pantheismus, Materialismus u.
Nationalismus auf die verwundbarſten Stellen der <riſtl. Religion
hingeleitet haben. Die Nothwendigkeit einer wiederkehrenden Recht:
fertigung der chriſtl. Neligion hat einen beſonderen Zweig der theo-
log. Wiſſenſchaft, die Apologetik, großgezogen. A. nennt man dem-
nach die Wiſſenſchaft der Vertheidigung des Chriſtenthums gegen die
Angriffe der Gegner deſſelben u. die Lehre der Beweisführung ſeines
göttlichen Urſprungs. Die erſten Lehrer dieſer Wiſſenſchaft waren
der Philoſoph Chriftian v. Wolf in feinen „Actis eruditorum “
(1707), Tſchirner, der eine Geſchichte der Apologetik (Leipz. 1805)
{hrieb, Fabricius, Franke, Stein u. A. Auch die proteſt. Glauben3-
richtung hat eine beſondere A. hervorgerufen. Grotius, Abbadie,
Lechler, Leß, Pfaff, Lilienthal u. noch viele a. ſind Schildträger
derſelben u. haben einen Schaß apologetiſcher Schriften hinterlaſſen.
Apologie (griech. ), die Vertheidigung einer Perſon od. einer
Sache mit Wort u. Schrift. Die älteſten uns bekannt gewordenen
A.n ſind die Vertheidigungsſchriften des Platon u. Xenophon, in
welchen dieſelben Sokrates gegen die von Neid, Bosheit u. Aber-
glauben erhobenen Anklagen in Shuß nehmen. Später waren die
A.n_ meiſtens gegen die Angriffe auf das Chriſtenthum gerichtet (I.
„Apologet“ u. „ Apologetik“). Apologie der Augsburger Konfeſſion
heißt jene gerühmte, von Melanchthon verfaßte Schrift, welche einen
Theil der Symboliſchen Bücher der proteſtantiſhen Kirche bildet.
Näheres unter „Melandhthon”.
Apologus (griech. ), eine Fabel, bez. eine beſonders in der Ab-
ſicht erdichtete Erzählung, um am Schluſſe derſelben die in ihr ent-
haltene belehrende Moral recht begreiflih hervortreten zu laſſen.
Apolufin (griedh.), wörtli<h das Abwaſchen; bei den alten
Griechen bezeichnete es den feierlihen Akt der Abwaſhung Neu-
geborener, die danach mit dem heiligen Oel geſalbt wurden. Die
Spartaner nahmen, um jene ſtark u. kräftig zu machen, ſtatt des
Waſſers Wein. Jun der alten griech. Kirche bezeihnet A. die Ab-
waſchung des Oels, mit welchem die Neugetauften zu Oſtern an
Stirn u. Bruſt geſalbt wurden. Da dies ſtets am Sonntag Quaſi-
modogeniti, dem erſten Sonntag nah Oſtern, ſtattfand, ſo hieß
auch diefer Tag A. — Jn der Medizin bezeichnet dieſes Wort die
Lostrennung, den Abgang, überhaupt die Befreiung von einer
krankhaften Affektion.
Apomnemoneumata (grieh.), Denkwürdigkeiten ; Mittheilungen
erinnerungswerther Begebenheiten, Reden, Handlungen u. That-
ſachen; Memorabilien, wie ſie z. B. Xenophon in feinem Werke
über Sokrates uns überliefert hat. Die neuere Zeit iſt ſehr frucht-
bar an A. geweſen , indem eine Menge bedeutender u. unbedeuten-
der Schriftſteller u. Schriftſtellerinnen ſi< berufen hielten, ihre
Denkwürdigkeiten als Memoiren der Welt zu überliefern.
Aponeuroſe (grie<.), anatomiſche Benennung eines ſehnigen,
weißgrauen, aus verſilzten Sehnenfaſern beſtehenden Gewebes, welches
die Muskeln des menschlichen Körpers umgiebt , deren Widerſtand3-
fähigkeit vermehrt u. zur Verbindung derſelben mit den Knochen
dient. Sie bewirkt die Beweglichkeit der Glieder, iſ ſelbſt ohne
Nerven, verurfacht aber im entzündeten Zuſtande dur< ihren Dru
auf die Nerven ihrer Umgebung fehr heftige Schmerzen. — Ayo:
neuroſiologie bezeichnet die Lehre der A. u. „aponeurotiſc<he
Haube“ jene aponeurotiſche Haut, welche dicht unter der Schädel-
haut fich über den oberen Theil des Schädels ausbreitet.
Apophthegma (grie<.), ein Denkiprud, ein Sinnſpruch, in we-
nigen, aber kräftig bezei<hnenden Worten eine Wahrheit, eine Lehre
od. eine Lebensregel enthaltend. Die klaſſiſhen Sprachen des Alter-
thums3 haben” uns mehrere Apophthegmata überliefert; die griech.
z. B. das „Tv oeavrov“, „Erkenne dich ſelbſt“; die lateiniſche
908 „Aurora musis amica“, „Morgenftunde hat Gold im Munde“.
Auch die deutſche Sprache hat, wie faſt alle übrigen Sprachen, ihre
Apophyllit — Apoſitie 794
A.ta, wie z. B.: „Einigkeit macht ſtark“; „Zeit iſt Geld“ u. ſt. w.;
viele ſind bereits zu Sprüchwörtern geworden u. in Neime gebracht,
wie z. B. „ Ueberfluß ſchafft Ueberdruß “; „Was Du nicht willſt,
daß man dir thu’, das füge keinem Andern zu.“
Apophyllit, ein farbloſes, auh weißes u. roſenrothes Mineral,
deſſen meiſt pyramidal -\äulenförmige (tetragonale) Kryſtalle ſehr
{ón auf Erzgängen zu Andreasberg im Harz u. bei Dramiba, wie
in den Blaſenräumen plutoniſcher Geſteine bei Auſſig, auf Jsland,
neuerdings auch täfelförmig in Nordamerika getroſſen werden. Al-
bin nanııte Werner zerfeßte, trübe Kryſtalle des A. ; ſchalige, meiſt
fleiſhrothe Aggregate deſſelben heißen J<hthyophthalm, d. h.
Fiſchauge.
Apophyſen, u. vor der vollſtändigen Verknöherung Epiphy-
ſen, nennt man die Endabſchnitte der Röhrenknochen, zum Unter-
fchied von dem mittleren, langgeſtre>ten Stü, der Diaphyſe.
Während dieſe leßtere eine mit Knochenmark gefüllte Höhle, die
Markhöhle, beſißt u. im Uebrigen meiſt aus dihter Knochenſubſtanz
beſteht, ſind die Apophyſen faſt ganz aus ſ<hwammiger (ſpongiöſer)
Knochenſubſtanz gebildet u. nur von einer dünnen Rinde umſchloſſen.
Entſprechend der Gelenkverbindung, in welcher ſie ſtehen, ſind ſie ver-
ſchieden geformtz immer überragen ſie die Diaphyſe, um beſſere Ge-
lenkfläche darzubieten , u. ſind mit dünner Kuorpelplatte überzogen
(vgl. „Skelet“). — Ju der Botanik bezeichnet man das angeſhwollene
Ende des Stiels (der seta), dèr Sporenkapſel od. ſogen. Frucht ges
wiſſer Laubmooſe (\. d.) als Apophyſe. Bei der Gattung Splach-
num iſt dieſelbe zu ganz beſonderer Ausbildung gelangt u. kann eine
ſchirmartige Ausbreitung darſtellen, die der Moosfrucht ein ganz
eigenthümliches Anjehen giebt.
Anoplerie, Schlagfluß, befteht im Austritt von Blut od. Blut-
ſerum in das Gehirn, wodurch eine Störung der Thätigkeit deſſelben,
bisweilen au< plößlicher Tod eintritt. Man meint, daß vollblütige,
gedrungen gebaute, kurzhalſige Perſonen vorzugsweiſe zur A. dis-
ponirt ſind; doch kommt dieſelbe au< im Allgemeinen bei höherem
Alter vor, weil die Bulzadern überhaupt, namentli<h im Gehirn,
brüchiger u. zerreißbarer werden. Plößlich eintretende Bewußtloſig-
feit u. Lähmung einzelner Körpertheile, wie Arme, Beine u. Zunge,
find in der Regel die Erſcheinungen, zurückbleibende Lähmungen die
Folgen der A. Nicht felten wiederholen fich die Anfälle in Fürzeren
od. längeren Perioden. Jn der Leiche eines an A. Verſtorbenen
findet man an irgend einer Stelle im Gehirn einen ſogenannten
apoplektiſchen Herd, d. i. eine Höhle, wo das Blut ausgetreten ift
u. die umgebende Hirnmaſſe zertrümmert hat (\. „Gehirn“). Die
Anatomen nennen ſolche auch in anderen Organen, als beim Gehirn,
vorkommende Blutaustretungen „Apoplexien“.
Aporema (grie<.), Zweifel gegenüber einer ſhweren Auſgabe,
daher aporematifch, zweifelhaft, räthielhaft.
Apsrie (grieh.), der Zuftand der Nathlofigkeit, der Unent-
ichloffenheit, des Zweifels. Außerdem bezeichnet A. noch die Rede-
figur , deren ſi der Redner bedient, wenn er entweder in Wahr-
heit od. nur angeblich ſi< unvermögend erklärt, über einen Gegen-
ſtand nah Verdienſt u. Würdigkeit ſi< äußern u. verbreiten, od.
einen Ausweg aus ſeiner Rathloſigkeit u. Unentſchloſſenheit finden
zu könnenz wenn er z. B. im erſten Falle jagt: „Doch wo würde ih
Worte finden, die Herrlichkeit der Natur, ihre fegnende Kraft, ihre
Freigebigkeit gebührend zu ſchildern!“ u. im zweiten Falle: „Wer
wird mir helfen? Wo ſoll i< den Weg aus dieſem Labyrinthe
ſuchen? An wen ſoll ih mich wenden?“
Apoſepedin, \. „Leucin.“
Apoſiopeſis (griech.), eine redneriſhe Figur, bei welcher der
Redner mitten im Saß der Rede verſtummt, dabei aber durch die
vorhergehenden Worte ahnen läßt, was er zu ſagen beabſichtigte;
wie z. B.: „Möge das Verhängniß den fürſtlichen Frevler trefſen ;
möge Gottes Gericht — —“.
Apofitie, jener krankhafte Zuſtand, welcher Widerwillen gegen
jegliche Nahrung erregt. :