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799 Apoſtelgeſchihte — apoſtoliſh
war es, der in der Kloſterkirche des heil. Franciscus in Parma die
12 Apoſtel in einfacher Kleidung auf einem Gemälde erbli>te. Jn-
folge deſſen entbrannte er in heiligem Eifer gegen die prieſterliche
Pracht u. Ueppigkeit ſeiner Zeit, verſchenkte ſeine geringe Habe u.
zog, in einfaches Gewand gekleidet, wie die Apoſtel auf dem Bilde,
1260 als Bußprediger bettelnd umher. Anfangs erregte dies wenig
Aufſechen, zumal damals no< andere Männer, die Jünger des
Herrn nachahmend, daſſelbe thaten. Erſt als ihn 1280 der Biſchof
von Parma gefänglich einzog, jedoch 1286 wieder frei gab, fand er
Anhang. Mehrere Verdammungsurtheile der Kirche reizten die
Apoſtoliker, gegen den Abfall der Geiſtlichkeit von dem Worte u.
Borbilde Jefu zu predigen. Nun erfolgten fchärfere Maßregeln it.
Segarelli ſtarb den Flammentod. An ſeine Stelle trat der kühne,
[hwärmeriſhe Dolcino aus Novara, der durch Weiſſagungen u.
Viſionen ſeinen Anhang befeuerte. Gewalt mit Gewalt vertreibend,
verſchanzte er fich mit feinen Glaubensgenoffen auf dem Berge Ze-
bello bei Bercelli u. verheerte in wüthenden Ausfällen die Gegend,
bis er mit feinen Anhängern 1307 völlig geihlagen wurde. Der
Anführer gerieth in Gefangenſchaft u. endete, wie ſein Vorgänger,
auf dem Holzſtoße. Die Sekte dauerte indeſſen in Italien, Deutſch-
land u. Frankreich eine Zeitlang fort; noh 1274 wurde zu Nar-
bonne ein ſcharfes Urtheil gegen ſie erlaſſen.
Apoſtelgeſchichte, ſo heißt die Fortſetzung der Evangelien, von
Lucas verfaßt, an deſſen Evangelium ſie ſich auh anſchließt. Der
Anfang ſchildert ausführlich die Stiftung der erſten Gemeinde u.
das entſchiedene Auftreten des Petrus; in der zweiten, größern
Hälfte werden die Neden u. Thaten des unermüdlichen Paulus be-
richtet, deſſen Begleiter der Verfaſſer eine Zeit lang war. Die Dar:
ſtellung, von echt pauliniſchem Geiſte durhweht, geht darauf hinaus,
das Chriſtenthum von den Feſſeln des Judenthums loszumachen u.
ſeine allgemein menſchliche Beſtimmung zu bezeichnen. Sie berichtet
über die Ausbreitung des Evangeliums durch den raſtloſen Heiden-
apoſtel, über deſſen Schickſale auf feinen Wanderungen, wie in der
Gefangenſchaft, u. {ließt mit deſſen Schifſbruch an der Infel Melite
(nicht Malta) nahe bei Dalmatien. i
Apoſtelgleiche, eine Benennung für jene Glaubensboten, unter
welchen die Angehörigen der griech. Kirche ihre angeſehenſten Heiligen,
wie z.B. den heil. Andreas, Nikolaus, Wladimir u. Georg, verehren.
Apostema, eine Eitergeſhwulſt, gleichbedeutend mit Abſceß.
24 posteriori (lat.), ſteht dem a priori entgegen. Beides bil-
den philofophifche Tachausdrüde; erfteres zur Bezeichnung de3 er-
fahrungsmäßigen, auf ſinnlicher Wahrnehmung beruhenden Wiſſens,
im Gegenſaß zu der Erkenntniß a priori, worunter man die von der
Erfahrung unabhängigen, allein durch Selbſtthätigkeit des Geiſtes
erzeugten Begriffe verſteht, wie beifpielsmeie die Sätze der Logik,
reinen Mathematik u. |. w. Wenn Beweiſe, Erkenntniſſe, Gründe
a priori der Vernunft, der Meberzeugung nach aufgeſtellt werden,
ſo iſt es bei Beweiſen, Erkenntniſſen u. Gründen a posteriori alſo
die Erfahrung, aus welcher jene hervorgehen. Man nennt deshalb
die leßteren auh empiriſch, erfahrungsgemäß, u. Die erfteren rein
od. tranzfcendental (T. d.).
Apoſtill, die einer Urkunde angefügte Nachſchrift , deren Giltig-
keit u. Glaubwürdigkeit jedo< dieſelben Nechtsformen der Aus-
fertigung bedingen, die zur Ausfertigung der Urkunde ſelbſt erfor-
derlih waren. War die Urkunde eine Supplik, jo wird auch das
auf dieſelbe erfolgende Nefkript, das gewöhnlich am Nande der Ur:
kunde vermerkt wird, A. genannt. — Auch auf andere Nand-
bemerkungen pflegt man die Benennung A. auszudehnen.
Apsftoliker, \. „Apoſtelbrüder.“
apoſtoliſch, Alles, was die Apoſtel betrifft, von ihnen geleiſtet,
nah ihnen benannt ift. — Dasjenige, was von ihnen herjtammt,
ihrem Geiſte, ihrem Wirken u. Weſen entſpricht, bildet den Begriff der
Apoſtolizität. — Apoſtoliſche Briefe (au< Apoſtolikon), die von
den Ap. verfaßten, in den neuteſtamentl. Kanon aufgenommenen Send-
& Apoſtoliſhe Junta — Apoftolifche Kanftitutionen 800
od. dem Evangelifon an die Seite geftellt. — Apoftolifche Ge:
meinden nennt man die v. den Ap. gegründeten Gemeinden vornehm-
lih zu Jeruſalem, Antiochia, Epheſus, Korinth u. Rom. Sie bil-
deten ſämmtlih apoſtoliſ<he Aemter od. Sitze. Dadie röm.-fath.
Kirche ihr Beſtehen in ununterbrochener Reihenfolge ihrer Kirchen:
oberhäupter bis auf Petrus den Apoſtelfürſten zurü>zuführen
weiß, jo nennt fie fich auch die h. Apoſtoliſche Kirche (\. auf. d. Art.),
während in fpäterer Zeit Nom, als Sitz des PBapites, ausschließlich
den Ehrennamen Apoſtoliſcher Siß od. Stuhl für ſi< in An-
ſpruh nahm; der Segen, den der Heilige Vater dem Volke ſpendet,
wird daher der Apoſtoliſche Segen genannt.
Apoſtoliſche Junta, ſo nannte ſich eine auf Betrieb des Klerus in
Spanien an der Grenze, von Portugal zuſammengetretene Verſamm-
lung von Notabeln, welche die unumſchränkte Gewalt des Königs
Ferdinand VIT. wieder herſtellen u. die Verfaſſung der Cortes um-
ſtürzen ſollte. Der König hatte die mit Blut erkaufte Verfaſſung
von 1812 aufgehoben, war aber 1820 dur< Aufſtände der Truppen
u. Volkserhebungen gezwungen worden, ſie anzuerkennen. Gegen
dieſe erzwungene Zuſtimmung u. überhaupt gegen Volksfreiheit er-
hob fich num die damals noch mächtige Partei der Servilen u. itif-
tete die A. Junta.
Apoſtoliſche Kammer , die Verwaltungsbehörde in Rom über
die päpſtlichen Einkünfte.
Apoſtoliſche Kirche, die von den Apoſteln gegründete Kirchen-
gemeinſchaft. Sie hätte ſi< {hon frühe in etne- juden- u. heiden:
hriſtliche geſpalten, wäre niht auf dem Konvent zu Jeruſalem, den
man auch das erſte allgemeine Konzil nennt, dur< Petrus , Paulus
u. Jakobus ein Uebereinkommen getroffen worden. Die Kirchen zu
Jeruſalem, Antiochien, Alexandrien u. Nom, die angebli< von Apo-
ſteln gegründet waren, nannten fi daher Apoſtoliſche. Jn der Folge
Apoſtoliſche Kleriker, eine Kongregation, ein Verein von
Mönchen, der 1367 in Siena zuſammentrat u. auh Kongregation
der Jeſuaten hieß, weil die Mitglieder beſtändig den Namen Jeſu
ausſprachen. Ein einfaches, frommes Leben nach der Regel Auguſtin's
u. Krankenpflege, daher mit Studium der Arzneikunde, war der
Zwe> des Vereins. Er wurde 1606 von Pius V. unter die Bettel-
orden gezählt, aber wegen fittlicher Unordnungen von Clemens IX.
1668 aufgehoben. Der gleichzeitig entſtandene Orden der Jeſuatin-
nen beſteht noc jeßt in Stalien.
Apoſtoliſche Konſtitutionen (Constitutiones apostolicae), Vor:
ſchriften für Laien u. Geiſtliche zur Begründung eines ſittlich -kirch-
lichen Lebens überhaupt, ‘dann auch zur Feſtſtellung der biſchöflichen
Hierarchie, der Kirche ſelbſt gegen Spaltung u. Häreſie (Keßerei).
Man ſchrieb ſie fälſhli< den Apoſteln zuz allein ihre Abfaſſung
fällt in die lebte Hälfte des 3. Jahrh.s, zum Theil noch ſpäter. Die
6 erſten Bücher bilden ein Ganzes, wie die Briefe der Apoſtel, denen
die Lehren, Verordnungen u. Vorſchriften in den Mund gelegt wer-
den. Das 7. Buch iſt ein ſelbſtändiges Werk, im Anfange des 4.
Jahrh. verfaßt. Es werden darin Belehrungen über den Lebens-
wandel u. die Vorbereitung auf Chriſtus ertheilt. Jm 8. Buch treten
die Apoſtel ſelbſt als Geſetzgeber auf u. geben ſogar Formulare für
kirhl. Handlungen. Jm Morgenlande wurden dieſe Konſtitutionen
zwar auf einer Synode verworfen, doch ſpäter theilweiſe für authen-
tiſch erklärt, u. es bilden dieſe älteſten Rechtsgewohnheiten die gejeb-
lihen Grundlagen der griechiſchen Kirchenverfaſſung. Die abendlän-
diſche Kirche hat ſie niemals anerkannt. — Die Oanones apostoliei
ſind zum größern Theile nur für die Geiſtlichen beſtimmt u. bilden
eine Disziplinarordnung, die dem Verfall des Klerus ſteuern ſollte.
Die ganze Sammlung entſtand allmählig aus Synodalbeſchlüſſen
u. ſonſtigen längſt beſtehenden Negen, die wahrfcheinlich im 4. u.
zu Anfange des 5. Jahrh. zuſammengeſtellt u. den Apoſteln zuge-
ſchrieben wurden. Nur die erſten 50 Canones erlangten im Abend-
lande kir<lihes Anſehen, nicht aber die folgenden 35, welche jedoch)
Ihreiben an Gemeinden u. Perſonen. Sie wurden den Evangelien
die morgenländiſche Kirche gleichfalls annahm.
nahm die röôm.-kath. Kirche dieſes Prädikat für ſi allein in Anſpruch. 5
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