Full text: A (1. Band)

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885 Arbeit u. Arbeiter 
ſamkeit beim Betriebe des Gewerkes ſelbſt mit gutem Beiſpiel voranzugehen 
hat, das Beſte u. Sicherſte, wenn er mit allen ihm zu Gebote ſtechenden 
Mitteln darauf hinwirkt, daß ſeine Gehülfen Konſum-, Spar: u. 
Vorſchußvereine (|. unter „Aſſoziation““) gründen, od. ſih an ſchon 
beſtechenden derartigen Vereinen betheiligen, von denen ſie Überdies grö- 
ßeren Vortheil ziehen werden, als von einer bloßen, wie auch immer ver- 
ſtändig eingerichteten Sparkaſſe. Es braucht ſchließli<h kaum noch beſonders 
darauf hingewieſen zu werden, daß alle Arbeitgeber, welche in Betreff der 
erwähnten Punkte für ihre Arbeiter nach Kräften ſorgen, niht nur unter 
dieſen die Eintracht fördern, ſondern auch die guten Beziehungen zwiſchen 
ſi< u. den Arbeitern permanent crhalten, ſo daß deren Anhänglichkeit tra- 
ditionell wird. Jn dieſex Hinſicht könnten die rühmlichſten Züge angeführt 
werden. Dank z. B. der Fürſorge des Grafen v. Laderel erweiſt die Ar- 
beiterbevölkerung zu Laderello in Toskana ſeit Begründung der dortigen 
Borſäure-Fabrik, d. h. ſeit ca. 50- Jahren, ohne je eine Spur von Wider- 
ſpenſtigkeit zu zeigen, ihren Fabrikherren die treueſte Anhänglichkeit. 
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Seiten- u. Vorderanſicht des Arbeiterhanfes nad) einem Modell des Kaiſers 
Uapoleou ILL. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Nr. 732. Grundriß des Arbeiterhauſes nah einem Modell des Kaiſers Unpoleon TIL. 
Es erübrigt hier no< einer anderen ſozialen „Frage ““ zu gedenken, der 
ſogen. Frauenfrage. Den großen Schattenſeiten, welche die regelmäßige 
induſtrielle Verwerthung der Frauenkräfte im Arbeiterſtande zeigt, ſtellt ſich 
das Elend der unverſorgten Frauen aus den Mittelſtänden an 
die Seite, denen die Gelegenheit verſagt iſt, ſich ihr Brot erwerben zu können. 
Einzelne Frauenvereine, welche fich mit diefer Frage beſchäſtigen, haben 
wenig Nachhaltiges gewirkt, denn den Frauen geht das Organiſationstalent, 
das Schaffen neuer, epochemachender Gedanken ab. Hier müſſen Männex U. 
ſtaatliche Einrichtungen wirken. Dex Schrei der Noth hallt nur deshalb nicht 
ſo gellend, weil das Weib ſtark im Dulden iſt; die Noth ſelbſt aber iſt 
taufendfach vorhanden, u. die Erwerbszweige find es auh, wenn nur die 
Pforten derſelben den Frauen allſeitig erſchloſſen würden. Wie fähig zum 
Telegraphendienſt, zur Stenographie, zur Buchdru>erei 2c. die Frauen ſich 
zeigen, lehrt der Vorgang Amerika's und Englands, lehren auch vereinzelte 
Beiſpiele in Deutſchland. Alle die Verrichtungen, welche mehr Emſigkeit, 
Gewiſſenhaftigkeit u. Akkurateſſe als phyſiſchen Kraftaufwand erfordern, ſind 
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Arbeitshäuſer — Arbiirage 
für Frauen geeignet, u. die Erfahrung hat beim Entſtehen des Fabrik- U. 
Maſchinenweſens gelehrt, daß eine Zunahme der Produktion dieſe nicht 
entwerthet, ſondern das Produkt ſelbſt zugänglicher macht. Den erwerbs- 
bedürftigen Frauen Erwerbswege zu öffnen, iſt daher ein würdiges Feld 
humaniſtiſcher Beſtrebungen wa>erer Männer. Der Boden der Familie 
wird nicht gelo>ert, ſondern befeſtigt Durch die Frauenarbeit im öffentlichen 
Leben, weil dies niht nur die Gründung der Familie begünſtigt, da das 
thätige Mädchen dem Manne als Gehülfin u. niht als Laſt erſcheint, ſon- 
dern auch ein Prüfſtein für den weiblichen Werth iſt, die Achtung gegen 
die Frau erhöht. Daß aus jeder. Lebensſtellung das Weib mit Freuden in 
den Schoß der Familie zurü>kehrt, liegt in ihrer Natur, u. können we- 
nige Ausnahmen dagegen nicht als Regel gelten. Eine treue Gattin, eine 
gute Mutter zu ſein, iſ das höchſte Ziel des Weibes; denen aber, welche 
dieſes Glü> nicht genießen, welche mit widrigen Verhältniſſen um das täg- 
liche Brot ringen, dieſes zu erleichtern, iſt Pflicht eines Jeden, der die Ar 
beit u. die Frauen gebührend achtet. Dagegen iſt die Forderung einzelner 
emanzipirter Frauen: die Frauen auch hinſichtlih der politiſchen Rechte, 
ſowie dann natürlich auch der Pflichten, den Männern gleichzuſtellen, obwol 
für dieſe Forderung ſelbſt ein Mann wie Stuart Mill aufgetreten, im 
eigenſten Intereſſe der Frauen zurü>zuweiſen. Man braucht dabei mur an 
die- vielen Lächerlichkeiten, an die fortdauernden Konflikte zu denken, deren 
ſih die Frauen ſchuldig machen würden, wenn ſie Siß u. Stimme im 
Parlamente einnehmen würden. ft es nicht genug, daß ſich der holden 
Macht {öner Frauen Alles beugt? daß ihr Geiſt, ihr Talent, ihre Tu- 
gend, ihre Liebe verklärend auf Generationen wirkt? Wo giebt es eine 
Stellung, die Erſaß für dieſe Macht böte? Die Frauen haben vor der 
Emanzipations - Periode ſi<h zu allen Zeiten geltend gemacht, man hat 
ihnen gehuldigt, ja ſie vergöttert {hon vor Jahrhunderten, ebenſo wie jebt, 
aber Siß u. Stimme außer dem Hauſe haben ſie nie beſeſſen. Mögen ſie 
ſih daher auch für die Zukunft nur das Eine wünſchen: cinen geliebten 
Gatten frei wählen zu dürfen. Das iſt das einzige u. beſte Wahlrecht für 
ihr Geſchlecht. 
Arbeitshänfer, \. „Strafanſtalt“. 
Arbeitsmaſchineu, ſogenannte, ſt. „Maſchinen“. 
Arbela, Hauptſtadt der Landſchaft Adiabene in Aſſyrien, bei 
welcher (oder vielmehr bei dem weſtlicher gelegenen Gaugamela am 
Bumades) Alexander der Große über die ungeheure perſiſche Ueber- 
macht den ruhmvollſten Sieg erfoht. Nicht durch Ueberfall oder 
dur< Benußung von örtlichen Bortheilen, ſondern im offenen Felde, 
durch ſtrategiſhe Bewegungen ſowie dur< den Muth u. die Disziplin 
ſeiner Makedonier {lug Alexander den unglücklichen Dareios Kodo- 
mannos, der bald durch {{<mähli<en Verrath ſeiner eigenen Satrapen 
den Untergang fand. — Jeßt ſteht an der Stelle des alten A. das 
Städtchen Arbil im türk. Kurdiſtan. 
Arber (Xidweich, d. h. König des Waldes, u. Aettwa, Abb. 
Nr. 733), einer der höchſten Berge des Böhmerwaldes in Bayern 
(1428 Meter), von dem man eine vortreffliche Ausſicht auf Böhmen 
und Bayern genießt. Am Fuße des A. liegt eine durch ihre eigen- 
thümlichen Formen auffallende Felſengruppe, das Rißlo<h genannt. 
Arbil, j. Arbela. 
Arbiter (lat.), Schiedsrichter (\. d.). 
Arbitrage (fr.), wörtliß Entſcheidung, d. h. in Betreff der 
Frage, wo irgend ein im Handel befindlicher Werthgegenſtand (Waare, 
gemünztes od. Papiergeld, Effekten, Wechſel) am billigſten zu er- 
werben u. am theuerften abzufegen iſt. Hiernach hat die A. -Rech- 
nung die Aufgabe, zu ermitteln, welcher von mehreren Wegen, auf 
denen ein Geſchäft in Werthobjekten ausgeführt werden kann, der 
vortheilhafteſte iſt. Als Grundlage für die Arbitrage-Rechnung od. 
für das Arbitriren dienen die betreſſenden Preisnotirungen u. Kurs- 
zettel (j. d.) der einſhlagenden Handel3pläße. Mit Hülfe derſelben 
vermag der Arbitrageux, welcher z. B. den Unterſchied der gleichzeiti- 
gen Kurſe eines Papiers an verſchiedenen Börſenpläßen zu ſeinem 
Vortheile ausbeutet, dur einfache Berehnung die geſuchten Ergeb- 
niſſe jederzeit leiht abzuleiten, vorausgeſeßt, daß ihm entſprechende 
Kenntniſſe der Gewichts-, Maß- u. Geldverhältniſſe, der uſance- 
mäßigen Preis- u. Gewichtsabzüge, ſowie der dur< Einkauf u. Ver- 
kauf, durch Bezug u. Verſendung erwachſenden Koſten (Speſen) zur 
Seite ſtehen. — Das A.-Geſchäft, welches den zwiſchen verſchiedenen 
Arten vorkommenden Werthwechſel zur Grundlage hat, iſ daher 
eines der reelliten u. nüßlichiten, infofern e8 recht eigentlich. die hohe 
wirthichaftliche Aufgabe des Handels erfüllt, nämlich den Mangel od. 
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