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961 Arktifihe Länder 4 Arktiſhe Länder
Die Kälte verwandelt die obere Waſſerſchicht in Eiskryſtalle, die eine Eine der großartigſten Erſcheinungen der Polarwelt bilden
Art Schlamm bilden. Sie hängen fich zu runden Scheiben — Treibeis-
tafeln — zuſammen, aus deren Vereinigung unabſehbare Eisfelder ent-
ſtehen, wie dies namentli<h in dem Meere bei Spißbergen der Fall iſt.
Gewöhnlich erheben ſich dieſe Eisfelder 1—2 Mtr. über das Waſſer u. tau-
chen über 7 Mtr. tief in daſſelbe ein. Oft rücken dieſe Felder, viele Meilen
lang u. breit, langſam vorwärts, oft treiben ſie mit großer Geſchwindigkeit,
von Strömungen getragen od. von Stürmen gejagt, in andere Breiten,
u. die Wellen brechen jich an ihnen mit donnerndem Ungeſtüm.
Nr. 779; Die Heidelbeerweide (Salix myrtilloides).
Jn Parry’s Reiſen findet fich eine Erklärung der mancherlei Aus-
drüde, mit denen der Schiffer die Beſchaffenheiten des Eiſes bezeichnet.
Eisberg iſt ein einzeln fchwimmender rieſiger Eisklumpen, Eisfeld
eine Fläche von der eben angedeuteten Beſchaffenheit, inſofern ſie ſich vom
Maſtkorbe aus nicht überſehen läßt; kann man ſie überſehen, ſo nennt
man ſie Floe, Eisflarde. Hummoc>s ſind Eisklumpen von einem
Feld od. einer Flarde getragen. Packeis ſind aus einzelnen Klumpen u.
Schollen aufgethürmte Eisbarrikaden, welche entweder Meeresarme ver-
ſtopfen oder auch im freien Meere dem Schiffer eine plößliche Grenze
ſehen, in welchem Falle ſie dann meiſt unüberſehbar ſind u. alle Annähe-
rung an etwa hinter ihnen liegende unbekannte Länder vereiteln.
Der Schiffer unterſcheidet ferner loſes Eis, Eismaſſen, die dicht
neben einander jchwimmen, durch welche fich aber da8 Schiff einen Weg
bahnen kann; Segeleis, ſo zerſtückelt, daß das Hindurcchfahren keine
erheblichen Schwierigkeiten mehr hat; | hweres Eis das ſehr tief geht
u. völlig kompakt ift.
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Nr. 780. Uiſteplaß arktiſher Seevögel.
Eine Eiszunge ragt von einem Eisfelde oder Berge unter dem
Waſſerſpiegel ins freie Waſſer und bildet eine gefährliche Klippe, die je-
doch bei ruhigem Waſſer leicht ſichtbar iſ. Den eigenthümlichen Wider-
ſchein, den eine Eisfläche auf den Horizont wirft, nennt man den Eis -
blinf; er giebt dem Schiffer einen deutlichen Wink, daß er umzukehren
hat. Viel lieber ſieht er den Gegenfaß davon, den Waſſerhimmel,
eine leichte Verdunklung der Luft, welche von einer darunter liegenden
Fläche freien Waſſers herrührt.
Orbis pictus, I.
ohne
Zweifel die Eisberge, jene {{<wimmenden Kolofje, welche den Schiffer
mit Staunen u. Furcht erfüllen. Ihre Geburtsitätte ift hauptjächlich
Grönland, die Davisitraße, die Baffinsbai u. Spibergen. Jn Bud
ten aufgethürmte Eismafjen, durch Schnee=- u. Negenfall nach oben oft
ungeheuer angewachſen, werden von Strömungen gelegentlich fortgerifjen
u. als Eisberge in die Ferne getragen, häufiger aber entſtehen dieſe Ge-
bilde vom Lande aus, ſind Produkte der Gletſcher, alſo Süßwaſſereis,
das an ſeiner bläulichen Farbe leicht von dem Meereis unterſcheidbar iſt.
Nr. 781, Polarfuchs in der Falle.
Grönland u. andere Eisberge gebärende Länder bilden in ihrem Fnnern
ein unnahbares Chaos von Felſen u. Eis; die in das Meer mündenden
Thäler, aus denen fich, wenn einſt ein milderes Klima hier geherrſcht
haben ſollte, reißende Waſſerſtröme herabgeſtürzt haben müſſen, ſind mit
Eis gefüllt, das ganz die Natur unjerer Alpengleticher an fich trägt.
Dieſes Eis, das ſich oben dur<h atmoſphäriſche Niederſchläge fortwährend
neu erzeugt, iſt in der warmen Jahreszeit in beſtändiger, unmerklicher
Bewegung nach unten zu begriffen; es iſt, als ob die Ströme ſich den-
noch ergießen müßten, obgleich ein grimmiger Froft fie in ehernen Ban-
den gefangen hält. Sind dieſe mächtigen Geſchiebe am Meere angelangt,
ſo bildet ſich entweder ein Ueberhang, der endlich aus Mangel an Stüßung
losbricht u, ins Meer ſtürzend,- daſſelbe meilenweit in Aufruhr verſetzt, od.
der gefrorene Strom ſchiebt ſich unter dem Waſſer ſo lange fort, bis die hebende
Kraft des Waſſers ihn hinten vom Muttergletſcher losbricht (Nr. 775).
Schon aus weiter Ferne kündigt ſih das Nahen von Eisbergen an durch
die ihnen entſtrömende Kälte u. das Eisblinken am Himmel. Nichts gleicht
der wunderbaren Farbenpracht, welche die Eisberge in der Nähe darbieten.
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Nr. 782. Gisbärenjagd
Die zahlloſen Spitzen, Kanten u. Riſſe, welche beſonders dann hervor-
treten, wenn das Eis ſchon durch die Wärme angegriffen worden, bilden
eben ſo viele Zauberprismen, die hier das ſchönſte Farbenſpiel des Regen-
bogens, dort den reinſten Silberglanz erzeugen oder die Strahlen der
Sonne im prachtvollen Roth des Alpenglühens zurüdwerfen. Bei ſolcher
Pracht kann man wol die dahinter lauernden Gefahren auf Augenblicke
vergeſſen. Denn nicht gering ſind die Gefahren in der Nachbarſchaft
der Eisberge. Ganz abgeſehen davon, daß ſie bei größerer Anzahl ein
Schiff ſo umringen können, daß es kaum noch eine Lücke zum Ent-
ichlüpfen findet, jo fann auch ein einzelner dieſer Koloſſe, wenn durch
Abſchmelzen ſich ſein Schwerpunkt allmählig verändert hat, plößlich ums
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