Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
1067 Arvales fratres — Arve 
Arvales fratres, arvalifche Brüder, Brüderichaft der Arvalen, 
\. „Ambarvalien“. 
Arve, ein linker Nebenfluß der Rhone, entſpringt am Col de 
Balme, nördlich vom Montblanc, u. ergießt fih nad einem Laufe 
von 12 Meilen nahe bei Genf in den Hauptſtrom. Der obere Theil 
des Athales, das Chamounixthal (\. d.), iſt von der großartigſten 
Gebirgswelt umſchloſſen. Die Hauptorte dieſes vielbeſuchten Thales 
find Chamounix (Chamouny [f. d.]) od. Prieuré, Sarvoz mit 
Kupfer u. Bleigruben, das reizende Bad St. Gervais am Au3gange 
des Dal Montjein mit 32° warmen Schwefelbädern, Sallanches, 
Cluſes, 1844 faſt ganz abgebrannt, jezt beinahe nur von Uhr: 
machern bewohnt, u. Banneville in überaus maleriſcher Lage. 
Arve od. Zirbelkiefer, wol au<h Zembenbaum, Zirme, Zirbe, 
Zirbel, Zürgel (Pinus Cembra); eine für die Alpengegenden be- 
deutungsvolle Kiefer, welche bis zu den Gletſchern vordringt u. in 
langen Zeiträumen, da ſie ſehr langſam wächſt, bei einer Dicke von etwa 
1 Mtr. im Durchmeſſer eine Höhe von gegen 26 Mtr. erreichen fann. 
  
Zirbelkiefer. 
Ihre Tracht erinnert ganz an die gewöhnliche Föhrez nur daß 
ihre Nadelbüſchel, ähnli<h wie bei den Araukarien , eine leichte 
Schwingung nac oben annehmen, wodurd der mehr di>e als hohe 
Baum ein höchſt anmuthiges Anſehen erhält. Doch leidet er, wegen 
der großen Brüchigkeit feines Aftwerkes, bedeutend dur Stürme 
u. Menſchen, welche den eßbaren Nüſſen nachgehen, die ſih zwiſchen 
den Schuppen der Zapfen dreikantig ausbilden. Um, fo mehr 
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Arverner — Arznei 1068 
befeſtigt er den Boden, welchen er bewohnt, und zwar durch die 
außerordentlich kräftigen Wurzeln, die ſich ihlangenartig über die 
Oberfläche des Bodens verbreiten. Auch das Holz iſt ein ſehr feſtes. 
Darum wird es, wo der Baum noh häufiger wächſt, gern zur Ver- 
täfelung der Stuben u. zu Schnißereien verwendet. Ein Nuten, der 
den Baum leider allmählig dem Untergange entgegenführt. Seine 
eigentliche Region liegt zwiſchen 1300—2000 Mtr. über dem Meere. 
Die öſtl. Alpen ſind noch reicher an ihm, als die weſtlihen. Von 
jenen zieht er ſi< über die Karpathen nad Sibirien, wo er, ver: 
bunden mit der gewöhnlichen Kiefer, der nördlichſte Truchtbaum der 
Erde iſ. Um feines feſten Holzes willen, das aus höchſt engen 
ahresringen gebildet wird, tft er in den Alpenländern auch zur 
Berfertigung muſikaliſcher Inſtrumente, für Zithern und Geigen, 
ſehr gefuht. Im Engadin (Graubünden) ſammelt man die Nüſſe, 
wie anderwärts die Haſelnüſſe, um ſie bis Weihnachten zum Spiel 
u. Genuß aufzubewahren. 
Arvsrıter, ein mächtiger Volksſtamm im alten Gallien u. zwar 
in Auvergne u. bis an die Garonne u. das Mittelmeer ausgebreitet. 
Um 125 v. Chr. hatten ſie in Gallien die Oberherrſchaft. Ihr König 
fuhr in ſilberbeſhlagenem Wagen durch ſeine Länder, hielt offene 
Tafel u. warf mit vollen Händen Geld unter die Menge. Er wurde 
jedoch von den Römern wiederholt geihlagen. — US Julius Cäſar 
Gallien erobert hatte, ftellte fich der Hochherzige Vereingetorix, Fürft 
der Arverner, an die Spite des Aufgebot3, unterlag aber der rom. 
Kriegskunſt u. opferte ſich ſelbſt für ſein Volk auf. 
Axwidsſon, Adolf Jwar, ein ſhwediſ{-finländiſher Gelehrter 
N u. Dichter, geb. am 7. Auguſt 1791 zu Padasjoki in Finland, 
ſtudirte in Abo, trat dort 1817 als Dozent für Geſchichte auf u. 
machte fi durch politiſche Zeitungsartikel bei der ruff. Regierung jo 
mißliebig, daß er 1822 aus Finland verbannt wurde. Darauf erhielt 
er in Sto>holm eine Anſtellung an der königl. Bibliothek u. ſpäter 
(1843) die Oberbibliothekarſtelle. Seine literariſchen Leiſtungen 
erſchienen ſämmtlich in Stockholm, darunter „ Gedichte“ (1832), 
eine Sammlung altihwediicher „Volfslieder” (Svenska Fornsänger, 
3 Bde, 1834— 1842), ferner die Svenska Konungar mit Bor: 
träts (1830— 1843). Außerdem {rieb er eine Reihe Auſfſäße, 
übertrug Die „ Frithiofſage “ aus dem isländiſchen Urterte (1841, 
2. Aufl.), u. war auh im Fache der {hwed. Bibliographie thätig. 
Sein Geburtsland Finland ſah er, na< Zurücknahme des ruſſ. 
Berbannungsurtheiles, noch einmal wieder, jtarb aber auf diejer 
Reiſe am 21. Juni 1858 in Wiborg. 
Arznei iſ jeder Stoff, melden man dem Körper als Heil: 
mittel einverleibt. Juſofern man dieſe Stoffe, die bald einfach, 
bald au< zuſammengeſeßte Präparate ſein können, als Mittel 
zur Heilung Kranker anwendet, werden fie auch Arzneimittel, 
(ateinisch „Medikamente, griehiih „Pharmakü “ genannt. Die 
Kunſt, dieſe Arzneimittel herzuſtellen, heißt „Pharmazie“, u. der 
Apotheker, der ſie kunſtgemäß bereitet, heißt „Pharmazeut“. Die 
Arzneikunde beſchäftigt ſich im engeren Sinne mit der Kenntniß der 
Arzneien , im weiteren Sinne iſt ſie der Inbegriff aller dem Arzte 
nothwendigen Kenntniſſe. Die Arzneimittellehre iſt die Wiſſenſchaſt, 
welche nicht blos die naturgeſchichtliche Beſchreibung der als Arzneien 
verwendeten Stoffe u. die kunſtgemäße Herſtellung u. Bereitung 
derſelben (Pharmakologie), ſondern auh die Kenntniß ihrer An- 
wendung u. Wirkung auf den thieriſchen u. menfchlichen Körper um- 
faßt. Man nennt die Arzneimittellehre in ärztlichen Kreiſen 
„Materia medica“, inſofern ſie beſonders die den innern Arzt od. 
„Mediziner“ intereſſirenden Heilmittel kennen lehrt, im Gegenjaß zur 
„Materia chirurgica“, deren Jnhalt die Heilmittel des Wundarztes 
od. Chirurgen bilden. Die Arzneimittel bilden außerdem einen 
Gegenſay zu den ebenfalls vom Arzte zu Heilzwe>en benußten, 
diätetiſchen Mitteln; lettere ſind dem Organismus verwandte, zur 
Ernährung deſſelben u. zum Erfat des täglichen Verluſtes dienende 
Subſtanzen, während die Arznei - oder pharmazeutiſchen Mittel als 
fremdartige Reize für den Körper zu betrachten ſind u. die Miſchung
	        
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