Full text: A (1. Band)

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Sprache. Man nimmt ſehs größere Gruppen an. 1. Die kaukaſiſche; 
dazu gehören a) die Bergvölker des Kaukaſus: Georgiſch, La- 
sich, Mingreliſh u. Suaniſch; Þ) die ſemitiſchen Sprachen: Syriſch, 
Himiaritiſh u. Arabiſh. Am beſten bekannt ſind c) die indogermani- 
ſchen Sprachen. Fn Aſien gehören dahin namentlich die indiſchen u. 
iraniſchen Sprachen. Zu jenen zählt man das Sansfrit, Pali, Pra- 
frit (heilige Sprachen) u. die neueren: Bengali, Aſſami, Oriya (in Oriſſa), 
Nipali, Kaſchmiri, Sidhi, Pandſchabi, Hinduſtani, Gudſcherati und 
Marathi; zu dieſen gehört das Alt- u. Neuperſiſh, Kurdiſch, Balutſchi, 
Zend, Afghaniſch, Armeniſch u. Oſſetiſch. — 2. Die mittel- oder ho<- 
aſiatiſhen Sprachen zerfallen in die uralaltaiſche, japaniſche, kore- 
aniſche u. die einſilbigen Sprachen. a) die uralaltaiſche iſt ſehr reich 
gegliedert. Sie zerfällt in fünf Hauptſtämme: den ſamojediſchen, finniſchen 
tatariſchen, mongoliſchen u. tunguſiſchen. Die Þ) japaniſche u. c) fore- 
aniſche Sprache ſind in ſi<h abgeſchloſſen. Zu den d) einjilbigen 
Sprachen gehören das Tibetaniſche, die Himalajaſprachen, die Sprachen 
von Hinterindien (Birma, Siam, Annam) u. China. — 3. Die Süd- 
aſiaten umfaſſen die Dravidaſprache in Vorderindien u. das Singhale- 
fiich auf Ceylon. — 4. Die nordafiatiihen Sprachen begreifen die 
Dialekte kleiner Stämme in Nordoitfibirien in ji, als: Jufagiren, Kor- 
jäfen, Tichuftichen, Kamtjchadalen, Ainos auf Jezo u. Oftjafen. — 5. Den 
Südoſten Aſiens nehmen die malaiiſchen Sprachen ein von den Philip: 
pinen bis Timor. — 6. Nur gering iſt auf den Nachbarinſeln von Neu- 
guinea die Pa puaſprache vertreten. 
Politiſche Eintheilung. Betrachten wir die 
Staaten Aſiens, ſo laſſen ſich am einfachſten 
vier größere Gruppen annehmen. Den Nor- 
den nimmt das Ruſſiſche Reich, den Oſten 
das Chineſiſche ein. Den Südoſten u. Süden 
umfaſſen die Kolonialreiche der Briten U. 
Niederländer, von denen jene auf dem Feſt- 
lande, dieſe auf den Fnſeln dominiren. Den 
Weiten erfüllt die muhamedanijche Welt, in 
welcher beſonders die Reiche der Türken, 
Wahhabiten u. Perſer hervorragen. Dazu 
iſt das britiſche ISmdien noch von Mächten 
zweiten Ranges umlagert u. gleichſam gede>t. 
Zwiſchen den muhamedan. Reichen u. Indien 
liegt Belutſchiſtan u. Afghaniſtan, zwiſchen 
der brit. u. ru}. Macht ſind die Khanate von 
Turkiſtan eingelagert, u. abgeſehen von den 
fleinern Himalajaſtaaten wird das brit. Ge- 
biet im D. noch von Birma u. Siam begrenzt. 
Entdeckungsgeſchichte. Unſere Kenntniß 
dieſes größten Erdtheils, den man mit Vor- 
liebe als die Wiege des Menſchengeſchlechtes 
bezeichnen hört, iſ von den weſtl. Geſtaden 
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u Landſchaften ausgegangen. Den ſemitiſchen Pte. 897. Wie ſich der Miniaturiſt des „Livre des Merveilles“ (eines franzôſiſhen Manuſkriptes aus dem 14. Jahrhunderte) 
7 Ran die Reife des Kubilai-Khan in ſeinem Elephantenwagen vorſtellt. 
Völkern, den Hebräern u. Phöniziern, ver- 
danken wir die Kunde der früheſten Zuſtände in Weſtaſien. Ju dieſer Be- 
ziehung iſt die Völfertafel, 1. Buch Mofis Kap. 10, von großem Jnterefſſe, 
da ſie ung ein Verſtändniß eröffnet u. einen Blik geſtattet auf die Völker- 
gruppirungen von Kleinaſien, Armenien, Meſopotamien, Syrien u. Arabien. 
Selbſt das räthſelhaſte Ophir erſcheint bereits hier unter den Söhnen Noah's, 
jenes Ophir, wohin Salomo u. Hiram von Tyrus eine Handelsegpedition 
ichieften, gewiß die ältefte „Hanja‘, von der wir Kunde Haben. Daß aber 
Ophix nur in Oſtindien zu ſuchen, geht unumſtößlich aus der Benennung 
der daher geholten Produkte hervor: denn die im Alten Teſtament ange- 
gebenen Ausdrü>e für Affen, Pfauen, Elfenbein ſind dem Sansfrit, der 
alten heiligen Sprache der Jnder, entlehnt, eine Sprache, die ſicher niht 
von den Negern Afrika’s geredet iſ, wohin ſelbſt neuere Geographen noh 
das berühmte Goldland Ophir Haben verlegen wollen. Die Phönizier u. 
Hebräer haben uns alſo zuerit Indien entde>t. Aber auch die Griechen 
waren ſchon in ſehr früher Zeit thätig. Der Argonautenzug nach Kolchis, 
der als die erſte Seeexpedition europäiſcher Völker nah Aſien anzuſehen 
iſt u. die Nordküſte Kleinaſiens enthüllte, galt eben ſo wie Ophir einem 
Goldlande u. dem in Schaffellen aufgefangenen Goldſande der Bergflüſſe 
des Kaukaſus. Klare Vorſtellung über Aſien gewannen die Griechen aber 
erſt, als nah der Gründung der kleinaſiatiſchen Kolonien die Beziehung 
zwiſchen den Koloniſten u. dem perſiſchen Reiche lebhafter wurden und als 
mit Herodot die Reihe der reiſenden Hiſtoriker u. Geographen begann. 
Einen bedeutenden Fortſchritt machte die Erkenntniß der öſtlichen Länder 
durch die Feldzüge Alexander's d. Gr. bis in die turaniſchen Steppen u. 
in das Fünſſtromland des Jndus. Aber es dauerte noh 500 Jahre, ehe 
die Griechen wußten, daß der Kaſpiſee nicht ein Buſen des nördl. Ozeans, 
ſondern ein geſchloſſenes Binnenbe>en ſei. Doch wir brauchen deshalb 
  
  
  
Aſien 1110 
niht vornehm auf das dürftige Wiſſen der Griechen herabzuſehen ; erſcheint 
doch der Aralſee erſt auf den europäiſchen Karten ſeit 1730, alſo erſt ſeit 
140 Jahren! Das Land, woher die Seide ſtammt, kannte man bis ins 
Mittelalter nur unter dem Namen des Sererlandes, hatte aber keinen 
flaren Begriff von Lage u. Größe deſſelben. Dagegen kannten die Alten 
bereits die Küſten Arabiens u. trieben zur Zeit der ptolemäiſchen Könige 
in Aegypten einen lebhaften Handel vom Rothen Meere nah Indien. 
Hier lag die äußerſte Grenze der Erkenntniß auf der Halbinſel Malaka. 
Jenſeits dieſes goldnen Cherſoneſos lag ein großer Buſen, ohne Zweifel der 
Golf von Siam; ſo weit reichte die Kenntniß des großen Geographen 
Ptolemäos von Alexandrien im 2. Jahrh: n. Chr. Daß die Handels- 
beziehungen ſich noch weiter oſtwärts erſtre>ten, ergiebt ſich aus dem Namen 
der Gerſteninſel für Java, u. daß der Seehandel bis zu den Molukken 
reichte, erſieht man aus einem Zolltarif der römiſchen Kaiſer, in welchem 
die Gewürznelken genannt werden. Unter Kaiſer Marc Aurel ging ja 
auch eine römiſche Geſandtſchaft bis nah China, u. im 6. Fahrh. unſerer 
Zeitre<hnung kannte der alexandriniſche Kaufmann u. Kosmograph, der 
ſog. Kosmas Jndikopleuſtes, den Seeweg nah China ſehr gut. 
Das chriſtl. Mittelalter zehrte Jahrhunderte lang nur von den Errungen- 
ſchaften der Griechen; eine weſentliche Förderung der Erkenntniß des 
innern Aſiens ging dagegen von den arabiſchen Geographen u. Reiſe- 
beſchreibern aus. Jbn Batuta, der große Landwanderer, Maſudi, Jß- 
tachri u. A. enthüllen uns das innere aſiatiſche Hochland bis nad China 
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hin; weniger kennen ſie das nordiſche Tiefland, doch begegnen wir bei 
ihnen ſhon dem holzreichen Lande Sibirien. Frühzeitig umfuhren die 
Araber auch das ſüdl. Aſien u. beſchrieben den Seeweg dur<hs Judiſche 
Meer, die Straße von Malaka bis na< China. Selbſt Tibet wird ſeit 
dem 9. Jahrh. genannt. Eben jo wiſſen die Araber ausführlich über die 
Sunda-Fnſeln zu berichten. 
Erſt gegen das Ende des Mittelalterd tauchen auch im Abendlände 
Berichte über Reiſen auf. Wir verdanken dieſe Kenntniſſe der Abſendung 
von Mönchen an die Nachfolger des Khan Dſchingis, welche in Glaubens- 
ſachen ſehr tolerant waren. So drangen 1246, 1248 u. 1253 Plan Car- 
pin, Andreas von Lonjumel u. namentlich Ruysbroek durch die Kirgiſen- 
ſteppen bis in die öftl. Mongolei nad) dem Site der Großkhane in 
Karakorum vor, welches jidlich vor Jrkutsk in der Steppe lag. Vor u. 
neben ihnen drangen italienische Kaufleute tief in den Kontinent ein; unter 
ihnen u. unter den aſiatiſchen Reiſenden des Mittelalters nimmt der 
Venetianer Marco Volvo (j. d.) eine Höchjt ausgezeichnete Stellung ein. 
Derſelbe durchzog von 1271 bis 1295 den größten Theil von Central -, 
Oſt- u. Südaſien, großentheils im Dienſte des Großherrn, des Kubilat- 
Khan. Es ift ihm damals gelungen, namentlich in Turkiſtan u. dem 
Innern China's, Länder u. Gebiete zu Ducchtwandern, welche nach ihm nie 
wieder der Fuß eines Europäers berührt hat. Seine lebendigen Schil 
derungen von China u. Japan (Zipangu), ſowie von den reichen Gewürz- 
märkten des Südens erregten im Abendlande immer mehr das Verlangen, 
zu Schiffe nach jenen reihen Erdräumen durchzudringen, bis Columbus 
auf den Gedanken kam, in weſtlicher Richtung die geſegneten Landſtriche 
aufzuſuchen. Nach Marco Polo beſuchten wieder Andere, Mönche u. Händler, 
Indien u. China, z. B. Johannes von Montecorvino 1291, Odorico von 
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