Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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Aſinari — Aſfkanien 1112 
  
Pordenone 1316, aus deſſen Reiſeberichte dann der Ritter Mandeville ein 
erbärmlihes Machwerk von Reiſeberichten zuſammenleimte u. zuſammen- 
log. Sowie aber 1368 die mongoliſche Fremdherrſchaft in China ver- 
nichtet war, hörten die freundſchaftlichen Beziehungen zu dem Abendlande 
auf, u. die Kunde aus Oſtaſien verkümmerte. Natürlich fehlte allen dieſen 
Reiſen bisher die wiſſenſchaftlihe Begründung; eine zuverläſſige Karte 
ließ ſih na< ſolchen Berichten nicht entwerfen. Darum wurde der Fort- 
gang in der Erforſchung Aſiens, wenn auch vorläufig nur in ſeinen 
Küſtenumriſſen, ſo bedeutend gefördert durch die Entde>kung des Seeweges 
nach Oſtindien. Nun erſt verſhwinden im 16. Jahrh. allmählig die Ge- 
ſtaltungen u. Küſtenlinien, wie ſie Ptolemäos gezogen. Erſt im 16. Jahrh. 
machte die Kartographie von Aſien in Europa ſichtbare glänzende Fort- 
ſchritte. Jm J.1498 kamen die Portugieſen nah Judien, 1511 waren ihre 
Schiffe bereits auf den Molukken, 1517 in China, 1543 in Japan. Hier 
erlahmten die Portugieſen. Die Holländer nahmen gerade hundert Fahre 
ſpäter, 1643, die Küſtenentde>ung wieder auf unter de Vries, welcher bis 
nach Sachalin u. den Kurilen kam, durch ſeine Berichte aber zu der falſchen 
Annahme geführt hatte, als liege Japan dicht neben Amerika. Unter- 
deſſen waren aber auch die Ruſſen, denen die Geographie in dem folgenden 
Jahrhundert ſo manche höchſt ſchäßenswerthe Bereicherungen der Kennt- 
niß von Aſien verdankt, im Norden des Kontinents thätig geweſen. Seit 
1577 war der Koſakenhetman Zermak Timofejew über den Ural vor- 
gedrungen; 1581 hatte er ſeine Eroberungen dem ruff. Zaren übergeben, 
u. nun ging die Erforſchung, Unterwerfung u. Beſiedelung der großen 
nordaſiatiſchen Tiefebene raſh vorwärts. Jm $. 1628 Hatten die Ruſſen 
[hon die Lena erreicht, 1648 entde>te u. umfuhr Deſchnjew die Oſtſpitze des 
Kontinents durch die Beringsſ\traße; aber die Kartographie hielt natürlich 
mit dieſen raſchen Zügen niht Schritt; erſt im 18. Jahrh. fing die Kaiſerin 
Katharina an, „Rußland für die Ruſſen entdecken zu laſſen.“ Seit jener 
Zeit ſind erſt wiſſenſchaſtliche Expeditionen im Norden Aſiens thätig ge- 
weſen. Deſchnjew's Entde>ung blieb ſelbſt in Nußland unbekannt; ſo 
mußte 1728 Bering noh einmal die Oſtküſte Aſiens umfahren, ohne daß 
in ihm damals von der Nähe Amerika's, alſo von der Exiſtenz einer 
Straße, welche ſpäter nah ihm benannt wurde, auch nur die entfernteſte 
Ahnung auftauchte. Unter deutſchen Gelehrten, die jih um die Er- 
forſchung Sibiriens beſonders verdient gemacht haben, nennen wir aus 
dem vorigen Jahrhundert Müller, Gmelin, Steller u. Pallas. 
Für die genaue Kenntniß von Vorderaſien u. Arabien legten ſeit 1760 
die epochemachenden Reiſen von Carſten Niebuhr den Grund. Die Länder 
zwiſchen Jndien u. dem Kaſpiſchen Meere wurden 1783 von dem Briten 
George Forſter dur<hwandert, während zur ſelben Zeit Samuel Turner 
die erſten Nachrichten wieder über Tibet brachte. Mit dem Beginn unſeres 
Jahrhunderts ſind die ruf. Forſcher u. Gelehrten wieder thätig. Engel- 
hardt u. Parrot beſuchten 1811 den Kaukaſus. Jn Sibirien u. am Eis- 
meere waren neue Errungenſchaften gemacht dur< Hedenſtröm, Anjou, 
v. Wrangell, Hanſteen u. Erman. Allein auch dieſer Letztere wurde über- 
troffen don den Leiftungen Humboldt’, Ehrenberg’s u. Roſe's, welche 
gemeinjchaftlich auf kaiſerliche Koſten 1829 das Land vom Ural bis Altai 
unterſuchten. Humboldt konnte es dann zuerſt wagen, eine phyſiſche 
Beſchreibung von Centralaſien zu geben. Den äußerſten Norden Sibiriens 
hellte durch ſeine Reiſe von 1842— 1845 v. Middendorff auf; die ethno- 
graphiſchen Forſchungen unter den Polarvölkern pflegte Caſtrén. Es iſt 
unmöglich, die große Zahl der wiſſenſchaftlichen Reiſenden in Aſien voll- 
ſtändig zu geben, ohne das für unſern Ueberblick beſtimmte Maß zu über- 
ſchreiten. Ohnehin wird die Literatur der einzelnen Länder darüber Aus- 
funft geben. Hier mag es genügen, die Koryphäen namhaft zu machen. 
Für den Norden zeichnen fich die Namen Radde u. Michie aus, in Central: 
aſien find vielfach Eleinere vuff. Expeditionen thätig gewejen, 3. B. unter 
Butákof, Semenof, Chanikoff; für die Kenntniß Japans find die Werke 
von E. Kämpffer aus dem 17. Jahrh. u. von Siebold's Archiv grundlegend. 
Ueber das innere China haben die Miſſionare Güßzlaff u. Huc Aufſchluß 
gegeben. Hinterindien lernen wir durch Ballegoir, Borwring, Mouhot u. 
Baſtian kennen. Turkiſtan hat zuerſt wieder Vambery erſchloſſen. Ueber 
Perſien liegt ein klaſſiſches Werk von dem ehemaligen Leibarzte des Schah 
vor, dem jeßt nach Deutſchland zurückgekehrten Dr. Polak. Von den zahl- 
reichen indiſhen Forſchern mögen die Namen Thomſon, Hügel u. Schlag- 
intweit genannt ſein. Ueber Auſtralaſien ſind die Werke u. Abhandlungen 
von Crawford, Junghuhn u. Sal. Müller hervorzuheben. Das innere 
Arabien hat uns Palgrave entde>t, während Tſchichatſcheff die Halbinſel 
Kleinaſien nah allen Seiten durchwandert hat. So ſind jeht nur noch 
wenige Gebiete im Hochlande des Oſtens völlig unbekannt; doh fehlt noch 
fait überall eine feſte, geſchloſſene Forſchung, die uns ein allſeitig genügen- 
des Bild des gewaltigen Kontinents zur Anſchauung brächte. Alles, was 
an Berichten bis auf ſeine Zeit erſchienen, iſt von unſerm großen Geo- 
graphen Karl Ritter in ſeinem bedeutenden, leider unvollendet gebliebenen 
Werke über Aſien zuſammengetragen, 
  
Aſinari, Federigo , Graf von Camerano, namhafter italieniſcher 
Dichter, geb. zu Aſti in der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 
Aus Neigung zum Soldatenſtande folgte er den Fahnen des Kaiſers 
Maximilian Ik. unter deſſen ſovoyiſhen Hülfstruppen u. fot mit 
Tapferkeit u. Auszeichnung gegen die Türken. Leider ſind ſeine zahl- 
reichen lyriſhen Dichtungen, Sonette und Canzonen in keiner 
vollſtändigen Sammlung erſchienen, was um ſo mehr zu beklagen 
iſt, als dieſelben eben ſo reich an dichteriicher Empfindung wie an 
edler u. natürlicher Sprache find. Sein von den Italienern überaus 
gejhättes Drama „Il Tancredi“, welches unter dem Pſeudonym 
„Gismondo“ (Paris 1587) erſchien, wurde anfänglich allgemein als 
ein Werk des Torquato Taſſo bezeichnet, bis eine 1588 zu Bergamo 
erſhienene Ausgabe dieſen Jrrthum berichtigte. Sonderbarer Weiſe 
wurde jedoch auch in dieſer Ausgabe nicht Federigo A., ſondern deſſen 
Vater, Ottavio A., als Verfaſſer angegeben. 
Aſinelli, der Name des größeren der beiden ſchiefen Thürme zu 
Bologna. Seine Abweichung von der ſenkre<ten Linie beträgt bei 
113 Mtr. (etwa 310 F.) Höhe 1!/; Mtr. (etwa 3!/, F.). Abbild. 
\. „Bologna“. 
Aſinius, C. A. Pollio , 76 v. Chr. geb., 54 als Ankläger Cato's, 
wegen Aufhebung der Komitien zu Gunſten des Pompejus u. 
Craſſus im J. 56 auſftretend, wurde nach Feldzügen in Afrika u. 
Spanien 40 v. Chr. Konſul. Ein Jahr darauf beſiegte er die dal: 
matiſchen Jllyrier, eroberte die Stadt Salonä und feierte ſeinen 
Triumph. Vom polit. Schauplatz zurügezogen , lebte ex nur den 
Künſten u. Wiſſenſchaften u. ſtarb 4 v. Chr. auf ſeiner tusfulanifchen 
Villa. Nicht nur als Teldherr u. Staatsmann ausgezeichnet, glänzte 
er auch als vorzüglicher Redner wie Kunſtkritiker, gründete die erſte 
öffentl. Bibliothek in Rom, ſchrieb eine röm. Geſchichte in 16 Bd. 
u. mehrere Tragödien. — Sein Sohn, C. A. Gallus, Saloni- 
nus, Senator unter den Kaiſern Auguſtus und Tiberius, wurde 
30 n. Chr. auf des Leßteren Veranlaſſung wegen ſeiner Freimüthig- 
keit u. als Gemahl der Vipſania (erſter Gattin des Tiberius) zum 
Tode verurtheilt, welchen er jedoch erſt nach dreijähriger Haft erlitt ; 
er war ebenfalls Schriftſteller u. Dichter. 
asínus (lat.), Eſel. j 
Aſioli, Bonifazio, bedeutender ital. Komponiſt, geb. am 30. 
April 1769 in Correggio, ward in ſeiner Vaterſtadt bereits als vier- 
zehnjähriger Knabe zum Kapellmeiſter erwählt. Vier Jahre ſpäter 
gab er ſeine Stelle auf, ging nad) Turin, fpäter nad) Mailand, wo 
er ſih als Inſpektor u. Lehrer der Kompoſition am Konſervatorium 
aufhielt, u. zog ſih dann in ſeine Vaterſtadt zurü>, in der er am 
26, Mai 1832 ſtarb. Einige ſeiner im Haydn'ſchen Stile gehalte- 
nen Sonaten, z. B. für Cello u. Piano, werden gelegentlich noch 
heutzutage vorgetragen u. zeichnen ſi< dur<h {öne Melodik und 
gewandte Bearbeitung aus. 
Aſkalon, eine von den fünf Fürſtenſtädten der Philiſtäer, im Be- 
reih des Stammgebietes Juda, aber von den Jſraeliten niemals, 
auch nicht unter Salomo, beſeſſen. Sie lag am Mittelländiſchen 
Meere zwiſchen Gaza u. Jamnia, in einer fruchtbaren Gegend, war 
gut befeſtigt u. von Alters her der Sit de3 Dercetofultus (f. d.). 
Im Zeitalter nach Alexander theilte A. die Schickſale Phöniziens 
u. war bald Aegypten, bald Syrien unterworfen. König Herodes 
d. Gr. ließ es, obſchon nicht zu ſeinem Staate gehörig, dur< Bäder 
u. a. Prachtgebäude verſchönern, u. nah ſeinem Tode wurde es ſeiner 
Schweſter Salome als Reſidenz zu Theil. Noch im Mittelalter galt 
der Ort für eine bedeutende Seeſtadt. Jm J. 1099 Sieg Gottfried's 
von Bouillon; 1191 von den Sarazenen zerſtört. Jett iſt A. nur noch 
eine großartige Trümmerſtätte mit {önen Bautenüberreſten an der 
Mündung des Wadi Simſim. Die Umgegend iſt die Heimat der 
Zwiebel „Ascalonia“, deren Name im Franz. in échalottes, im 
Deutſchen in Schalotten verderbt iſt. 
Aſkanien oder Aſcharia, eine ehemalige Burg bei der preuß. 
Stadt Aſchersleben, ſoll der Stammſiß der anhaltiſchen Fürſten ſein, 
wurde der Sage nad) von Affenaz, einem Enkel Japhet’s gegründet, 
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