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Aſtrologie 1156
Aſtrologie
bern u. durch dieſe breiteten ſie ſi<h von dem Zentralpunkte alles da-
maligen Wiſſens, von Alexandrien, über das Abendland aus. Jn
Rom fand die A. zwar anfänglich bei Gelehrten u. Staatsmännern
feine Anerkennung; die Ereigniſſe ſtanden in zu häufigem Wider-
ſpruche mit den Verkündigungen der Sterndeuter ; (ſo waren z. B. dem
Cäſar, Pompejus u. Craſſus hohes Alter u. ruhiger Tod verkündigt
worden ;z) allein in ſpäteren Zeiten ſcheint die A. doh wieder zu Ehren
gekommen zu ſein, da ſogar Männer wie Seneca ſie anerkannten.
Im 14. u. 15. Jahrh. ſtand ſie in voller Blüte u. übte auf alle menſh-
liche Angelegenheiten u. Entſchließungen einen beſtimmenden Einfluß
aus. Von Gelehrten, wie 3. B. von Savonarola, Picus v. Miran-
dola, ſpäter von Voß, Bardelon u. dem berühmten Aſtronomen
Sturm mit den ſ{lagendſten Argumenten bekämpft, fand ſie ſtets
wieder {wache Geiſter, die ihr unbedingt Glauben ſchenkten. Einer
der berühmteſten Aſtrologen war der nahmalige Leibarzt Karl'3 IX.
von Frankreich, Michael Noſtradamus, der ſeine Verkündigungen zu
Hunderten in alle Welt verſandte. Auch proteſtantiſche Theologen,
wie 3. B. Philipp Melanchthon, waren eifrige Verehrer der A.
Horoſcopium geſkellet durch
Ioannem Kepplerum
1608.
XI. 28 IX.
NL ge 20°,
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denen das Schickſal des Neugebornen zu leſen ſtand. Zur Erläuterung
des Geſagten fügen wir unter Nr. 945 das Horoſkop bei, welches
Johann Kepler im J. 1608 für den damals 25 jährigen Wallen-
ſtein ſtellte. Links von dem mit dem Namen des Neugebornen u.
der Angabe der Stellung der Geſtirne im Augenblicke der Geburt
ausgefüllten Quadrate befand fich das erſte Haus, „das aufſteigendé
Haus“. Jn dem Wallenſtein*’ſhen Horoſkop regierte zur Stunde der
Geburt Saturn (5) im 19. Grade. Es deutet dies einen tiefſinnigen,
zum Myſtizismus geneigten, argwöhniſchen, die Religion verachten-
den Menichen an; böfe Eigenjchaften, die jedoch durch die große Nähe
des Jupiter (21) im 22. u. des Waſſermann (==) im 10. Grade be-
deutend gemildert werden. Jm 2. vom Widder (Y) im 13. Grade
beherrſchten Hauſe, der ſogenannten „unteren Pforte”, offenbart fich
das Glück des Neugebornenz im 3. vom Stier (8) im 20. Grade
beherrſchten Hauſe, „das Haus der Brüder“, zeigen fic, die Verhält-
niſſe deſſelben zu ſeinen Verwandten; im 4. „das Haus der Eltern“,
das auf die Familie u. Lebensfreuden Bezug hat, regiert der Knoten
des Mondes (25), au<h Drachenſhwanz genannt, im 16. u. das Zei-
chen der Zwillinge ON) im 8. Örade. Diejed Tebtere Zeichen
beherricht auch im 22. Grade das 5. Haus, „das gute Glü>“,
u. beſtätigt die Bedeutung des vierten. Jm 6. „das Haus des
Unglück3“, herrſcht der Krebs (65) im 8. Grade. Jm 7. „die
weſtliche Angel” regiert die Jungfrau (MY) u. der etwas ent-
ferntere Wwe (N) im 10. Grade. Die Sonne (©) ſteht hier
im 0. Grad 45‘ u. Mercur (5) im 22. Grade dem Jupiter u.
dem Saturn im erſten Hauſe gegenüber. Kepler ſagt über
dieſe Stellung: „Und weill Mercurius ſo genau in opposito
Jovis ſteht, will es das anſehen gewinnen, als werdt er einen
beſondern Aberglauben haben u. durc mittel deſſelbigen eine
große menige Voldh3 an fich ziehen od. fich etwa einmal von
einer Notte jo malcontent, zu einem Haubt u. Rädtlführer
xl 8 “tL 13° VIII aufmwerffen laſſen“. Jm 8. Hauſe, „das Haus des Todes“,
e q 2759 ° Herricht Mars (FI) im 27. u. das Zeichen der Wage (<L)
Der Edel Herr /
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_| geb.año 1583
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Nr, 945, Das Horoſkop Wallenſtein?s,
Leßtern traf jedoch in praxi einſt das Mißgeſchick, daß, als er dem halb-
jährigen Kinde ſeines Freundes Neander das Horoſkop ſtellte u. ihm
hohe geiſtlihe Würden u. große Gelehrſamkeit prophezeite, er hören
mußte, daß das Kind ein Mädchen ſei. Im J. 1645 ſuchte ein
Andreas Goldmayex in Nürnberg durch die A. nachzuweiſen, daß der
Grundſtein der Stadt Leipzig Sonntag Vormittag den 16. April 551,
41 Min. na< 1 Uhr gelegt worden ſei. Selbſt berühmte Aſtrono-
men, wie Kepler u. Tycho Brahe, waren in dieſem Aberglauben
befangen. — Das Horoſkop, die Nativität od. Genitur war
e3 vorzüglich, mit deren Auſſtellung ſi< die A. beſchäftigte, indem
nach ihrer Behauptung die Stellung der Geſtirne im Augenbli> der
Geburt die Schickſale des Neugebornen beſtimmte. Der Stern u.
der Grad, in welchem derſelbe im Augenbli>e der Geburt den Hori-
zont durchſchnitt, war das „Zeichen, unter dem man geboren war“.
E3 wurde der Thierfreis in 12 Häufer od. Dreiecke eingetheilt, in
im 13. Grade. Kepler jagt darüber: „Daher würd der ge-
borene Unbarmherzig, ohne brüderliche u. eheliche Liebe, nie-
mand achtend, nur ihme u. ſeinen Wollüſten ergeben, hart,
VU betrüglich, ungeſtüm u. ſtreitbar“. Jm 9. Hauſe, „das Haus
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der Weisheit“, herrſcht der Skorpion (m) im 20. u. Venus (2)
im 16. Grade u. offenbart die Religion des Neugebornen ;
im 10. Hauſe, „das königliche Haus“, herrſcht der Schüße (7)
im 8. u. das Herz des Himmels (5) im 16. Grade in Op-
poſition mit dem Knoten des Mondes im 4. Haufe; e3 iſt
das Haus der Ehren; im 11., „das Haus der Freunde“, herrſcht
ebenfalls noch der Schübe im 22. u. der Mond ()) im 7.
Grade, ſowie im 12. Haufe, „das Ihädliche Haus“, der
Steinbod (4). Dieſe Zuſammenſtellung im 11. u. 12. Hauſe
deutet der Aſtrolog: „Weill aber der Mondt verworſſen ſteht,
würdt ihme dieſe ſeine Natur zu einem merklichen Nachtail
u. Verachtung bei denen, mit welchen er converfirt hatt, ges
deyen, das er für einen lihtſ<heuen, einſamen Ünmenſchen
würd gehalten werden“. Saturn war demnach der „Stern“ Wallen:
ſteins u. nicht der, irrthümlich von Schiller angegebene, Jupiter,
deſſen naher Stand zum Saturn aber die folgenden Verſe treff-
lich motivirt:
Saturnus’ Reich iſt aus, der die geheime
Geburt der Dinge in dem Erdenſchoß
Und in den Tiefen des Gemüths beherrſcht,
Und über Allem, was das Licht ſcheut, waltet;
Nicht Zeit iſt's mehr zu brüten und zu ſinnen,
Denn Jupiter, der glänzende, regiert
Und zieht das dunkel zubereitete Werk
Gewaltig in das Reich des Lichts. —
E3 waren vornehmlich nur vier Planeten, denen die U. eine bes
ſtimmende Gewalt zuſchrieb: |
Saturn, kalt und teoden,
Jupiter, warm und feucht,
Mars, warm und tro>en,
Venus, feucht und kalt.