1283 Augias — Augit
A. wandte ſi< nun eifrigſt den Bourbonen zu u. ſeßte ſi<h durd)
ſein Betragen gegen den geſtürzten Kaiſer, das allerdings kein
günſtiges Licht auf ſeinen Charakter wirft, in ſo große Gunſt bei
Ludwig XVIIL, daß ihn dieſer zum Ritter des heil. Ludwig, zum
Pair von Frankreich u. zum Mitglied des Kriegsrathes ernannte.
Nichts deſto weniger erklärte ſi<h A. al3 Gouverneur der Normandie
ſofort ſür Napoleon, als dieſer von Elba 1815 zurü> gekehrt war,
konnte jedo< deſſen Vertrauen niht wieder erlangen. Nach der
zweiten Nückkehr der Bourbonen in das, zur Verurtheilung des
tarſchall Ney niedergeſeßte, Kriegsgericht erwählt, erklärte er fich
für inkompetent u. führte dadurch das unglückliche Ende ſeines ehe-
maligen Kameraden herbei, indem dieſer nun nicht vor das Kriegs-
gericht, das ihn ſicher frei geſprochen haben würde, ſondern vor die
Pairskammer geſtellt u. von dieſer zum Tode verurtheilt wurde.
Dieſe von A. nicht vorausgeſeßte Wendung in dem Schiefale des
unglü>lichen Marſchalls, die er mit verſchuldet hatte, erſchütterte
ſeinen dur< Krankheit ſhon ſehr angegriffenen Körper; er 309 ſich
auf ſein Landgut La Houſſaye zurü> u. ſtarb daſelbſt am 12. Juni
1816 an der Bruſtwaſſerſucht.
Augias oder Augeas (grie<. Augeias), ein Sohn des Helios
u. der Naupidame, nahm an dem Argonautenzuge Theil u. ließ ſich
darauf als König der Epeier in Elis nieder. Vorzüglich berühmt
wurde er durc einen ungeheuern Stall u. deſſen Reinigung. Die
leßtere, ein faſt unmögliches Werk, ward von Herkules auf Be-
fehl des Königs Euryſtheus verrichtet; und zwar follte der Held
dieſen Stall, der ſeit Jahrzehnten niht geſäubert worden war u.
einen ſolhen Umfang hatte, daß er 3000 Rinder enthielt, binnen
einem einzigen Tage ausfegen. Herkules half ſi< dadurch, daß er
die beiden benachbarten Flüſſe Alpheios u. Peneios in die Stall-
räume hineinleitete u. den Unrath no< vor Ablauf eines Tages
hinausſ<hwemmte. Augias, welcher fich hinterher weigerte, den bez
dungenen Lohn, nämlich den zehnten Theil der Rinder, an den Hel-
den au3zuzahlen, wurde ſpäter von dieſem mit Krieg überzogen u.
getödtet. (S. „Herkules“. )— „Den Stall des Augias reini-
gen“, iſt ein Sprüchwort, wel<hes man von jedem bedenklichen,
vergeblichen od. gar unmöglichen Unternehmen gebraucht, namentlich
wenn es gilt, einen Mißbrauch abzuſchaffen.
Augit (Pyroxen, Salit, Diopſit, Pentakaſit), wird {hon bei
Plinius erwähnt, (Augites, der Glänzer), aber das Mineral der
Alten läßt fih nicht mehr erkennen. A. hat fo vollkommen die
hemijche Zuſammenſeßung der Hornblende (\. d.) als kieſelſaure
Kalk- Talkerde, daß man beide lange für die gleiche Maſſe gehal-
ten hat. Doch hat man jet feine, wenig ſagende Unterſchiede in
den Quantitäten von Kieſel -, Talk- und Kalkerde aufgefunden.
Nr. 1032, Augitkryſtalle.
Dabei läuft der A. in allen ſeinen Abänderungen denen der Horn-
blende parallel, nur die Struktur ſcheidet ſie. Wenn mau Hornblende
{hmilzt, erhält man bei langſamer Abkühlung Augitkryſtalle. Da-
her trifft man dieſe Kryſtalle ſo häufig in den hwarzen vulkaniſchen
Geſteinen, welche Augitlava genannt werden. So lange man im
Werner’ ſchen Sinne die Kryſtalle auf naſſem Wege entſtanden dachte,
brachte ein ſol<hes Vorkommen die Mineralogen in niht geringe
Verlegenheit; Hauy nannte ſogar den A. „Pyroxen “ d. h. dem
Feuer fremd, weil er ihn für etwas hielt, was die Lava auf ihrem
Wege angetroffen, umhüllt u. mitgenommen habe.
Augitfels — Augitſpath 1284
Der A. gehört zum 2= u. Igliedrigen Kryſtallſyſtem, erſcheint
häufig als ſchiefe rhombiſche (klinorhombiſche) Säule (\. Nr. 1032,
2 u. 3) einzeln eingewachſen oder aufgewachſen u. dann meiſtens
in Druſen (\. d.), auch derb in körnigen u. ſtängeligen Aggregaten,
auch in Zwillingsgeſtalten. Die Härte liegt zwiſhen Apatit - und
Feldſpathhärte, das ſpeziſfiſhe Gewicht iſt 2,¿—3,,z vor dem
Löthrohr {milzt der A. zu einem Glaſe. Das Mineral iſt vor-
herrſchend grün u. {warz gefärbt. Die wichtigſten hierher gehö-
rigen Mineralien find: Wollaftonit (prismatifher Augitipath,
Tafelipath), weiß, durhicheinend, mit lebhaften Glanz, häufig in
örnigem Kalkitein bei Cziklowa im Banat, Pargas in Finland,
Auerbach im Odenwald. — Dio pſit (Alalit, Baikalit), kryſtalli-
ſirt, grün oft zur Hälfte farblos, dur<{ſihtig od. dur<ſcheinend, ſehr
verbreitet in den Alpen, vorzüglich {ön auf der Muſſaalp in Pie-
mont auf Gängen in Serpentin, große Kryſtalle in Säulenform im
Zillerthal, Taffathal, am Baikalſee. Mit Strahlſtein gemengt bil-
det der Diopſit den grünen Smaragdit, der mit Granat den
Omphazit zuſammenſeßt. — Malakolith (Salit), mit trüb
grünen Farben in Schweden bei Sala, Tunaberg, Norwegen bei
Arendal, Wurliß im Bayreuthiſchen. — Augit im engern Sinn
(gemeiner, baſaltiſcher A., Vulkanit), ſ{<hwarz bis grünlihſ<hwarz,
undurchſichtig, in 6—S8ſeitigen Säulen (Nr. 1032, 1) kryſtalliſirt.
Der A. bildet einen Hauptbeſtandtheil vieler Geſteine des Augitpor-
phyrs, Dolerits, Baſalts , baſaltiſher Mandelſteine u. Tuffe, der
doleritiſchen Laven. Minder häufig findet ſi< A. in Erzlagern, ſo in
Magneteiſen zu Arendal in Norwegen, Bolton in Nordamerika. Ein
ſelbſtändiges Geſtein des A. iſt in den Pyrenäen der Lherzolit (\.
„Augitſpath“), er beſteht aus Eiſenoxyd u. kieſelſaurer Thonerde,
Ihmilzt jhwer zu einem fhwarzen Glaſe. — Kokkolith (körniger
U), Kryitalle mit abgeftumpften Ecken u. Kanten, grün bis fchwarz,
in Schweden, Norwegen, Byrenien.— Hedenbergit, derbblättrig
od. körnig , mit Eiſen gemiſcht, darum vom Magnet angezogen. —
Hyperſthen nur derb u. blättrig mit halbmetalliſhem Perlmutter-
glanz u. kupferrothem Lichtfehein, undurhfichtig von dunffer bis
ſ{hwarzer Farbe. Er bildet mit Labrador den Hyperſthenfels oder
Hyperit, findet ſi< auf Labrador, im Harz, Thüringerwald u. wird
vielfach verarbeitet zu Doſen 2c. — Diallag mit vorherrſchend
grünen Farben ohne kupferrothen Schiller. Er bildet mit Labrador
den in den Alpen u. in Italien weit verbreiteten Gabbro (\. d.).
— Bronzit von nelkenbrauner Farbe mit ſtarkgeſtreiftem, faſeri-
gem, Frummflächigem Bruch, fommt im Serpentin vor. Der Bron-
zit u. die Augitvarietäten gehen durch Verwitterung in Asbeſt
Ci. d.) über. Hhpperjthen, Diallag, Bronzit führt Moh8 unter
Schillerſpath (\. d.) an. — Akmit mit oft fußlangen Kryſtallen,
grünlichgrau bis braun, ſ{<warz in Schweden u. Norwegen.
Die meiſten der gen. Foſſilien bilden in Verbindung mit anderem
Geſtein die Augitgeſteine: die verſchiedenen Grünſteine, Diabas,
Gabbro , Hyperſthenfels, Augitporphyr, Dolerit, Nephelindolerit,
Baſalt, doleritiſhe Lava. Häufig entſtehen bei Hüttenprozeſſen
Augitvarietäten. Die Uebereinſtimmung des A. mit kryſtalliſirten
Schladen, wie von Bigge in Weſtfalen, Fahlun in Schweden, eben
ſo das ſchon oben erwähnte Vorkommen des A. in der Lava beweiſt
uns, der neptuniſtiſhen Anſchauung entgegen, das Entſtehen der
Augitgeſteine auf vulkaniſchem, feuer - flüſſigen Wege: fie find
ſämmtlih e<te Eruptivgeſteine. Da die Augite ſtets mit Alkali '
führenden Mineralien vorfommen, die bei der Verwitterung einen
guten A>erboden liefern, ſo iſt das lokale Auftreten des A. nicht
ohne Einfluß auf den Vegetationscharakter einer Gegend.
Augitfels (Pyroxenit, Lherzolith), dichte Augitmaſſe,
verſchiedenfarbig, erſcheint theils körnig, theils blättrig u. hat große
Aehnlichkeit mit dem Kokkolith (\. „Augit“). Der A. kommt in
den Pyrenäen am See Lherz vor.
Augitgeſteine, Augitlava, \. „Augit“.
Augitporphyr, \. „Melaphyr“.
Augitfpath, bei Mohs ein Geſchle<t aus der Ordnung der
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