1287 Anuguren — Auguſt L. (Kurfürſt v. Sachſen)
ihrem eigentlichen Urheber jelbjt), Apologie genannt, nachdem fie
aber Luther eingeſehen u. gebilligt hatte, ihr der Name Ü. K. bei-
gelegt. (Weiteres f. unter „PBroteftantismus” u. „Neformation“.)
Auguren (Vogeldeuter, Wahrſager), bildeten bei den Römern
eine3 der einflußreichjten Priefterkollegien,: welches aus dem Fluge
der Vögel, aus der Art u. Weiſe, wie diefelben ihr Futter zu fich nah:
men, aus dem Vliße u. |. w. den Willen der Götter u. die Zukunft
verfündigte. Schon zur Zeit Eicero’3 indeſſen war man ſo aufgeklärt,
daß fich kein gebildeter Römer mitjolhem Aberglauben befaffen mochte.
SINN
Nr. 1035.
Mar pflegte deshalb zu ſagen, daß kein A. dem anderen begegnen
könne, ohne ihn anzulachen. Die A. wußten ſi< beim ungebildeten
Volke in großem Anſehen zu erhalten. So verlor P. Appius Claudius
Pulcher die Seeſchlaht bei Drepanum gegen die Karthager (249)
nach der Ueberlieferung deshalb, weil er gegen den ausdrücklichen
Nath jener Prieſter den Zuſammenſtoß unternahm. Der hochfah-
rende Appier, welcher keinen Widerſpruch kannte, ließ die das Futter
IL
verſ<mähenden Vögel mit den Worten ins Waſſer werfen: „Wenn
ſie niht freſſen wollen, mögen ſie ſaufen!“ (Abb. Nr. 1035.) Von
den Seeleuten u. Kriegern aber ward ſolcher Frevel des Konſuls mit
Grauen aufgenommen; fie gingen aus Furcht vor der Strafe der
Götter ohne Muth u. Zuverſicht in den Kampf, woraus ſich die nach-
folgende Niederlage ſehr leiht erklärte. — Die Ausſprüche der A.
wurden Augurien genannt. (S. auh „Haruſpices“.)
Auguſt, der achte Monat des Jahres, der Aehren- od. Ernte:
monat, hieß nad) dem altrömijchen Kalender, als jechiter Monat des
mit März beginnenden Jahres, Sertili3 u. befam ſeinen jetzigen
Namen zu Ehren des Kaiſer Auguſtus, der in ihm beſonders glüd-
liche Erfolge errungen hatte. Die Sonne tritt im A. in das Zeichen
der Jungfrau; die Tageslänge vermindert fi) merklich, u. beträgt
am 31. nur no< 13 Stunden 37 Minuten. Die Luft enthält mehr
Feuchtigkeit als im Juli, die Elektrizität der Wolken iſt bedeutend
geringer geworden, u. Gewitter ſind daher viel ſeltener. Bildlich ſieht
man auf Antiken den A. dargeſtellt als na>ten Mann mit zerſtreutem
Haar, eine Trinkſchale zum Munde führend. Ein Bund Pfauenfedern,
einige Melonen u. ein großes Gefäß befinden ſi< ihm zur Seite.
Auguſt TL. , Kurfürſt von Sachſen, geb. zu Freiberg am 31. Juli
1526 als Herzog Heinrichs des Frommen u. der mit dieſem ſeit
1512 vermählten und 1561 zu Torgau verſtorbenen Prinzeſſin
Katharina von Me>lenburg dritter u. jüngſter Sohn. Er gelangte,
als ſeines Oheims des Kurfürſten Georg's unmittelbarer Stamm
exloſh, u. der Tod ſeiner beiden älteren Brüder u. ſeines Vaters
erfolgt war, zur fächl. Kurwürde. Nicht unvorbereitet übernahm er
die Leitung der Gejchiefe Sachjens. Den erſten Unterricht hatte er
er fi zu 3
Auguſt I. (KRurfürit v. Sachien) 1288
in der Schule feines Geburtsortes erhalten, u. als 1539 ſein Vater
zur Regierung kam, gab dieſer ihm den gelehrten Joh. Rivius aus
Attendorn zum „Zuchtmeifter”, unter deſſen Leitung Prinz A. die
Univerſität Leipzig beſuchte. Später finden wir ihn am Hofe des
römiſchen Königs Ferdinand, deſſen Sohn Maximilian, der nach-
herige Kaiſer, eine innige u. dauernde Freundſchaft zu A. faßte. Jm
Jahr 1544 erhielt A. von ſeinem regierenden Bruder Moritz die
Adminiſtration des Hochſtiftes Merſeburg, nach deren Niederlegung
Torgau am 7. Okt. 1548 mit Anna, einer Tochter des
= Königs Chriſtian von Dänemark, vermählte. Seit-
dem Tebte A. Häufig in ruhiger Zurückgezogenheit zu
—_ Weißenfels u. Wolkenſtein, nahm jedo<h au< an den
—_ Staatsgeſchäften wiederholentlich thätigen Antheil, ver-
trat ſelbſt einmal in Abweſenheit ſeines Bruders den-
ſelben in der Regierung. Um ihm Beiſtand gegen den
Kaiſer zu gewinnen, hatte er fich gerade nad) Kopenhagen
begeben, als fein Bruder am 11. Juli 1553 auf dem
: Schlachtfelde bei Sieverähaufen fiel. A. fehrte eiligft zu-
rüd, um ſofort die Regierung anzutreten. Die Aufgabe,
welche ihm Kurfürſt Moriß hinterlaſſen, war die, das
vielfach zerſtückelte, in den Hauptbeſtandtheilen erſt ſeit
| jüngſter Zeit zuſammengeſeßte Kurfürſtenthum zu einem
y Staate zu machen. A. löſte dieſe Aufgabe vollſtändig.
| Gleich nach ſeinem Negierungsantritt kam mit dem ſeiner
| Würde u. Erblande entſeßten Kurfürſten Johann Fried-
ti) (5. d.) dur< Vermittlung des Königs von Dänemark
q am 24. Febr. 1554 der Naumburger Vertrag zu Stande,
è dur<h welchen die Anſprüche der Erneſtiner auf immer
] beſeitigt wurden. Begünſtigt durch die zu ſeiner Zeit im
deutſchen Reiche herrſhende Ruhe u. die politiſchen Ver-
hältniſſe im Allgemeinen, wußte A. die Ereigniſſe ſo klug
zu benußen, daß er neue Gebietserwerbungen machen u. ſeinen Befit-
ſtand immer mehr abrunden konnte. Leider ging es aber dabei nicht
ohne ſchwere Nechtsverleßungen u. ohne Dru> gegen die bisherigen
Ssuhaber ab. Die geiftl. Hochftifter Meißen (1559), Merſeburg
(1561) u. Naumburg (1564) wurden, ſowie au< dur< Voll ziehung
der Reich3acht gegen den Herzog Johann Friedrich den Mittlern von
Gotha, deſſen Gebietstheile dem ſächſiſhen Kurſtaate einverleibt ;
auh brachte er es, da er ſi< durch die ſog. „Aſſecurirten Aemter“
Sachſenburg, Arnshaugk, Weida u. Ziegenrü> no< niht einmal
hinreichend für die Kriegskoſten entſchädigt fand, dahin, daß ihm
fünf Zwölftel der Henneberg ſchen Herrſchaft abgetreten werden
mußten. Außerdem ließ er ſi< 1560 von den verſchwenderiſchen
Burggrafen Heinrich VI. u. VIL. die Aemter u. Städte Plauen,
Oelsniß, Adorf u. Pauſa, ſo wie die Fle>en Neukirchen u. Schöneck
dergeſtalt verpfänden, daß er ſie ſpäter gleichfalls vollſtändig er-
werben konnte, wodurch der voigtländiſche Kreis entſtand. Eben fo
zog A. durch ſog. Permutation3rezeſſe od. Tauſchvertrüge, die er 1573
u. 1579 mit denStiftern Halberſtadt u. Magdeburg abſchloß, weſent-
liche Vortheile aus der Sequeſtration der Grafſchaft Mansfeld. Ein
trübes Licht werfen auf A's Regierung insbeſondere auch die unglüd-
ſeligen Religionshändel, namentlich die verſchiedene Auffaſſung der
Abendmahlsfeier (\. „Abendmahl “), welche damals den Geiſt des
Zwieſpalts unter den Theologen heraufbeſhworen hatte. Kurfürſt
A. nebſt ſeiner Gemahlin, dur den Kanzler G. Cracau u. ſeinen
Leibarzt Dr. C. Peucer, Melanchthon's Schwiegerſohn, anfänglich für
die calviniſtiſche Auffaſſung gewonnen, zwang die Profeſſoren u. Geiſt-
lichen, jowol in den albertinifehen wie in den erneſtiniſchen Landen,
wollten ſie niht ihrer Stellen verluſtig gehen u. vertrieben werden,
dieſelbe zu lehren; nahdem es aber dem kurfürſtl. Paare klar wurde,
daß es damit ſeinem ſtrengen Lutherthume untreu geworden war,
ſteigerte ſih die Härte, mit welcher A. erſt gegen die Widerſacher der
geheimen Calviniſten vorgegangen war, bis zur Grauſamkeit. Er
ordnete ſogar ein Kirchengebet zur Aus3rottung des Calvinismus an,
u. brachte nad) Fangen u. koſtſpieligen Unterhandlungen im Y. 1580
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