a Zn EEE TRETEN TEE 7 ee re en + BETT Era m = e en m - rn D nn - — — == el === ae y
a ui
ee
1923 Ausftelungen
lung die geringſten Sympathien, ſowie die meiſten Hinderniſſe auftraten,
iſt bis in die Dreißiger Jahre nur dur< die Ausſtellungen, welche
in München, Berlin u. Dresden veranſtaltet wurden, bemerkenswerth.
Bon da an aber, namentlich durch den enormen Umfchwung, welchen der
geſammte Verkehr durch die Eiſenbahnen erfuhr, wurden die Ausftellungen
auch bei uns zahlreicher, beſſer beſchi>t u. beſſer beſucht, u. der zu gleicher
Zeit ſich lebhaft regende Vereinigungstrieb Gleichdenkender u. nach gleichen
Zielen Strebender war für die Ausſtellungen ein eben ſo weſentliches För-
derungsmittel. Die Aerzte u. Naturforſcher hatten Anfangs der Dreißiger
Jahre von Leipzig aus ihre Wanderverſammlungen begonnen — ihr Bei-
ſpiel wirkte befruhtend auf alle Zweige des Lebens. Und wenn bei ihnen
lediglich geiſtige Produkte, Anſchauungen, Wahrheiten u. Geſinnungen zur
Konkurrenz u. zum Ausgleich kamen, ſo machte ſich die Wirkung doh auh
bemerkbax in denjenigen Kreiſen, welche ſichtbare u. greifbare Werke pro-
duzirten. Die Gerber, die Gärtner, die Schafzüchter, die Färber u. An-
dere fanden es für zwe>mäßig, ihre gemeinſamen Futereſſen gemeinſam
zu berathenu., einander belehrend, von einander zu lernen. Die Spezialaus-
ſtellungen, welche dadur< hervorgerufen wurden, mehrten ſih in unge-
meiner Weiſe, u. je mehr der Einzelne ſih daran gewöhnte, bei dem ge-
meinſamen Wettſtreite ſich zu betheiligen, um jo größer mußte die Aus-
dehnung u. Bedeutung werden, welche allgemeinere A. erlangten. Hatten
die größten A, vox 1840 durchſchnittlich betref der Zahl ihrer Ausfteller
ES
Nr. 1048. Hauptportal des Ausſtellnugspalaſtes zu Paris vom Jahre 1855, von den Elyſäiſhen Feldern aus geſehen.
fich in der Regel weit unter der Zahl 1000 bewegt, welche ſelten erreicht
u. dauernd nur von Paris (Paris 1806: 1422; 1819: 1662; 1823: 1642;
1827: 1795; 1834: 2447; 1839: 3381) überſtiegen worden war, jo ſehen
wir ſeit Anfang der Vierziger Jahre durch die angeführten Umſtände ſowol,
als beſonders auh dur<h den Zuſammentritt des Zollvereins, ganz an-
dere Verhältniſſe hervorgerufen. Namentlich übte das Jahr 1844 mit
ſeinen Ausſtellungen einen weithin ſich erſtre>enden Einfluß. Die große
Ausftellung in Berlin war von mehr als 3000 Ausſtellern beſchickt, eine
Verdreifachung faſt der höchſten in Deutſchland erreichten Ziffer; die gleich-
zeitige Ausftellung in Paris zählte an 4000 Ausſteller; außer dieſen für
damals ganz beſonders großartigen hatten aber A. überhaupt in bei
Weitem größerer Anzahl ſtattgefunden als je vorher. London eröffnete
im Jahre darauf eine Reihe regelmäßig wiederkehrender Ausſtellungen,
die ſich einer immer ſteigenden Theilnahme zu erfreuen hatten; auf einer
derſelben, der von 1849, wurde vom Prinz Albert, dem Gemahl der Königin
Viktoria, die Anregung zu einer allgemeinen Weltausſtellung gegeben.
Mit der Verwirklichung dieſes Gedankens trat — man kann es wol ſagen,
die Welt in ein neues Stadium. Es war ein vorher ungeahntes Verkehrs-
mittel dex Völker unter einander geſchaffen, die entlegenſten Nationen, die
vordem kaum Kenntniß von einander gehabt, traten in direkte Verbindung,
die geſonderten Stämme fingen an, ihre Zufammengehörigfeit in der
Menſchheit zu fühlen. Und wie zeitgemäß u. entſprechend der allgemeinen
Völkerſtimmung dieſer Gedanke war, beweiſt der Erfolg, den ſeine Aus-
führung hatte. Ueber 17,000 Ausiteller vereinigten fich 1851 in London,
wo die erſte Weltausſtellung abgehalten wurde. Von dieſen kamen 7200
>
Ausſtellungen 1324
auf das britiſche Reich, 1720 auf Deutſchland, 512 auf Belgien, 273 auf
die Schweiz, 748 auf Oeſterreich, 385 auf Rußland, 1760 auf Frankreich,
566 auf Nordamerika, 3898 auf andere Länder. Die Zahl der ausge-
ſtellten Einzelgegenſtände betrug mindeſtens eine Million , der Werth der-
ſelben (unſhäßbare Koſtbarkeiten, wie der Koh-i-noor, nicht mit gerechnet)
mindeſtens 15 Millionen Thaler. Beſucht wurde die Ausſtellung von über
6 Millionen Menſchen, von denen an einzelnen Tagen über 9000 gleich-
zeitig anweſend waren. Das Ausſtellung8gebäude, der bekannte Kryſtall-
palaſt (Nr. 1047), nach ganz neuen Prinzipien von Paxton blos aus Glas
u. Eiſen konſtruirt, koſtete 176,030 Pfd. Sterling; die Geſammtausgaben
betrugen gegen 340,000 Pfd. Sterling. Die Geſammteinnahmen dagegen
512,632 Pfd., ſo daß ein Ueberſhuß von mehr als 1 Mill. Thaler gemacht
wurde. Der Ausſtellungspalaſt bede>te 93,000 Quadratmtr., u. die Zeit,
während welcher das Gebäude ſeinem Zwecke diente, dauerte vom 1. Mai
bis 11. Oktober. Der Erfolg des Unternehmens war nach) jeder Richtung
hin ein ganz enormer, u. außer daß ſofort Frankreich daran ging, eine
Wiederholung der Weltausftellung in Scene zu jeben, vermehrten.u. ver:
größerten fich auch die Ausftellungen einzelner Staaten u. Provinzen.
Beſonders hervorragende A. fanden 1853 in New-York u. Dublin, 1854
in München u. j. w. ſtatt.
Die Barifer Weltausftellung, welche wo möglich die Londoner übertreffen
ſollte, wurde am 15 Mai 1855 eröffnet u. dauerte bis zum 15. November.
Der Ausſtellungspalaſt,
welcher noch in d. Champs
Elyſées ſteht (Nr. 1048),
bede>te an 100,000 Qua-
dratmeter. Die Zahl der
Ausfteller betrug gegen
24,000 und der Werth
der ausgeftellten Gegen-
ſtände gegen 20 Millionen
Thlr. — Die dritte Welt-
ausſtellung fand wieder
in London u. zwar 1862
ſtatt; es war dazu wie-
derum u. zwar diesmal
ein noh größerer Glas-
palaſt errichtet worden
als 1851. Derſelbe be-
deckte über 125,000 Qua-
dratmtr., u. 27,446 Aus-
ſteller erfüllten denſelben
mit ihren Erzeugniſſen.
Das Gebäude zu dieſer
Weltausſtellung ward in
Kenſington, einer Vor-
ſtadt Londons, auf dem
Raume errichtet, welcher
die Gärten der königlichen
Gartenbaugejellichaft
umfaßt, und da er be-
ſtimmt wax, für immer ſtehen zu bleiben, ward er von ſolidem Mauer-
werke erbaut. Den Plan hatte der Regierungsingenieux Fowke ent-
worfen. An den beiden Enden eines Hauptſchiſſes erhoben ſi fkoloſſale
Kuppeln im Stile der Petersfirche in Nom, welche zwei achtedige Pläße
von 50 Metern im Durchmeſſer überſpannen. (Abbild. Nr. 1049 führt
uns eine äußere Anſicht dieſes Jnduſtriepalaſtes vor, während Tafel
XXIV. [unten] einen der beiden von der Kuppel überſpannten achte>igen
Pläge im Innern darſtellt.) Die politiſchen Ereigniſſe der folgenden
Jahre verhinderten die Ausführung des Planes, nun auh Deutſchland
zum Schauplaß einer Weltausftellung zu machen, u. Wien, wo dieſelbe
ſtattfinden ſollte, mußte ſih vertagen. Dagegen waren es vorzugsweiſe
auch politiſche Urſachen, wenn auch anderer Art als in Deutſchland,
welche in Frankreich für 1867 ſchon wieder die Abhaltung einer univer-
ſalen Völkerverſammlung ins Werk riefen.
Dieſe größte u. man darf ſagen beſteingerichtete aller bisher ſtattgefun-
denen Weltausftellungen wırde am 1. April genannten Jahres in dem
150,000 Quadratmeter Raum bededenden Palaft auf dem Marsfelde er
öffnet u. dauerte bis zum 3. November. Das ganze Marsfeld war zu
Ausftellungszweden eingerichtet, für die landwirthſchaftliche A. außerdem
die Jnſel Bilancourt herangezogen. Auf dieſem enormen Raume konkur-
rirten nahe an 50,000 Ausſteller, welche alle Richtungen menſchlicher
Leiſtung vertraten. Von den Methoden u. Produktionen der elementaren
Naturausbeutung an durch alle Gebiete induſtrieller Thätigkeit bis hinauf
zu den Blüten geiſtiger Schöpfungen, künſtleriſcher Beſtrebungen und
humaner Einrichtungen entrollte ſi<h das Gemälde der ganzen Welt.
“