Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
1359 auswerfen — Auswurf 
Anszehrung — Auteuil 1360 
  
  
  
rief zu Anfang des deutſch-franz. Krieges (1870) die Ausweiſung 
ſämmtlicher in Frankreich lebender Deutſchen hervor. Als während 
des türk.-grie<. Konfliktes (1868) die türkiſhe Regierung ſämmt- 
liche griehiſhe Unterthanen ausweifen wollte, durchzitterte ganz 
Europa ein Schrei des Entſeßens über eine ſolche, allen humanen 
Anſchauungen der neueren Civiliſation Hohn ſprechende, Maßregel, 
deren nur ein muhamedaniſcher Staat fähig ſei. Durch denſelben Akt 
der Barbarei aber, ausgeführt von der „großen Nation”, hat fi) 
Frankreich ſelbſt gebrandmarkt, u. der Welt dadurch bewiefen, was 
es unter dem ruhmredigen Ausdru> verſteht „an der Spiße der 
(europäiſchen) Civiliſation marſchiren“. — Jm Norddeutſchen Bunde 
find dur das am 1. Jan. 1868 in Kraft getretene Freizügig- 
feit8geſeß, zum Theil eine Ausführung des Art. 3 der Bundes- 
verfaſſung, der ein gemeinſames Indigenat (j. d.) begründet hat, 
alle beſonderen Privilegien einzelner Ortſchaften und Bezirke zur 
Aufenthaltsbeſ<hränkung aufgehoben worden, nicht dagegen die all- 
gemeinen polizeilichen Befugniſſe dieſer Art. Jusbeſondere kann Den- 
jenigen, die in einem Einzelftaat polizeilichen Aufenthaltsbeichrän- 
kungen unterliegen (3. B. infolge der Stellung unter Polizeiauf- 
ſicht), oder welche innerhalb des leßten Jahres wegen wiederholten 
Bettelns oder wiederholter Landſtreicherei beſtraft worden ſind, der 
Aufenthalt in jedem andern Einzelſtaat von der Landespolizeibehörde 
(alſo niht etwa unmittelbar von den Gemeinden) verweigert wer- 
den. Ferner darf die Gemeinde niht aus bloßer Beſorgniß vor 
Verarmung Jemanden an dem Aufenthalt oder der Niederlaſſung 
hindern, ſondern muß, um dies zu können, das Vorhandenſein der 
Armuth, der perſönlichen Ernährungsunfähigkeit und des Mangels 
an Erhaltungsmitteln oder eines Alimentationspflihtigen und zu 
dieſer Alimentation auch wirklich Fähigen felbft, nachweifen. — Jn 
neueſter Zeit ſind dur beſondere Geſetze über den Unterftüßung: 
wohnſiß in dieſer Beziehung ſehr humane, den heutigen Anfor- 
derungen des freieren Verkehrs entjprechende Gefihtspunfte auf- 
geſtellt worden. Näheres vergl. man unter dem Art. „Armuth”. 
auswerfen, \. v. a. ausweiden (\. d.). — auswerfen der Pferde 
u. j. w., |. „laſtriren 
Auswinnung, ein zwangsweife (durd) Exekution) eingeforderter 
Beitrag zu den Koſten einer von den dazu Verpflichteten unter: 
laſſenen und deshalb von der Deichbehörde auf deren Koften vor- 
genommenen Deichausbeſſerung. 
auswirken, \. „Hufbeſchlag“. — auswirken, in der Weid- 
mannsſprache, gleihbedeutend mit ausweiden (\. d.). 
auswillern, ausblühen, Efflorescenz, effloresziren, nennt 
man die Eigenthümlichkeit mancher Salze, an den Rand der Schale, 
in welher man ihre Löſung verdampft, emporzuſteigen, oder noch 
über denſelben hinaus zu kryſtalliſiren; au<h brau<ht man den Aus3- 
dru> für die Kryſtalliſation von Salzen an der Oberfläche feſter 
Körper überhaupt, innerhalb deren Maſſe man dieſelben oft nicht 
wahrnimmt, ſo wittern z. B. häufig Salpeter, kohlenſaures Natron, 
ihwefeljaure Magnefia u. dgl. aus dem Boden, aus Geſteinen, 
Mauerſteinen u. dgl. aus. Näheres . unter „Mauerfraß”. 
Auswuths, eine widernatürliche Geſtaltung an einzelnen Theilen 
organiſcher Körper. Bei den Vegetabilien entſtehen ſie aus Ver- 
lebungen als knotenartige oder ſchwammige Bildungen an Stäm- 
men, Aeſten, Zweigen und Blättern, an den leßteren zuweilen in 
ſehr regelmäßigen Formen, wie z. B. die Galläpfel. — Die Aus: 
wüchſe bei Thieren oder Menſchen (Exkreszenzen), wie z. B. Balg- 
geſhwülſte, Polypen, Knorpel:, Knochen-, Fleiſh- und Hautaus- 
wüchſe, Höcker, Nückgratsverkrümmungen, Warzen, Hühneraugen, 
wildes Fleiſch 2c., entſtehen meiſtens dur< Anhäufungen von Krank- 
heitzitoffen, Sfropheln (j. d.) oder dur< Stoß, Fall, Schlag, Drud 
oder andere Verlezungen. 
Auswurf (sputum) nennt man in der Heilk. die Stoffe, welche aus 
dem Körper, insbeſondere aus den Athmungsorganen, abgeſondert 
und entleert werden. Speichel und Schleim werden aus Mund, 
Kehlkopf und Luftröhre im geſunden Zuſtande ausgeworfenz bei 
EA 
  
Krankheiten der Athmungsorgane kann der Auswurf aus Schleim, 
Blut, Eiter, zerſtörten Gewebstheilen beſtehen, u. nicht ſelten ſind 
Speiſereſte, Staub u. \. w. beigemiſcht. Als aus3wurſbefördernde 
Mittel wendet der Arzt ſogenannte Uxpectorantia an, z. B. Fenchel, 
Anis, isländiſches Moos, Huflattig, Galeopsis, Senega, Polygala, 
Zu>erſirup 2c. in Form von Bruſtthee, Huſtenpulver, Säftchen u. 
Pläßchen ; Allem aber werden jezt Einathmungen zerſtäubter Flüſſig- 
keiten vorgezogen, in welchen medikamentöſe Subſtanzen aufgelöſt 
ſind (vgl. d. Artikel „Jnhalationskur“). 
Auszehrung, Abzehrung, Atrophie, Phtiſis, iſt der krank: 
hafte Zuſtand, in welchem der ganze Körper oder einzelne Organe 
\{<winden, indem die Ernährung ſto>t oder vermindert iſt, die Nük- 
bildung aber überwiegt. Die Urſachen dieſes Zuſtandes, welcher ſich 
vorzugstveiſe dur<h Abmagerung und Shwund <arakteriſirt und wel- 
<hen man auh als „Schwindſucht“ bezeichnet, können im Blut, in 
den Nerven, aber auh darin liegen, daß ein beſonders wichtiges 
Organ des Körpers in ſeiner Thätigkeit geſtört iſt. Meiſt wird das 
Hinſiechen infolge eitriger Zerſtörung der Lungen, die Lungen: 
{windſu<ht, vorzugsweiſe als Auszehrung bezeihnet. Bei kleinen, 
übelernährten Kindern bezeihnet man auh einen Zuſtand als Aus- 
zehrung oder Darrſucht, in welchem ein Darmleiden die Urſache des 
Siechthums iſt. (Man vergl. die Artikel „Schwindſucht“, „Tuber- 
fuloſe“, „Lungentuberkuloſe.“) 
auszeideln nennt man in der Bienenzucht dag gewöhnlich im 
Frühjahr oder im Herbſte vorgenommene Ausſchneiden der Honig- 
und Wachswaben aus den Bienenſtö>en. 
ausziehen, \. „Extrakt“. 
Auszug u. Ausziügler \. „ Altentheil“. 
Autarıy, Selbſtherrſcher, |. v. w. Autokrator (\. „Autokratie“). 
Aut— aut (lat.), entweder —oderz wie z. B. in demlat. Sprüch- 
worte „Aut Cäsar, aut nihil“ (entweder Kaiſer oder nichts), od. auh 
„Aut vincere aut mori“ (entweder ſiegen oder ſterben) gebraucht. 
Autenrieth, Joh. Heinr. Ferd. v., berühmter Arzt, geb. 1772 
zu Tübingen, Kanzler der Univerſität und Profeſſor der Medizin 
daſelbſt, au8gezeichnet als Reiſender, Lehrer und Schriftſteller. Sein 
wichtigſtes Werk iſt „Handbuch der empiriſchen menſchlihen Phyſiolo- 
gie“ (Tübingen 1801, 3 Bde.). 
Autexohe, Jean Chappe d'A. (franz. , ſpr. Shang Schapp 
d'Oht'roſch), berühmter franz. Aſtronom, geb. am 2. März 1722 
zu Mauriac in Auvergne. Mitglied. der Pariſer Akademie der Wiſſen- 
ſchaften, erhielt er den ehrenvollen Auftrag, 1761 zu Tobolsk den 
Durchgang der Venus vor der Sonnenſcheibe zu beobachten. Jn der 
1768 zu Paris erſchienenen Beſchreibung dieſer Reiſe hatte er ſich 
über den Zuſtand Rußlands ſo unvortheilhaft ausgeſprochen, daß 
die Kaiſerin Katharina IL. dur<h Schuwalow in einem 1771 zu 
Amſterdam erſchienenen Werke „ Gegengift “, Unterſu<hung des 
ichfechten Buches, betitelt „Die Neife in Sibirien“, eine Widerlegung 
auſſtellen ließ. Zum zweiten Male beauftragt, den Benusdurdgang 
von 1769 in Californien zu beobachten, ftarb er zu St. Lucar vor 
Eintritt deſſelben am 1. Auguſt. — Sein Neffe, Claude d’A., geb. 
1763 zu Mans, if bekannt als Erfinder der optiſchen Telegra- 
phen, die bis zur Erfindung der eleftromagnetifchen im Gebraud) 
waren. Aus Kummer, daß man ihm die Ehre dieſer Erfindung 
ſtreitig zu machen ſuchte, machte er am 23. Jan. 1805 ſeinem Leben 
dur< Selbſtmord ein Ende. — Sein Bruder Jgnace Urbain Jean 
d’'A., geb. 1760, folgte ihm in der Stellung des Direktors des 
Telegraphen u. iſt der Verfaſſer des zu Paris 1824 erſchienenen 
Werkes „Geſchichte der Telegraphie“. Dieſer ſtarb am 26. Jan. 1829. 
Auteuil, ein Theil von Paris, am Bois de Boulogne gelegen, 
beſteht aus freundlichen kleinen Landſißen. A. war früher ein Dorf, 
in dem vorzugsweiſe Künſtler u. literariſ<h ausgezeichnete Männer, 
wie z. B. Boileau, Molière, Franklin, Rumford, in neuerer Zeit 
Börne u. Thiers ihren zeitweiligen Landaufenthalt nahmen. Seit 
1860 iſt es der Stadt Paris einverleibt. Jn der Kirche finden ich 
die Grabmäler von Agueſſau und Helvetius. 
  
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