1369 Auxilia — Aval
E er 0.1
Avalinſeln — Avancement 1370
berühmten Weine der Umgegend, der lebhafte Handel mit Eiſen,
Kohlen, Holz u. Wolle, ſowie Wollſpinnereien u. a. Fabriken ſind
beredte Zeugen ihrer induſtriellen Thätigkeit.
Auxilia (au< auxiliares), Name der Hülfstruppen bei den
alten Römern. Zur Zeit der Republik unterſchieden fi) die A. in
die Soci, welche Sold u. Kleidung, u. in die eigentlichen Auxiliares,
die nur Brot u. Fourage erhielten. Größtentheils nur leiht bewaff-
net, wurden fie gewöhnlich an den Flügeln der Legiödnen aufgeſtellt.
Später, unter Kaiſer Konſtantin dem Großen, nannte man eine
Truppengattung ebenfalls A., die in Abtheilungen.von 100 Mann
in jeder Provinz, wie jet in unfern modernen Staaten die Gen-
darmen, die öffentliche Ordnung u. die Obrigkeit zu hüben hatte.
Auxiliares \. „Auxilia“,
Auxilium (lat.), Hülfe, Unterſtüßung, Schuß. Daſſelbe Wort
bezeichnete im Mittelalter die von den Leibeigenen u. Vaſallen bei
gewiſſen Veranlaſſungen ihrem Herrn zu entrichtenden Steuern.
Sie mußten bei der Wehrhaftmachung ſeines älteſten Sohnes (als
a. militis), bei der Verheirathung der älteſten Tochter, wie auch zur
Auslöfung des Herrn aus der Gefangenschaft entrichtet werden. —
Der Sprengel eines Bischofs mußte für diefen a. pallü, eine Steuer
zur Einlöfung des Pallium (f. d.), in Nom entrichten; a. fidele
hieß das von dem Belehnten an den Lehnsheren zu zahlende Lehn-
geld u. a. populare nannte man in Nom zur Zeit der Republik
den Schuß, der einen Angeklagten entweder dur< das Veto eines
Tribunen od. durch Bolf3bejchluß der ferneren Unterfuhung entzog.
Aue, die Wahsthummehrerin, hieß die eine der Grazien zu
Athen in der älteſten Zeit, als man deren nur zwei kannte. Hege-
mone (die Führerin) war der Name der andern. — Auch eine der
Horen, eine Tochter Jupiter's u. der Themis wurde A. genannt.
Auxometex , ein von dem Londoner Optifus Adams erfundenes
Inſtrument, um die Vergrößerung eines Fernrohrs zu beſtimmen.
Auxonue , befeſtigte Stadt im franz. Departem. Côte d'or am
linken Ufer der Saône u. an der Eiſenbahn na< Beſançon, zählt
(1868) 6000 Einw. Früher zum Herzogthum Burgund gehörig,
fam die Stadt im 3. 1477 nah tapferem Widerſtand gegen Lud-
wig XI. an Frankreih. Unter General Andréoſſy widerſtand die
Feſtung 1815 lange den Oeſterreichern, an die es erſt am 28. Auguſt
fapitulirte, wobei dieſen ein ungeheures Kriegsmaterial in die
Hände fiel.
Auxume, au< Axume od. Axome, im 6. Jahrh. der Haupthan-
del3plaß Aethiopiens mit Arabien, das jeßige Axum (\. d.), ſüd-
weſtl. von Adova im Königreich Tigri é. Das frühere A. wurde
1531 dur< Mahomet, den Fürſten von Adel, zerſtört.
Ava od. Awa, ein beraufchendes, aus der friſchen Wurzel von
Piper methisticum hereitete3 Getränf der Südfee-Anfulaner , f.
„Kawa“.
Ava, cine gegen das Ende des 11. u. zu Anfang des 12. Jahrh.
lebende deutſche Dichterin. Sie ſoll als Einſiedlerin in der Nähe
von Oöttwich (Göttweih) in Oeſterreich gelebt haben, wo ſie auh
am 8. Febr. 1127 ſtarb. Von ihren religiöſen Gedichten ſind „Le-
ben Jeſu nah den Evangelien“, „Vom Antichriſt“ u. „Vom jüng-
ſten Gericht“ (deren Handſchrift die Oberlauſizer Geſellſchaft der
Wiſſenſchaft zu Görliß beſißt) in Hoffmann's „Fundgruben“ (Ber-
lin 1830—1837) gedru>t erſchienen.
Ava. Siehe „Amarapura“.
Aval, Wechſelbürgſchaſt, iſt die dur<h Namensunterſchrift über:
nommene Verpflichtung zur Bezahlung eines Wechſels, beſonders
dann gebräuchlich, wenn der Ausſteller niht we<ſelſähig iſt. Der
Avalift (Bürge) verpflichtet ſich zu derſelben, indem er auf den
Wechſel ſelbſt die Worte „Per aval“ u. ſeinen Namen ſett. Zuweilen
wird auch eine bejondere Bürgihafts-Urfunde ausgefertigt od. der
Bürge unterzeichnet ein zweites gleichlautendes3 Exemplar des Wech-
ſels. Erfolgt die Zahlung deſſelben beim Verfalltage von Seiten
des Acceptanten od. Ausſtellers nicht, ſo iſt der Bürge verpflichtet,
dieſelbe ſofort zu leiſten. Seit Einführung der Allgem. deutſchen
N DD N a!
Wechfelordnung, welche jedem Dispofitionzfähigen auch die Wechſel-
fähigkeit zuerkennt, hat dieſer Gebrauch ſehr verloren. S. „Wechſel“.
Aval- od. Awalinſeln, |. „Bahrein -Juſeln“.
avalixen, für die Bezahlung eines Wechſels Bürgſchaft leiſten.
©. „Aval”.
Avallon , das alte Aballo der Aeduer, Hauptſtadt des gleich-
namigen Arrondiſſement im Departem. Yonne, Frankreich, am Fluß
Couſin, zählt 6070 E. (1866.)
Avalon, eine Halbinſel Neufundlands, die nur durch eine ſhmale
Landenge mit der Hauptinſel zuſammenhängt u. in viele kleinere
Theile zerſpalten iſt, zwiſchen welche fi prächtige Buchten u.
Häfen einſchieben; darunter der St. Johnshafen, an dem die gleich-
namige Hauptitadt der Infel liegt, u. die Trinitybai, der Ausgangs:
punkt der beiden nad) dem Hafen von DValentia (Irland) führen:
den transatlantifchen Kabel. Der ſüdöſtl. Endpunkt der Halbinſel
A. iſt Kap Race (ſpr. Neh), eine wichtige Telegraphenftation, won
der aus die unfern hier durchpaffirenden Dampfer der europätjch-
nordamerifanifchen Poftlinien fignalifirt werden.
Avalos, ein altes, in Spanien u. Jtalien anſäſſiges Adelsge-
{le<t. Schon zu Anfang des 14. Jahrh. zeichnete ſich Lopez er:
nando d'A. unter den Königen Ferdinand IV. u. Alfons XI. von
Kaſtilien in den Kriegen gegen die Mauren durch Tapferkeit u.
Umſicht aus. — Jnigo d'A. begleitete 1422 den König Alfons V.
von Aragonien nah Neapel u. befeſtigte daſelbſt, na<h Eroberung
de3 Landes, durch ſeine kriegeriſchen u. ſtaatsmänniſchen Talente
die Herrſchaft ſeines königl. Herrn. Durch ſeine Verheirathung mit
der reihen Erbin u. Schweiter des Marcheſe von Pescara, Anto-
nia d'Aquino gründete er den ital. Zweig der Familie. — Sein
Enkel, Fernando Francisco d'A., Marcheſe von Pescara, geb.
1490, einer der ausgezeihnetſten Feldherren ſeiner Zeit, ſchlug unter
Kaiſer Maximilian wiederholt 1512 u. 1513 die Franzoſen in Jta-
lien, ſowie auch die Venetianer, u. vertrieb fie aus den kaiſerlichen
Landen. Auch unter Kaiſer Karl V. kämpfte er mit Glü, u. der
Sieg bei Pavia (1525) war allein ſeiner Schnelligkeit u. Kühnheit
zu danken. Uneigennüßig u. treu dem Kaifer, jhlug er die Krone
von Neapel aus, die ihm der Papſt Clemens VII. unter der Bedin-
gung anbot, den Dienſt des Kaiſers zu verlaſſen. Er ſtarb mitten
in ſeiner glänzenden Laufbahn von einem zehrenden Fieber ergriffen
hon 1525, innigſt betrauert von ſeiner Gemahlin, der ſ{hönen u.
geiſtreihen Vittoria Colonna (\. d.). — Auch Alfons d'A.,
Marcheſe de Guaſto , ſein Kampfgefährte u. Vetter, Erbe ſeines
Ruhmes u. ſeiner Güter, geb. 1502, zeichnete ſi<h als kaiſerlicher
Heexführer in den Kämpfen gegen die Türken (1532) u. gegen die
Franzoſen (1543) dur< Muth, Kühnheit u. Umſicht aus, verlor
jedoch 1544 die Schlacht bei Ceriſoles gegen die Franzoſen unter
dem Herzog von Enghien u. ſtarb aus Kummer über dieſe Nieder-
lage hon im folgenden Jahre (1545). — Junigo d’A., Kanzler
von Neapel, Kardinal u. ſpäter Biſchof von Porto, ſtarb 1600.
Avance (franz, ſpr. Awangs), ital. Avanzo, Gewinn, Vorſchuß,
Ueberſchuß bei einem Re<hnungsabſ{<hluß. „Bei Jemand in A.
ſtehen “: bei gegenſeitig gleichen Leiſtungen an Jemand eine größere
Forderung haben, als man ihm ſ{huldet; eine Waare wird mit A.
verkauft, wenn man ſie mit Vortheil abſeßtz ſie wird mit A.
gekauft, wenn man den Kaufpreis erlegt, bevor man die Waare
empfangen hatz fest man einen Weſel od. eine Geldſorte zu einem
höheren als dem Parikurs um, ſo macht man eine A. — Will
man dur<h Jemandes Beiſtand ſeine Abſichten erreichen, ſo macht
man ihm A.n, indem man durch gefälliges, zuvorkommendes Be-
tragen ihn für ſeine Zwe>ke zu gewinnen jucht. — Das auf der
fleinen Stellſcheibe der Taſchenuhren, der Sperre, befindliche A heißt
gleichfalls Avance, das R Netard. Nach dieſem A hin dreht man
den kleinen Zeiger der Scheibe, wenn der Gang der Uhr beſchleunigt
werden, u. na< dem R hin, wenn das Gegentheil ſtattfinden ſoll.
Avancement (franz. , ſpr. Awangß'mang), Beförderung, Vor-
rü>en, Vorſchreiten, Fortſchritt. Gewöhnlich bezeihnet man mit A.