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1375 Avenzoar — Avertiſſement $ Aveyron — Avignon 1376
Avcızonr, Vater u. Sohn, berühmte ſpan. Aerzte des 11. u.
12, Jahrh. Der Vater hat für die Bereitung verſchiedener Arz-
neien Anleitung gegeben; ſo verordnete er zuerſt bei Krankheiten
der Augen den Gebrauch von Roſenwaſſer.
Avernus, heute Lago d’'Averno od. Lago Cannito, ein See
in der Nähe Neapels, drei Viertelſtunden nordweſtl. von Puzzuoli,
nahe der Meeresküſte, bildet ein kleines rundes Be>ken mit klarem,
grünem Waſſer von großer Tiefe, das von hohen Uferbänfen einge-
faßt iſt, an denen ſi<h Weingärten hinziehen. Die Umgebung, heute
lieblich u. heiter, weiht bedeutend ab von den düſteren Schilderun-
gen der alten Dichter u. Geſchichtſhreiber, na<h denen Dunkelheit
am See herrſchte u. mephitiſhe Dünſte über denſelben gelagert waren.
Dort lebten, der Sage nach, die Kimmerier, ein Volk, das nur da
wohnte, wo niemals die Sonne ſchien. Die Erzählung von den
giftigen Dünſten, welche die über den See fliegenden Vögel tödte-
ten, die fich bei Virgil findet, gab Anlaß zu dem grie<. Namen des
See3 (aornos [f. d.], vogellos). Möglich iſt immerhin, daß in dieſer
durch u. durch vulkaniſchen Gegend früher giftige Exhalationen vor:
handen waren, die jeßt verſ<hwunden find; auch foll der See in dem
Krater eines erloſhenen Vulkans liegen. Eine tiefe Felſenſpalte
am Ufer des Sees galt als Siy der Kumäiſchen Sibylle u. als Ein-
gang zur Unterwelt. Der See war der Hekate od. der Proſerpina
heilig, denen man hier Opfer brachte; ſo ſoll nac Livius unter dem
Vorwande zu opfern Hannibal hierher gezogen ſein, in der That aber
nur, um einen Handſtreich gegen Puteoli zu unternehmen. Zur Zeit
des Auguſtus wurden die Wälder am See niedergehauen u. an ihrer
Stelle Weingärten angelegt.
Avers, Inſel an der Nordküſte Norwegens, ſüdl. von Chriſtian-
ſund, zum Amte Romsdalen gehörig, mit dem Kirchſpiele Quier-
näs 4000 Einw.
Averrhoa, Pflanzengattung aus der Tracht der Oxalideen
_(Sauerkleearten). Sehr geſ<häßt ſind inOſtindien der ſüße Blimbiny
(À. Carambola), ſowie der ebenfalls hierzu gehörige ſaure Blimbiny
(A. Bilimbi od. Bilimbi L.). Beide tragen längliche, fingerlange
Früchte von glänzend hellgrüner Färbung mit 5 Fächern, 1!/, Zoll
Durchmeſſer. Das Fleiſch derſelben iſt ſüß-ſäuerli<h u. kühlend,
od. ſo ſauer, daß man es nur mit Zucker eingemacht verſpeiſt, od.
die Reisſpeiſen mit ihm ſäuert.
Averrhöoes, ſpan. Arzt im 12. Jahrh. , Schüler des Avenzoar,
aus Cordova, verordnete häufig Roſenwaſſer u. andere gebrannte
Waſſer, ſowie Roſenzu>er, Beilchenzuer, Sirupe 2c.
OS die Hauptſeite einer Münze od. Medaille, im Gegenfak
zu Revers, die Rückſeite, Kehrſeite, derſelben.
Avexſa (Atella), eine freundliche Stadt in der ital. Provinz
‘Terra di Lavoro, zwiſchen Caſerta u. Puzzuoli, 16,000 Einw. Jm
Alterthum wegen ihrer Mimenſpiele (Ludi Atellani) berühmt.
Robert Guiscard breitete im 11. Jahrh. von hier ſeine Macht über
Süditalien aus. Jett iſt die Stadt dur< ihren Wein (Asprino)
u. Melonen bekannt. Jn der {hönen Umgebung viele Landhäuſer.
Averfion, eigentlich „Abwendung“, wird auh in gleicher Be-
deutung mit Antipathie od. Widerwillen, mit Abfindung u. Ent:
wendung gebraucht. In der Heilkunde verſteht man unter A. ſoviel
als Antiſpaſe, nämlich einen Öegenreiz, eine Ableitung der Säfte
nach anderer Richtung.
Avexſionalhandel iſ ein im Ganzen, im Bauſch u. Bogen ab-
geſchloſſenes Kaufgeſchäft.
Averſionalzahlung, Averſionalquantum od. Averſio-
nalfumme, bezeichnet die Entrichtung eines (gewöhnlich gerin-
gern) Geldbetrag als Abfindungsfunme, od. Ausgleihszahlung
für eine Forderung, die dadurch erliſcht.
gvertiren, benacri<tigen; im Voraus aufmerkſam machen, in
Kenntniß ſehen, au<h warnen.
Avertiſſement (franz., ſpr. Awertiß'mang), Nachricht, Bekannt-
machung, Ankündigung, auch kurze Vorrede. (A. \. „Anzeigen“.) —
Avertiſſementspoſten heißt in dex Kriegswiſſenſchaſt ein vorgefchobe:
ner, zur Beobachtung der Bewegungen des Feindes aufgeftelfter
Poitenz ein Lauerpoften.
Aveyron, franz. Depart. , ſonſt Rouergue in dem ehemal. Her:
zogthum Guyenne, 159 M. , 400,070 E., 2519 E. auf 1 IM.
Die verhältnißmäßig geringe Dichtigkeit der Bevölkerung — A.
ſteht in dieſer Beziehung ziemlich am Ende der Reihe der 89 De-
part. — ift durch die Gebirgsnatur der Landihaft bedingt. Die
Ausläufer der Cevennen u. der Gebirge der Auvergne erfüllen den
Norden u. machen das Klima ſo rauh, daß nur 1/, des Bodens un-
ter Anbau iſt, viel Wälder u. Weideſtriche die Höhen einnehmen.
Darum tritt der Aderbau hinter die Viehzucht zurück. Außerdem
beſchäftigen ih die Bewohner mit Induftrie. — Die Hauptrichtung
der Flußthäler iſt nah S.-W. gerichtet. Die Flüſſe Lot, Aveyron,
Viaux u. Tarn gehören ſämmtlih zum Gebiet der Garonne. Das
Depart. zerfällt in 5 Bezirke od. Arrondiſſements : Rodez, Camarès,
Eſpalion, Milhau u. Villefranche. Die Hauptſtadt Rodez am
Aveyxon, 12,000 E., hieß keltiſ<h Segodunum, ſpäter na< dem
Bolk der Nuthenen Rutena, woraus der heutige Name entſtanden
iſt. Die Stadt ſelbſt iſt eng u. winklig gebaut, hat aber eine pracht-
volle 1274 gegründete gothiſche Kathedrale u. viele alte, maleriſche
Häuſer aus dem 15. u. 16. Jahrh. Ju der Nähe der Stadt St. A f-
frique, 7000 E., liegt das Dorf Noquefort, ſeit vielen hundert
Jahren berühmt durch ſeinen aus Schafmil<h mit etwas Ziegen-
milch bereiteten Käſe. Bei Villefranche, 10,000 Einw. , finden
jich zahlreiche Eiſenhütten. Andere Merkwürdigkeiten ſind die bren-
nenden Berge von Fontagnes (bei Crarſac) u. Buègue. In den
Theilen des Berges, wo der Brand erloſchen, zeigen die Höhlen
intereſſante Alaunſtalaktiten. Unter den merkwürdigen Höhlen u.
Grotten des Landes wird namentlich die von Salles, füdlich von
Nodez, als ein wahrer Feenpalaſt geſchildert.
Avianuus, Flavius, überſeßte im 2. Jahrh. v. Chr. 42 äſopiſche
Fabeln in elegiſhem Versmaß ins Lateiniſche, die ſih erhalten haben.
Aviarium (lat.), das Vogelhaus.
Avicenna, mit ſeinem ganzen Namen Abn-Hali-Ebn-Abdallah-
Abnuſina, geb. in der Bucharei 978, an verſchiedenen Orten des
Orients Arzt u. in Perſien 1036 geſt, Er war der Verfaſſer des
lange Zeit berühmten Werkes : Canon medicinae. Unter ſeinen an-
dern Schriften ijt beſonders der Tractatus de Alchemia zu nennen.
Aviceptologie (lat.), die Lehre vom Vogelfang.
Avicularis, \. „Vogelſpinne“.
Aviditít, Saicbà Geiz.
Avienus, Rufus, ein röm. Dichter aus der zweiten Hälfte des
4, Jahrh. n. Chr. , verfaßte mehrere geographiſch - beſchreibende Ge-
dichte, die von poetiſcher Gewandtheit zeugen.
Avigliano (ſpr. Awiljano), Stadt in der ital, Provinz
cata mit 9236 E. (1861).
Avignon, Hauptort des Depart. Vaucluſe, am Rhone, 36,400 E.
Die Lage von A. iſt anmuthig zwiſchen Reben u. Maulbeerbäumen.
Die mit mächtigen Mauern u. Thürmen umgebene intereſſante
alte Stadt mit ihren krummen Straßen u. ziemlich niedrigen Häu-
ſern gewinnt dur< den 60 Mtr. hohen Kalkfelſen, auf dem fich
jhwer u. düſter das ehemal. päpſtlihe Schloß u. die Kathedrale er-
heben , ein überaus maleriſches Anſehen. Vor der Vereinigung mit
Frankreich hatte A. einen durchweg geiſtl. Charakter. Man zählte
8 Kapitel, 35 Klöſter, 10 Hoſpitäler, 7 geiſtl. Brüderſchaſten, 3 Se- “
minarien, eine Univerſität u. 60 Kirchen, von denen jeßt nuy nod) -
18 übrig geblieben find. 200 od. 300 Glo>enthürme erheben ſi<h aus “
der alten Stadt u. die Zahl der Glo>en war ſo groß, daß der franz. -
Schriftſteller Rabelais derſelben den Beinamen „La ville sonnante“*
gab. Bemerken3werth ſind das große Hoſpital od. Hôtel-Dieu mit -
einer prachtvollen Façade. Das alte päpſtlihe Schloß mit ſeinen“ *
Sehenswürdigkeiten iſ zum Theil in eine Kaſerne verwandelt. |
Unter den Gräbern der hieſigen Päpſte iſt nur dasjenige des Pap-
ſtes Johann XXIÏ. in den Stürmen der Revolutionszeit verſchont
geblieben. Die Kathedrale Notre - dame -des- Domes ſteht auf den
Baſili-