Full text: Musikalische Instrumente (Heft 39)

     
   
  
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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Mudikalifche Inftrumente. 9 
- Ausftellung vorkommenden Orgeln abgelöft, fo dafs der Spieler fein Geficht 
dem Publicum zuwendet. Von den neun Feldern des Profpectes fprechen nur die 
eifen des mittleren an, die übrigen find blind und haben nur decorativen Zweck. 
\ ift aus der Werkftätte des Herren Steinmeyer & Comp. in Oettin- 
; Werk enthält ır5o anfprechende Pfeifen und 21 klingende Stimmen, 
Zum Hauptmanual gehören: ı. Principal 8’ 2. Gamba 8’, 3. Gedeckt 8’, 
Trompete 8’, 5. Bourdon 16’, 6. Traversflöte 4’, 7. Odav 4', 8. Odtav 2‘, 
9. Mixtur 2%/, 4fach; zum 2. Manual, 10. Geigenprincipal 8..811.5Doleei:8%5 
12. Aeoline 8’, 13. Tibia 8’, ı4. Fugara 4’, 15. Clarinette 8’, ı6. Flautina 2°; zum 
Pedal: 17. Subbafs ı6', ı8. Violon 16’, ı9. Pofaune 16’, 20. Odtavbafs 8, 
21. Violoncello 8’. Das Werk befitzt ferner eine Manual- und eine Pedalkoppel, 
drei Colledtivtritte, vermittelt welcher der Spieler plötzliche Veränderungen in 
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der Tonmifchung hervorbringen kann, ohne einen Regifterzug zu berühren. De 
Mechanismus der zwei Manuale ift eine fogenannte Winkelmechanik, ohne jede 
Holzwellatur und ganz aus Meffing, dauerhaft und folid. Der Gang ift geräufchlos, 
die Raumerforderniffe gering und das Reguliren fehr leicht. Der Pedalmechanismus 
ift mit verbeffertem Wellbret und ebenfalls Meffing-Winkelrichter verfehen. Die 
Regiftratur (Mechanismus für die Regifterzüge im Spieltifch) ift auf eine ganz 
neue, felbfterfundene Art hergeftellt. Die Züge laffen fich mit Leichtigkeit anzie- 
hen, ftehen, am Ruhepunkte angekommen, feft und fallen durch den leifeften Druck 
von felbft wieder zurück. Auszufetzen ift blofs, dafs der Spieltifch etwas höher fein 
(ollte; hieran ift aber nicht der Erbauer Schuld, diefes hängt vielmehr von der 
Zeichnung des Architekten ab und wird beim Aufftellen in der Kirche geändert 
   
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werden; überhaupt hatte der Erbauer diefes Werkes in Beziehung auf die Loca- 
lität, wie es fo häufig bei Beftellungen von Orgeln für Kirchen der Fall ift, manche 
  
Schwierigkeiten zu befiegen. 
Den 21 klingenden Regiftern war der Raum fehr fparfam zugemeffen; es 
war fowohl nach Höhe, Tiefe und Breite eine fefte Grenze gefteckt, die der Meifter 
um keinen Zoll überfchreiten durfte. Unter fo hemmenden Umftänden hat dennoch 
Steinmeyer ein Inftrument geliefert, das den Anfprüchen an eine gute Orgel voll- 
kommen entfpricht. Die innere Anlage der Windladen, des Regierwerkes, des 
Gebläfes, fowie die Aufftellung des gefammten Pfeifenwerkes ıft auf das Sorgfäl- 
tigfte und Ueberfichtlichfte geordnet und fo geftaltet, dafs. der Zugang zu allen 
Theilen bequem ift und man die ganze Orgel mit Leichtigkeit nachftimmen kann. 
Die Windladen find nämlich fo eingetheilt, dafs das Hauptwerk zur rechten, das 
zweite Manual oder Oberwerk zur linken Seite liegen, alfo beide nebeneinander 
seftellt ind. Nur durch diefe einfache Mechanik, welche viel Raum erfpart, war 
:s möglich, dafs das Gebläfe im Gehäufe Platz fand. Das Gebläfe, welches in 
mehreren ein- und auswärtsgehenden Falten gleichförmig aufgeht, ift vorzüglich 
und erhält den Wind durch drei Schöpfer oder Pumpen, welche vermittelft einer 
Kurbel und Schwungrades leicht in Bewegung gefetzt werden können, und felbft 
eine fchwache Perfon vermag beim Spielen des vollen Werkes ohne Anftrengung 
mehr als hinreichend Wind zu liefern. Auch in Betreff der Stimmung und der 
Intonation, fowohl bei den Einzelftimmen als in deren Gefammtwirkung, ftellt diefe 
Orgel dem Erbauer ein ehrenvolles Zeugnifs aus. Das volle Werk entfaltet Kraft 
und Klang und den einzelnen Regiftern find fchöne Klangfarben eigen; nament- 
lich aber den drei Zungenwerken,, Trompete 8‘, Clarinette 8’ und Pofaune ı6.. 
Die Zungenwerke find übrigens nicht aus anderen Gefchäften bezogen worden, 
wie es viele Orgelbauer zu thun pflegen, fondern wie die fämmtlichen Beftand- 
theile des Werkes in der Fabrik des Meifters felbft erzeugt, welche fchon feit 
mehreren Jahren fich nicht allein auf den Orgelbau befchränkt, fondern auch mit 
Herftellung von Harmoniums befafst. Steinmeyer ift bekanntlich aus der Schule 
Walker’s, fein Name hat einen guten Klang unter den Orgelbauern unferer Zeit,
	        
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