Full text: Musikalische Instrumente (Heft 39)

      
  
  
    
    
  
  
   
   
   
   
     
  
  
    
  
   
  
    
     
     
   
     
      
     
     
    
     
   
  
   
   
    
   
    
      
  
    
   
  
   
  
   
   
   
   
     
   
     
    
     
    
  
    
Mufikalifche Inftrumente. 25 
Nun einmal die Hammermechanik entdeckt war, arbeitete man eifrig an 
der Vervollkommnung diefer werthvollen Errungenfchaft. Verbefferungen und 
Neuerungen folgten rafch auf einander. In diefer Hinficht erwarben Be nn 
Orgelbauer Cd Silbermann und befonders Jol yann Andreas Stein und deffen 
Sehwiescrlohn Andreas Streicher, der Freund Schiller’s grofse a nn 
Erfte hatte fich die Erfindung Schröter’s angeeignet und wufste fie gehörig zu ver- 
werthen. Bach rühmte an feinen Inftrumenten den fchönen Klang, fand aber, dafs 
die Spielart zu fchwer, die höhere Tonlage zu fchwach fei. Diefem Uebelftande half 
defs Silbermann in der Folge ab. Seine Inftrumente hatten namentlich in Paris 
einen grofsen Ruf und galten für die beften. welche die franzöfifche Haupt- 
lt befitze. 
Nach England kam die Hammermechanik durch den Schweizer Burkhard 
Tfchudi, welcher in London eine Fabrik errichtete. Er vermachte diefell 
feinem Schwiegerfohne John Broadwood, deffen Name noch heutigen Tages 
die gröfste rss in England trägt. Ein Arbeiter diefer Fabrik, wiederum ein 
Deutfcher, Namens Becker, übertrug diefe Mechanik auf die damals in England 
gebräuchlichen Harpfichords oder Clavichords , die Stofszungen waren bereits 
durch die Fabrik Longmann & Brodefip, der vom Hammer getrennte Dämpfer 
von einem Irländer erfunden. 
Aus diefen Anfängen hat fich allmälig jenes Syftem entwickelt, welches 
heutigen Tages der Name englifche Mechanik bezeichnet, während der 
bereits erwähnte Johann Andreas Stein der eigentliche Vater der deutfchen 
Mechanik ift. Diefe unterfcheidet fich von jener, dafs bei ihr der Hammer 
I dem Taftenhebel felbft fich befindet, während die englifche Mechanik durch 
e Befeftigung der Hämmer an einer befonderen Leifte die Trennung derfelben 
on der Tafte erzieit. Ferner dafs bei der erften am hinteren Ende des Hammer- 
ftils ein Schnabel fich vorfindet, der beim Niederdruck der Taften gegen den 
Auslöfer ein knieartig ausgefchnittenes, federndes Hölzchen ftöfst und dadurch 
den Hammer in die Höhe fchnellt, bei der zweiten dagegen der Hammer durch 
eine am Ende des Taftenhebels angebrachte Stofszunge, die Hilde Auslöfer 
ift, in die Höhe gehoben wird. Diefe Auslöfung, vermittelft welcher die Stofszunge 
aus der Hammermafchine herausgefchoben wird, fo dafs der gehobene Hammer 
nach Berührung der Saite unbehindert von ihr wieder in feine urfprüngliche Lage 
zurückfallen kann, ift ebenfalls eine englifche Erfindung. Eine wefentliche Ver- 
befferung erfuhr die englifche Mechanik durch die aus der berühmten Fabrik 
Erard’s in Paris hervorgegangene fogenannte Repetitionsmechanik (double echäp- 
pement), eine Einrichtung nämlich, welche den Vortheil gewährt, dafs der Hamme 
nach Anfchlag und Auslöfung nicht in feine urfprüngliche Ruhelage zurückkehrt 
fondern vermöge feiner Stellung beim zarteften Fingerdrucke an die Saite zurück- 
[chlägt. Wie vorherrfchend das Erard’fche Syftem in feinen vielfältigen Abarten und 
   
  
  
  
Umgeftaltungen noch 8 egenwärtig ift, läfst fchon ein flüchtiger Ueberblick.über 
rh 
die in der Austtell ung vorhandenen Inftrumente erkennen. Wir müffen es bei diefen 
»berflächlichen en bewenden laffen, die nur zur Würdigung der auf diefem 
Gebiete gebotenen Leiftungen der Ausftell llung dienen follen. Die Gefchichte des 
Piahsbabes enthüllt überdiefs einen unendlichen, man könnte fagen, faft verwir- 
renden Reichthum an Combinationen und Experimenten der verfchiedenften Art, 
a alle diefe Verfuche fehen wir einem einzigen Ziele zuftreben, den Ton des 
Piano möglichft grofs und fangfähig zu machen, mit einem Worte, das Klangwefen 
= es Inftrumentes über die ihm fcheinbar gefteckten Grenzen hinauszudrängen. 
Ganz im Geifte diefer Richtung hatte Streicher 1823 das Syftem Panteleon 
Hebenftreit’s wieder aufgenommen und eine Mechanik mit Hammerfchlag von 
Oben conftruirt, auf deren Verbefferung der geniale Pianoforte-Fabrikant Henri 
’ape in Paris vielen Fleifs verwandte; Röder in Berlinüund Wornum in London 
terhin dasfelbe Princip vertreten, ohne ihm eine gröfsere Verbreitung 
  
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verfchaffen zu können. Mit viel glücklicherem Erfolge find nach diefer Seite hin 
  
    
	        
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