Mufikalifche Inftrumente. 25
Nun einmal die Hammermechanik entdeckt war, arbeitete man eifrig an
der Vervollkommnung diefer werthvollen Errungenfchaft. Verbefferungen und
Neuerungen folgten rafch auf einander. In diefer Hinficht erwarben Be nn
Orgelbauer Cd Silbermann und befonders Jol yann Andreas Stein und deffen
Sehwiescrlohn Andreas Streicher, der Freund Schiller’s grofse a nn
Erfte hatte fich die Erfindung Schröter’s angeeignet und wufste fie gehörig zu ver-
werthen. Bach rühmte an feinen Inftrumenten den fchönen Klang, fand aber, dafs
die Spielart zu fchwer, die höhere Tonlage zu fchwach fei. Diefem Uebelftande half
defs Silbermann in der Folge ab. Seine Inftrumente hatten namentlich in Paris
einen grofsen Ruf und galten für die beften. welche die franzöfifche Haupt-
lt befitze.
Nach England kam die Hammermechanik durch den Schweizer Burkhard
Tfchudi, welcher in London eine Fabrik errichtete. Er vermachte diefell
feinem Schwiegerfohne John Broadwood, deffen Name noch heutigen Tages
die gröfste rss in England trägt. Ein Arbeiter diefer Fabrik, wiederum ein
Deutfcher, Namens Becker, übertrug diefe Mechanik auf die damals in England
gebräuchlichen Harpfichords oder Clavichords , die Stofszungen waren bereits
durch die Fabrik Longmann & Brodefip, der vom Hammer getrennte Dämpfer
von einem Irländer erfunden.
Aus diefen Anfängen hat fich allmälig jenes Syftem entwickelt, welches
heutigen Tages der Name englifche Mechanik bezeichnet, während der
bereits erwähnte Johann Andreas Stein der eigentliche Vater der deutfchen
Mechanik ift. Diefe unterfcheidet fich von jener, dafs bei ihr der Hammer
I dem Taftenhebel felbft fich befindet, während die englifche Mechanik durch
e Befeftigung der Hämmer an einer befonderen Leifte die Trennung derfelben
on der Tafte erzieit. Ferner dafs bei der erften am hinteren Ende des Hammer-
ftils ein Schnabel fich vorfindet, der beim Niederdruck der Taften gegen den
Auslöfer ein knieartig ausgefchnittenes, federndes Hölzchen ftöfst und dadurch
den Hammer in die Höhe fchnellt, bei der zweiten dagegen der Hammer durch
eine am Ende des Taftenhebels angebrachte Stofszunge, die Hilde Auslöfer
ift, in die Höhe gehoben wird. Diefe Auslöfung, vermittelft welcher die Stofszunge
aus der Hammermafchine herausgefchoben wird, fo dafs der gehobene Hammer
nach Berührung der Saite unbehindert von ihr wieder in feine urfprüngliche Lage
zurückfallen kann, ift ebenfalls eine englifche Erfindung. Eine wefentliche Ver-
befferung erfuhr die englifche Mechanik durch die aus der berühmten Fabrik
Erard’s in Paris hervorgegangene fogenannte Repetitionsmechanik (double echäp-
pement), eine Einrichtung nämlich, welche den Vortheil gewährt, dafs der Hamme
nach Anfchlag und Auslöfung nicht in feine urfprüngliche Ruhelage zurückkehrt
fondern vermöge feiner Stellung beim zarteften Fingerdrucke an die Saite zurück-
[chlägt. Wie vorherrfchend das Erard’fche Syftem in feinen vielfältigen Abarten und
Umgeftaltungen noch 8 egenwärtig ift, läfst fchon ein flüchtiger Ueberblick.über
rh
die in der Austtell ung vorhandenen Inftrumente erkennen. Wir müffen es bei diefen
»berflächlichen en bewenden laffen, die nur zur Würdigung der auf diefem
Gebiete gebotenen Leiftungen der Ausftell llung dienen follen. Die Gefchichte des
Piahsbabes enthüllt überdiefs einen unendlichen, man könnte fagen, faft verwir-
renden Reichthum an Combinationen und Experimenten der verfchiedenften Art,
a alle diefe Verfuche fehen wir einem einzigen Ziele zuftreben, den Ton des
Piano möglichft grofs und fangfähig zu machen, mit einem Worte, das Klangwefen
= es Inftrumentes über die ihm fcheinbar gefteckten Grenzen hinauszudrängen.
Ganz im Geifte diefer Richtung hatte Streicher 1823 das Syftem Panteleon
Hebenftreit’s wieder aufgenommen und eine Mechanik mit Hammerfchlag von
Oben conftruirt, auf deren Verbefferung der geniale Pianoforte-Fabrikant Henri
’ape in Paris vielen Fleifs verwandte; Röder in Berlinüund Wornum in London
terhin dasfelbe Princip vertreten, ohne ihm eine gröfsere Verbreitung
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verfchaffen zu können. Mit viel glücklicherem Erfolge find nach diefer Seite hin