Full text: Musikalische Instrumente (Heft 39)

  
       
  
  
  
  
   
   
     
    
  
    
  
  
    
     
    
   
   
    
   
    
    
   
  
    
    
      
   
  
   
   
     
  
  
    
  
  
  
  
  
    
   
    
  
    
   
  
        
  
  
    
   
  
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rn er 1 7 0) 
Mufikalifche Inftrumente. 09 
ihm jedoch handelt es fich nur, die richtigen Theile der Saite zu erfaffen, und 
jedenfalls i ift da die Procedur ficherer, als bei einer Flöte, Clarinette oder Oboe, 
wo der Künftler in Betreff der Qualität und der Reinheit des Tones im Grunde nur 
uf fein Gehör, nicht zu fagen auf feinen Inftindt angewiefen ift. Einen Beweis 
afür liefert, IE durchfchnittlich in den Orcheftern gute Bläfer weit feltener find, 
als g zute Geiger. So hat es beifpielsweife auf der Flöte feine Schwierigkeit, eine 
lur Ch gängige Reinheit und Gleichheit des Tones zu erzielen. Das Inftrument hat 
nämlic 3 nur fieben offene Tonlöcher und durch diefe foll eine Scala von zwölf 
Tönen hervorgebracht werden. Um die fehlenden Töne zu erzeugen, mufs man 
fich aufserordentlicher Hilfsmittel, nämlich der Klappen bedienen. Die alte D-Flöte 
hatte nur eine Klappe für Dis, heutzutage ift die Anzahl diefer Klappen bis auf 
fünfzehn geftiegen. 
Den felbft bei allen Verbefferungen ftets vielen Unvollkommenheiten, an 
welchen das Inftrument bisher gelitten, ift nun durch den finnreichen Mechanismus 
eines eigenthümlichen Klappenfyftemes abgeholfen, welches der Hofmuficus Böhm 
in chen erfunden hat. Zunächft erhielt jeder Ton der Scala fein eigenes Ton- 
loch, und zwar an der Stelle, die ihm nach den akuftifchen Principien zukommt. 
Die Ton- oder Grifflöcher felbft find fo grofs wie möglich gebohrt und es 
durch Klappen gefchloffen, welche rec Ei inkelig an langen, parallel mit der Ach 
der Flöte laufenden, metallenen Stielen befeftigt find. In Folge diefer Eine 
wurde alfo zunächft die Trennung der Klappen von den fie in Bewegung fetzenden 
Hebeln bewirkt. Diefe Klappen beftehen zum Theil aus offenen Ringklappen, die 
durch den Finger gefchloffen werden, zum Theil aus gedeckten Klap en. Der 
Vortheil diefer Einrichtung befteht darin, dafs, wenn durch den Fingerdruck die 
Ringklappen gefchloffen werden, auch die dem Tone entfprechenden Tonlöcher 
durch die gedeckten Klappen fich fchliefsen und mithin ein Finger die Arbeit von 
zwei oder drei Fingern verrichtet. Das Rohr hat die cylindrifche, der Kopf die 
nöthige conifche Form. # Das Syftem Böhm ift übrigens auch bei Clarinetten mit 
gutem Erfolge in Anwendung ebracht worden. Die Clarinette hatte anfangs nur 
7 Tonlöcher und ı 4- und ı 3-Klappe, gegenwärtig befitzt das Inftrument 8 Ton- 
löcher und 14 Klappen, welche in neuefter Zeit bis auf ı7 vermehrt find, fo dafs 
gegenwärtig die Clarinette 19 Klappen befitzt. Der eigentliche Begründer der 
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T. 
modernen Clarinette wäre demnach Ivan Müller, der zuerft 13 Klappen herttellte. 
Die Hauptfchwierigkeit bei diefem Inftrumente befteht in der Bild nn der Töne, 
weil der Spieler genöthigt ift, die Finger von einer Klappe zur anderen hinüber- 
gleiten zu laffen., Diefem Mangel hat erft die Mechanik Böhm’s an In 
gang gefunden und es wäre zu wünfchen, 
Frankreich hat das Syftem Böhm | längft Eing 
dafs die nach diefem Syftem conftruirten Flöten und Clarinetten bei unferen 
O:cheftern in Gebrauch kämen, namentlich hätten unfere Confervatorien die 
Pflicht, zu forgen, dafs folche Infirumente endlich einmal in Praxis g 
den; mag auch der Toncharakter, namentlich bei der Flöte, an Weichheit etwas 
verlieren, fo kann diefer geringe Nachtheil gegenüber dem gr. ofsen Vortheil nicht 
in Betracht kommen, welchen diefes Syftem fowohl in Betreff der Anfprache e und 
Reinheit des Tones, fowie in Betreff der gröfseren Wirkunesfählgkeit a des Inftru- 
mentes bietet. Es liegt nun einmal in der Natur der Dinge, dafs ein jeder Fort- 
fchritt mit gewiffen Opfern erkauft wird. Machen wir doch diefelbe Erfa 
dem Gebi 
rebracht wür- 
’ 
hrung auf 
  
  
dem Terrain der Blech-Blasinftrumente mit dem alten Natur- und N modernen 
Ventilhorn. 
Die Ausftellung hat uns indefs, und zwar insbefondere in der öfterreichifchen 
Aban una einen Beweis gegeben, dafs die Flöte auf dem Wege des alten Syftems 
manche Vervollkommnung ls hat. In diefer Richtung haben fich namentlich 
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hrlich und fachgemäfs ift das Böhm’fche Syftem behandelt von Dr. K. Schaf- 
ı Berichte über die deutfche Induftrie-Ausftellung in München 
  
  
  
  
:ie des Pianos mit der Wiener und der englifchen Mechanik und auf 
  
         
     
	        
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