92 Guftav Semrad und Johann Sterbenz.
auf dem prismatifchen Achsftocke befeftigt. Von den beiden Käften wird der eine
mit 24 Hohlgefchoffen, der andere mit ebenfo viel Shrapnels bepackt. Die Patrone
ift mit dem Gefchoffe verbunden, am freien Ende jedoch mit einem prismatifchen
Holzftücke verfehen, damit fie beim Laden nicht in den früher erwähnten para-
bolifchen Raum eintreten kann.
Die Conftrudion diefes Gefchützes rührt von der Artilleriediredtion des
maritimen Departements her.
An Artilleriematerial waren nebft dem eben befprochenen noch zwei
Schiffslaffeten für Armftrong’fche Vorderlader ausgetftellt.
Die eine diefer beiden Laffeten zeigte die bekannte Armftrong’fche Con-
ftrudtion mit einer ganz unwefentlichen Modification, die zweite, welche für die
Verwendung in den abgeftumpften Ecken der Kafematten in Panzerfchiffen con-
ftruirt ift, verdient jedoch eine nähere Berückfichtigung, nachdem die Einrichtung
derfelben für den Pfortenwechfel fehr einfach und finnreich ift.
Auf englifchen und öfterreichifchen Schiffen wird diefer Pfortenwechfel
bekanntlich mittelft einer in das Deck des Schiffes eingelaffenen Drehfcheibe
bewerkttelligt. Diefe Art bietet zwar den Vortheil fehr rafcher Ausführung des
Manövers, hat aber den Nachtheil im Gefolge, dafs das Deck durch den Ein-
fchnitt für die Drehfcheibe gefchwächt und die ganze Anlage wefentlich ver-
theuert wird. Die italienifche Conftrudtion bafırt auf der Verwendung der
Laffeten auf feftem Deck; man bedient fich hier nämlich zweier auf Deck
befeftigter Zahnkränze, längs deren fich ein in der Symmetrie-Ebene des
Schlittens mit dem Einholmechanismus in Verbindung ftehendes Zahnräderpaar
bewegt, wodurch das Gefchütz ohne übermäfsige Anftrengung aus einer Stellung
in die andere gebracht werden kann.
Die Details diefer Conftrudtion mögen aus dem Nachfolgenden ent-
nommen werden.
Der Rapert befteht aus zwei eifernen Kaftenwänden, deren Verbin-
dung durch Querbleche und ein Bodenblech hergeftellt wird. Vorne und
rückwärts geht durch beide Wände je eine Welle, auf welch’ jeder ein
Rollenpaar auffitzt; die Rollen befinden fich zwifchen den Blechen der zuge-
hörigen Wände, und ift jener Theil der Welle, auf welchem fie ftecken,
excentrifch verftärkt. Auf jeder der Wellen ift ein Charnierftück aufgekeilt und
die vorderen und hinteren Charnierftücke durch eine Lenkftange mit einander
verbunden; ferner find auf jeder der beiden Rollenwellen zwei Hülfen, und
zwar bei der hinteren innerhalb, bei der vorderen aufserhalb der Wände
aufgekeilt, in welche die zum Drehen der Welle beftimmten eifernen hohlen
Hebebäume gefteckt werden.
Es ift die Einrichtung derart getroffen, dafs alle vier Rollen beim Nieder-
drücken der Hebbäume, was bei der vorderen oder hinteren Welle gefchehen
kann, gleichzeitig zum Tragen gebracht werden.
Erftere Stellung der Rollen ift für das Vorführen des Gefchützes nach dem
Schuffe und für das Zurückführen beim Exerciren, letztere während des Schuffes
erforderlich, damit in Folge des Aufzehrens der Arbeit des Rückftofses durch die
gleitenle Reibung das lineare Mafs des Rücklaufes verringert werde. Hiezu trägt
wohl auch die Neigung der Oberfläche des Schlittens bei, in Folge deren ein
Theil der Arbeit zum Heben des ganzen Syftems verwendet wird. Der Haupt-
zweck diefer Neigung ift jedoch das felbftthätige Einführen des
Gefchützes. Die Rollen haben am Umfange eine Rinne, in welche die auf
der Oberfläche der Schlittenwände befeftigten Leiften eingreifen.
Vorne am Raperte ift in jeder Wand ein ftarker broncener Ring für den
Durchgang des Brohktaues angebracht.
Beiläufig in einem Drittel der Länge (von vorne gemeffen) geht durch den
Rapert die Bremswelle, auf der der Bremshebel und der Regulirhebel der
älteren Ericfon’fchen Schienenbremfe fich befinden.