Full text: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Heft 45)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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102 Guftav Semrad und Johann Sterbenz. 
In den Backenftücken der Gefchirrhalfter, welche Blenden hat, ift eine mit 
einem Charnier auf jeder Seite verfehene eiferne Spange eingefchnallt, die von 
Maulwinkel zu Maulwinkel reicht, und um das Nafenbein gebogen ift; an der 
Krümmung ift diefe Eifenfchiene innen gekerbt, und hat an den Enden zwei 
Ringe; in dem linken ift eine Kette, ähnlich der Kinnkette befeftigt, und läuft 
diefelbe über die Kinnketten-Grube durch den Ring an der rechten Seite, wo 
fodann der Handzügel eingefchnallt wird. 
Bei diefer fonderbaren Zäumung, die einem Kappzaume gleicht, hat der 
Fahrer das Handpferd zwar vollkommen in feiner Gewalt, doch dürfte durch die 
angebrachte Kerbung bei rüder Führung der Haarwuchs an diefem Theile des 
Pferdes nicht eben befördert werden. 
Das Kummet ift dem öfterreichifchen nahezu gleich und befteht aus dem 
Kummeteifen und dem Kummetleib. Auf dem Kummetift ein dreifach zufammen- 
gelegtes, auf jeder Seite bis zur Mitte reichendes Lederftück, wahrfcheinlich zum 
Schutze des Kummets angefchnallt. 
Zur Sattlung dient die englifche Pritfche, welche mit einer ledernen, 
innen mit hanfenem Band gefütterten Gurte und dreiStrupfen am Leib des Pferdes 
feftgehalten wird; das Sattelpferd hat vorne zu beiden Seiten, das Handpferd 
blofs rechts eine Packtafche. Deutfche Bügel. 
Beim Vorauspferd kommen noch die Seitenblätter mit den nicht ein- 
gefafsten Zugfträngen, der Schweif- und der Tragriemen hinzu. Die Voraus- 
pferde find nicht an der Sprengwage, fondern an den Zugftrang-Anfätzen der 
Stangenpferde angefpannt, ziehen daher diredt an der Bracke. 
Beim Stangenpferd ift nebft den bereits genannten Gefchirrtheilen 
noch der Umlaufriemen zu bemerken, der um den ganzen Leib des Pferdes geht, 
und über das Kummet laufend auf jeder Seite durch eine ftarke Tafche in feiner 
Lage erhalten wird; er erfetzt, da an demfelben vorne auch der Widerhalt- 
riemen eingefchnallt ift, nebftbei den Bruftriemen; beim Stangenpferd laufen 
noch zwei Tragriemen auf jeder Seite vom Schweifriemen herab. 
Zum PragensderiDierichsel dienfiemereisensiWkeorrichtuns, 
welche uns aber nicht empfehlenswerth erfcheint. 
Vorn und oben an den Satteln beider Stangenpferde find nämlich eiferne, 
oben offene und mit einem Riemen verfehene Gabeln befeftigt, in welchen die 
über die Pferde hinausragende Tragftange ruht. Diefe Stange ift an ihren Enden, 
dann an ihrem unteren Theile befchlagen, und mit Klauen und Riemen zum Fett- 
halten verfehen; ein Riemen geht von der Stange nach abwärts, welcher dann 
die Deichfel trägt. 
Diefe Tragvorrichtung ift fehr complicirt und mufs, im Falle ein oder das 
andere Pferd ftürzt, von befonderem Nachtheile fein, und das Entfernen des 
gefallenen Pferdes fehr erfchweren; aufserdem ift fie unfchön und hindert den 
Fahrer in feinen Verrichtungen. In der fpanifchen Artillerie befteht fie übrigens 
feit Langem, und fcheint man gewiffermafsen aus Pietät an ihr feftzuhalten. 
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Schlufswort. 
Wir waren bemüht, im Vorftehenden das Materiale zufammenzutragen, 
welches nunmehr die Fachkreife in den Stand fetzen foll, zu beurtheilen, in 
welchem Grade das Waffenwefen, foweit es auf der Wiener Weltausftellung 
repräfentirt war, beachtenswerthe Fortfchritte gegen die Ausftellung zu Paris im 
Jahre 18607 erkennen liefs, oder ob irgend ein Fortfchritt in der einen oder 
anderen Richtung für die nächfte Zukunft zu erwarten fteht. 
Es kann nicht innerhalb des Rahmens unferer Aufgabe liegen, eine Kı 
über den Werth des Gefehenen zu liefern, da wir in vielen Fällen nur unfere 
jective, möglicherweife auch auf falfchem Wege befindliche Meinung den Lefern
	        
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