Full text: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Heft 45)

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Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewefen. 103 
aufzutifchen vermöchten; auch könnte man uns dann und nicht mit Unrecht den 
Vorwurf machen, für die Propagirung etwaiger Lieblingsanfichten das officielle 
Gewicht des Ausftellungsberichtes benützt zu haben. 
Obgleich wir, wie jeder Militär, dem das Wohl feines Landes und die Ehre 
feines Standes amHerzen liegen, unfer eigenes, und zwar ziemlich fcharf umfchrie- 
benes Urtheil über die verfchiedenen Zweige des Waffenwefens, fowie über deffen 
wahrfcheinliche fernere Ausbildung und Bedeutung uns gebildet haben, fo halten 
wir uns nach dem Früheren zur Zurückhaltung desfelben umfomehr verpflichtet, da 
wir doch nicht die genaue und vollffändige Kenntnifs aller jener Bedingungen 
befitzen, welche das Durchgreifen der einen oder anderen Idee in den verfchie- 
denen Heeren beeinflufsten, aus welchem Grunde wir endlich auch das Vorgehen 
der einzelnen Staaten in richtigem Mafse kaum zu würdigen vermöchten. 
Diefs hindert aber nicht, dafs wir über jene Objedte, über welche bereits 
beftimmte und authentifch dargelegte Erfahrungen beftehen, fowie über die Con- 
fequenzen, welche aus letzteren insbefondere im Hinblick auf die öfterreichifchen 
Verhältniffe ganz unzweifel 
o- 
haft zu ziehen find, jenen Meinungen Ausdruck 
geben, welche einestheils fchon Eigenthum einer überwiegenden Majorität find, 
anderntheils aber gewiffermafsen Axiomen gleichen, 
füglich nicht mehr zuläffig it. 
z.B. das im Fache der Hand-Feuerwaffen von der Aus- 
ftellung Gebotene, fo ergibt fich aus demfelben der unabweisbare Schlufs, dafs 
Feuerfchnelligkeit, Tragweite, Schufspräcifion und Flugbahn- 
Rafanz der Gewehre noch immer jene Gebiete bezeichnen, auf welchen die 
Vervollkommnung der bisherigen Waffen angeftrebt wird, und dafs Staaten, 
welche gegenwärtig an der Neubewaffnung ihrer Heere arbeiten, wie Preufsen 
und Frankreich, in allen diefen Punkten ein höheres als das bisherige Mafs zu 
erreichen fuchen. 
Faft alle auf der Ausftellung gewefenen Projedte von Hinterladungs- 
gewehren zeigten das Bemühen, die Ladegriffe zu vereinfachen, um 
dadurch den Schützen in den Stand zu fetzen, eine möglichft grofse Zahl an 
Ein Beweis, dafs die gegen- 
wärtige Feuergefchwindigkeit den Tadtiker noch nicht befriedigt, deren Steige- 
Refumiren wir 
gezielten Schüffen in der kürzeften Zelt abzugeben 
rung dem Techniker jedoch möglich erfcheint. 
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gegen welche ein Ankämpfen 
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Mit Rückficht darauf läfst fich 
daher auch fagen, dafs in den nächften Kriegen das Schnellfeuer der Infanterie 
eine noch bedeutendere Rolle als in den Jahren 1866, 1870 und 1871 fpielen werden. 
Eine fpätere Folge diefer Bemühungen wird die Verallgemeinung des 
Repetirgewehres, des Prototypes der denkbar möglichften Feuerfchnelligkeit 
fein. Hat auch die Ausftellung felbft aufser den fchon bekannten Repetirfyftemen 
und dem neu hinzugetretenen Fruhwirth’fchen Gewehre in diefer Beziehung einen 
eklatantenFortfchritt gerade nicht producirt, fo ift der Grund hievon wohl haupt- 
fächlich in der Kürze der Zeit zu fuchen, die feit dem Inslebentreten der jetzigen 
Syfteme erft verftrichen, dann aber auch darin, dafs dieFrage der Repetirgewehre 
fich eben überall noch in der Ventilirung befindet. 
Es hat übrigens fchon das 
im Laufe des heurigen Sommers bekannt gewordene Gewehr des amerikanifchen 
Capitäns Meigs (50 Schufs in weniger als einer halben Minute) gezeigt, welch’ 
weites, aber 
gefteckt ift. 
Man 
darf alfo 
erreichbares Ziel der 
ohne Furcht vor 
Waffentechnik 
auf diefem Wege noch 
einem Dementi Seitens der kommenden 
Ereigniffe das Repetirgewehr die Waffe der Zukunft nennen. Bis 
wann ein folches Gemeingut aller Armeen fein wird, läfst fich allerdings nicht 
fagen; riefige Geldmittel, die nicht überall und jederzeit zur Verfügung ftehen, 
werden dazu erforderlich; für fehr wahrfcheinlich halten es wir aber, dafs eine 
theilweife Einführung von Repetirgewehren, etwa für befondere Truppenkörper, 
vielleicht fchon in naher Zeit ftattfinden dürfte, wozu es freilich am beften wäre, 
nicht erft den ftofsartigen Impuls eines Krieges abzuwarten. 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
	        
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