Full text: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Heft 45)

  
  
    
   
  
  
  
   
      
   
  
  
  
  
   
  
  
    
   
    
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
    
   
   
    
    
    
   
   
   
  
  
  
   
    
  
   
Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewefen, 19 
Schweden hat zwei Factoreien, welche fich mit der Anfertigung von Kriegs- 
gewehren befaffen; die eine, Carl Guftavs Stad (Eskiltun a), gehört dem 
Staate, die zweite, Husquarna, einer Privatgefellfchaft. Von beiden Factoreien 
fabricirte Gewehre, Karabiner u. f. w. waren ausgeftellt, und zwar die von Car] 
Guftavs Stad durch das Kriegsminifterium. Ein Remingtongewehr, 
angefertigt in dem letztgenannten Etabliffement, koftet 35 Francs, und gekauft von 
Husquarna 48 Francs; ein Karabiner koftet in Carl Guftavs Stad 33 Frances. 
Das Remingtongewehrfchwedifchen Modells hateinen Kaliber 
von 12'17 Millimeter und wiegt 4'7 Kilogramm; die Patronen haben Kupferhülfen 
mit Randzündung; das Projedtil wiegt 24, die Ladung 4'253 Gramm. Die Anfangs- 
gefchwindigkeit beträgt beim Gewehr 400, beim Karabiner 340 Meter. 
Zu den Gewehrläufen.wird dermalen ausfchliefslich gewalzter Beffemer- 
ftahl von dem Werke Fagerfta verwendet.* Husquarna wurde durch Guftav 
Adolph II. 1624 in der Stadt Jönköp ing angelegt und benützte man damals die 
Fälle des Husquarna nur zum Laufhammer. Zu Ende des vorigen Jahrhundertes 
wurde jedoch die Gewehrfabrik allmälig nach Husquarna verlegt. Bei der 
Faetorei find jetzt 360 Männer und 55 Kinder unter 15 Jahren angeftellt. Die 
Werkftätten werden mit Wafferkraft betrieben, doch gelangen von den vorhan- 
denen 4000 Pferdekräften nur 200 zur Benützung. 
Zu den Schäften wird vierjähriges, trockenes Birkenholz aus Smäland, 
Weft- und Oftgöthland bezogen. Jährlich werden ungefähr 30.000 Gewehre 
angefertigt, wobei 187 Arbeitsmafchinen in Thätigkeit find; es if jedoch zu 
bemerken, dafs ein Theil diefer Mafchinen auch zur Fabrication von Nähmafchinen 
herbeigezogen wird. 
Die Gewehrläufe werden fehr firengen Gewalt proben unterworfen, 
wozu Pafskugeln von 2550 Gramm Gewicht und 12'5 Millimeter Durchmeffer 
genommen werden; die Läufe find hiebei nur vorgebohrt. Zuerft wird ein Schufs 
mit obengenannter Kugel und 19°ı2 Gramm Pulver, dann einer mit 38:25 Gramm 
Pulver und einer Kugel gegeben, wornach die Anzahl der Kugeln mit Beibehal- 
tung derfelben Pulvermenge bis auf neun gefteigert wird. Nun vermag das Pulver- 
gas die Kugeln mitunter nicht mehr aus dem Laufe zu treiben, fondern entftrömt 
durch das Zündloch. Solche Läufe werden nach dem Ausfchmelzen der Kugeln 
neuerdings geladen und weiter befchoffen. Bei einer im Mai 1872 in Carl Guftavs 
Stad vorgenommenen Laufprobe konnte ein Lauf erft dann gefprengt werden, 
nachdem er eine vierzehnmal gröfsere Pulverladung, als für welche er conftruirt 
worden, ausgehalten hatte. Gewöhnlich zeigt fich, wenn einmal die Anzahl der 
Kugeln gefteigert wird, an der Stelle, wo die Kugeln faffen, eine geringe Erwei- 
terung, die aber, da die Läufe noch nicht kalibermäfsig gebohrt find, nichts auf 
fich hat. 
Rufsland. Die kaiferliche Gewehrfabrikin Slatouft, die Sett- 
roretzer und dieGewehrfabrikin Tula hatten Gewehre nach dem Trans- 
formationsfyfteme Krnka und nach Berdan II ausgeftellt. In allen drei 
genannten Werken wird die Gewehrerzeugung gegenwärtig in grofsem Umfange 
betrieben, und haben diefe Etabliffements durch die eingefendeten Proben 
bewiefen, dafs fie auf der Höhe der Zeit ftehen, und jeder technifchen Anfor- 
f 
‘orderung entfprechen können. Die Conftrudion des Krnkagewehres ift wohl als 
genügend bekannt anzunehmen, da: 
lagegen dürfte eine kurze Andeutung bezüglich 
des Modelles Berdan II am Platze fein. Das Gewehr B erdan]lI zeigt eine grofse 
’ 
* Der Stahl für Gewehrläufe hat folgende Beftandtheile: 
0o'25 Percent Kohlenftof 
0'036 i, Silicium 
Mangan 
     
  
Phosphor und Spuren von Schwef. 
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