Guftav Semrad und Johann Sterbenz,
Was die balliftifche Leiftungsfähigkeit diefer Gefchütze vom
Kaliber ıı Millimeter betrifft, (0 wollen wir hier nur erwähnen, dafs zehn bis zwölf
Ladeplatten & 37 Schufs, mit 370 bis 444 Schufs per Minute abgegeben werden
können. Maximaldiftanz 15- bis 1600 Schritt.
Hinfichtlich der Kriegsbrauchbarkeit der Mitrailleufen beziehen
wir uns auf das in der Einleitung Gefagte; wir glauben, dafs weder die Manövrir-
fähigkeit der fraglichen Gefchütze bis zu einer gewiffen Grenze, noch deren
entfprechende Wirkungsfähigkeit, eine gute Munition, gefchulte Bedienung und
richtige Führung natürlich vorausgefetzt, für beftimmte Fälle der heutigen Krieg-
führung angezweifelt werden darf. Doch aber dürften fie fich beffer für die Defen-
five als für die Offenfive eignen, und im Feftungskriege eine hervorragendere
Rolle als im Feldkriege fpielen.
Deutfches Reich. Friedrich Krupp Gufsftahlfabrik in Effen.
Krupp hatte aufser Mufter feines Eifenbahn- und Schiffsmafchinen-Materials eine
umfaffende Sammlung von Gefchützen nach Wien gefendet, ein fyftematifch geord-
netes Ganzes, wie es von keinem der übrigen Austteller in diefer Branche hier
vorhanden war. *
Dreizehn Gefchütze, vom kleiniten bis zum gröfsten der gegenwärtig
im Gebrauche befindlichen Kaliber fammt Laffeten, Rahmen und Munition, über-
fichtlich geordnet. gaben ein Bild von dem grofsartigen Fortfchritte der Neuzeit
in der Gefchützerzeugung. wie es inftrudtiver kaum gedacht werden konnte.
Das zu Anfang der fechziger Jahre immer gefteigerter hervortretende
Bedürfnifs nach widerftandsfähigen Gefchützen grofsen Kalibers für die Armirung
der Kriegsfchiffe und Küftenplätze hatte dem Etabliffement Krupp’s einen Induftrie-
zweig von grofser Bedeutung eröffnet. Bis zu welch’ hohem Grade der Vollendung
derfelbe gebracht werden könne, hat Krupp bereits auf der Parifer Ausftellung
1867 durch den bekannten 1000-Pfünder dargethan. Seither ift die Fabril
unermüdlich in ihren Beftrebungen gewefen, und hat nicht nur eine immenfe
Lieferungsfähigkeit bewiefen, fondern, was Neuconftrudtionen betrifft, auch
Laffetirungen fehr Werthvolles gefchaffen.
Der riefige Auffchwung der Effener Kanonenfabrication wird am beften
dadurch illuftrirt, dafs die Krupp’fchen Gefchütze, welche auf der letzten Parifer
Ausftellung gewiffermafsen nur als Individuen erfchienen waren, in Wien fchon ein
fertiges Syftem repräfentirten. Nicht minder bedeutend zeigte fich der Fortfchritt
im Baue der Laffeten, da die englifchen, ehedem unübertrefflichen Laffeten fowohl
in Bezug auf Neuheit der Idee als auch hinfichtlich der Ausführung
Krupp’fchen Conftrudtionen bereits überflügelt worden find.
Zum Kanonengufs wird inEffen eine zu diefem Zwecke befonders geeignete
Gattung Tiegelgufs-Stahl verwendet. Sobald der Stahl den geforderten heifs-
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an
durch die
* Das Etabliffement, welches im Jahre 1810 durch Friedrich Krupp errichtet wurde,
bedeckt heute einen Flächenraum von über 400 Hektaren, und befchäftigt über 12.000 eigene
Arbeiter und 2000 verfchiedene Bau-Unternehmer; in der Hütten- und Grubenverwaltung
ftehen aufserdem noch 5000 Arbeiter in Lohn. Die Zahl der Beamten beträgt 730.
Im Jahre 1872 betrug das Quantum des durch Gufs producirten Stahles 135 Millionen
Kilogramm. Mit Schlufs des letzten Jahres waren vorhanden:
920 Oefen verfchiedener Conftrudtiion, 275 Coaksöfen, 221 Schmiede-Effen, 307 Dampfkeffel
(mit einer Gefammt-Heizfläche von circa 16.000 Juadratmeter), 71 Dampfhämmer mit 2- bis
1000 Centner Gewicht, 286 Dampfmafchinen von 2 Pferdekräften angefangen bis zu 500
8oo und Iooo.
Der Kohlen- und Coaksverbr
tive ı25 Millionen Kilogramm.
Die Bergwerks-Verwaltung umfafst 414 Eifenftein-Gruben mit einem
von mehr als 2 Millionen Quadratmeter.
Die Hüttenverwaltung umfafst 5 Hütten mit ıı Hochöfen, eine Coakerei mit 140 Oefen
im Betriebe und ı20 Oefen im Bau.
Die Production der Hütten beträgt per Monat nahezu ı2 Millionen Kilogramm
Roheifen.
auch erreichte die jährliche Quantität von 500, refpec-
Grubenfelde