Full text: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Heft 45)

  
  
  
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48 Guftav Semrad und Johann Sterbenz. 
Die Richtung, welche die ruffifche Artillerie bei ihren Arbeiten einfchlägt, 
ft aus mehrfachen Gründen beachtenswerth, und das Studium der von ihr aus- 
geftellten Gefchütze empfiehlt fich daher fowohl vom technifchen als auch vom 
rein militärifchen Standpunkte zur Beurtheilung eines Haupttheiles der dortigen 
Wehrkraft. 
Die ruffifchen Artillerie-Objecte ffammten theils aus dem kaiferlichen 
Arfenale zu St. Petersburg, theils aus den Stahlw erkenzuPerm und 
Oboukhoff. 
Erfteres hatte unter Anderem eine broncene 4-pfündige Feld- 
kanone ausgeftellt 
Das Rohr deteibeh befteht aus dem conifchen Längenfelde, dem cylin- 
drifehen Mittelfelde und aus dem vierkantigen abgerundeten Hinterftücke, -ın 
welchem fich der Verfchlufskeil befindet. Die Bohrung enthält 12 Parallelzüge, 
und ift am rückwärtigen Ende des Laderaumes mit einem ftählernen, hydraulifch 
eingeprefsten Ringe verfehen. Der nach dem Broadwell’fchen Principe conftruirte 
Verfchlufskeil it aus Bronce erzeugt, und hat an der vorderen Fläche eine Stahl- 
platte, in welche der ftählerne Bra ellring eingefetzt ift. 
Zum Schutze des rechten, aus dem Hinterftück heraustretenden Keilendes 
ift an die ebene Seitenfläche des Vierkantes ein Ring aufgefchraubt. Das Gefchütz- 
rohr hat blofs ein am vorderen Ende des Längenfeldes eingefchraubtes eifernes 
Vifrkorn; der aus einer Verlängerungshülfe fammt Stab | beftehende Auffatz aus 
Meffing, deffen verfchiebbares Vifir durch Umklappen eines Blättchens, welches 
gleich dem Vifir einen w ‚inkelförmigen, jedoch mit dem Scheitel nach oben gekehr- 
ten Einfchnitt hat, geftattet ein hr ır fcharfes Richten. 
Die eifenblecherne Laffete hat parallele, mit aufgenieteten Winkel- 
eifen verfehene Wände, welche a dr Stirn- und drei Mittelbolzen und durch 
ein unteres Protzftock-Blech mit einander verbunden und in der Gegend der Achs- 
und Schildzapfen-Lager durch aufgenietete Bleche verftärkt find. 
Die Richtmafchine ift fehr einfach ; fie befteht aus zwei ineinander gehenden 
Schraubenfpindeln und einer broncenen Mutter, die in einem um Zapfen dreh- 
baren eifernen Gehäufe eingelaffen ift. Die innere Richtfpindel ift mit dem Ende 
der Richtgabel verbunden, deren Arme auf dem rückwärtigen Stirnbolzen auf- 
gefteckt Ana! die im Direhilefer gröfsere cn trägt das Handrädchen. 
Der prismatifche Mittelftöck der ftählernen, mit abgebogenen conifchen 
Achsftängeln verfehenen Achfe ift durch ein gegen die Enden fich verjüngendes 
W inkelcithh verftärkt, welches durch zwei End- GH ein Mittel-Anzugband mit dem 
Achsftock verbunden it. 
Das Protzloch befindet fich in einer auf dem Protzftock-Bleche befeftigten 
Sn Der Richtbaum ift zwifchen den Wänden auf ae letzten W Its 
bolzen aufgefteckt, und wird zum Gebrauche mittelft eines Bolzens mit einem 
hornartig en genen, an der rechten Laffetenwand befefligten Eifenftücke ver- 
   
bunden. 
Die hölzernen Räder haben buchene, an den Zufammftofsungen mit 
telft Spangen und Bolzen verbundene Felgen, eichene Speichen und Naben mit 
broncener Büchfe. 
Die Protze hat zwei Deichfelarme mit nachöfterreichifcher Manier dazwi 
{chen eingelegter Deichfelftange. Rückwärts auf den Armen bef findet fich ein höl- 
zernes Que <rfäckel, in welchem der Protznagel eingefetzt ift. Be f aufgeprotztem 
Gefchütz ruht der Protzftock nicht unmittelbar auf dem Stöckel, fondern auf einem 
Kranz aus Stricken, der auf den Protznagel aufgefchoben ift. Die ftählerne Achfe 
ift mit einem Holzfutter umgeben, welches jedoch nur von den Enden des Achs- 
fockes bis zu den Deichfelarmen reicht, und mit je zwei Anzugbändern 
mit der Achfe verbunden ift. In der Mitte des Achsftockes ift eine nach 
abwärts gebogene Schiene befeftigt, an derem Ende fich der Schleppfeil Ring 
befindet. 
     
    
    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
  
   
   
   
  
  
  
   
    
  
    
   
  
  
   
  
   
   
   
  
  
    
  
 
	        
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