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88 Guftav Semrad und Johann Sterbenz.
Er ift vorne vier, rückwärts fieben Centimeter breit; an dem Brufttheil
ift ein mit zwei Kettengliedern und einem Knebel verfehener halbrunder Ring
aufgefteckt; mit dem Knebel wird die an der Deichfel befeftigte Widerhalt-
kette verbunden. Der Umlaufriemen ermöglicht fonach das Zurückhalten des
Fuhrwerkes bei Paraden und beim Bergabfahren, und erfetzt den Bruftriemen,
und zum Theil auch den Widerhaltriemen.
Die Zugftr änge, welche vom Zugpunkte bis zur Bracke eine be iläufige
‚änge von 2Io Centimeter haben, find ungefchwärzte und uneingefafste Stricke,
relche längs des Pferdeleibes einfach, im letzten Drittel (an der Bracke) aber
end laufen und mit Knebeln verfehen find.
In die Augen der Zugftränge werden die Zu gftrang-Anfätze und diefe
a in den oberen Kummetring eingehängt.
as Gefchirr ift aus gefchwärztem Blankleder erzeugt, und fteht bezüg-
ich feiner Einfachheit und Leichtigkeit wohl unübertroffen da.
Der um den ganzen Leib de Pferdes reichende Umlaufriemen dürfte
aber bei der angezweifelten Feftigkeit des Kummets die Freiheit der Bewegung
und Thätigkeit der Gliedmafsen und Lunge, befonders in fchärferen Gängurten,
nicht Eefonds begünftigen.
Da die einzelnen Theile des Gefchirres fehr einfach zufammengeftellt find,
fo kann bei dem Sturze eines Pferdes dasfelbe fehr leicht ab ‚gefchirrt, entfernt
und erfetzt oder, wenn ein Sattelpferd fällt, durch Benützun ıg des gefattelten
Handpferdes anftandlos weitergefahr en werden.
Das Re eutzeus: Das Kopfgeftelle des Reitpferdes ift eine Stall-
halfter mit Stirn- und Nafenriemen, in welche unterhalb des Stirnriemens die
oben vereinten, Sa abwärts getheilten Backenriemen eingefchnallt fich befin-
den. Im vorderen I] Peickenrtenan: Theile ift das Stangen-, im rückwärtigen das
Trenfengebifs eingefchnallt und mit Stangen- und Trenfenzügeln verfehen. In >
unteren Ring der Stallhalfter ift ein in den Sattlerbund ge doct ıtener Stallhalfter
Riemen eingehängt.
Durch diefe Anordnung des Kopfgeftelles wird die Zäumung des Pferdes
im Bivouac fehr erleichtert, de zum Abzäumen nur das Ausfe] allen der Backen-
und zum Aufzäumen blofs deren E infchnallen und das Einlegen der Kinn-
ette nöthig ift.
Der Sattel befteht aus dem mit gepölfterten Seitenblättern und
abgerundeten eifernen Zwiefeln (ohne Kappa) verfehenen ungarifchen Bock,
hat als Unterlage eine filzene Schweifsdecke, und ift mit einer grofsen
naturledernen Sitzdecke überzogen, welche ähnlich jener des Fahrfattels zuge-
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fehnitten ift.
Diefer Sattel ift nicht eben fchön zu nennen, da er fchw erfällig ausfieht
wozu die Anbringung von vier Packtafchen nicht wenig beiträgt.
Italien. Kriegs- und Marineminifterium., General Cavalli hatte
fchon im Jahre 1858 deu Vorfchlag gemacht, das fchwerfällige Feldartillerie-
Material, Modell 1844, durch ein leicht eres, zeitgemä ad, Syftem zu
erfetzen. Die Mahnung diefes ausgezeichneten Mil Härteohmilers blieb auch nicht
ungehört, und es wurden nach dem Friedensfchluffe 1859 zuerft vier glatte acht-
pfündige Batterien hergeftellt, und im darauff ffolgende n Tal ıre der Experimentirung
De Die Rohre derfelben wurden fpäter in gezogene umgewandelt, deren
Frefffähigkeit und Ausdauer aber nicht befriec ligte. Man fchritt daher zur Con-
ftruction eines ganz neuen Gefchützes, und fülirte dasfelbe nach gelungenen Proben
als g-Centimeter-Kanone Modell 1863, ein. Aus financiellen Gründen und
weil die alte Laffetirung noch in gutem Stande war, blieb es damals bei diefer.
Das italienifche Artilleriematerial hatte fohin zwar an Schufspräcifion, aber nicht
an Beweglichkeit gewonnen; begreiflich, dafs man nach den Erfahrungen von
1866 an die Erleichterung von Laffeten und Fuhrwerken dachte.