Ss Emerich Zinner.
fich herausftellen wird, das neue Brückenproject allerdings nur zwei Wagen-
gattungen, doch hat ja die Birago’fche Brücke eigentlich auch nur zwei Gattungen
— die Balken- und Bockwagen — ; denn der nur fehr unbedeutend vom Bock-
wagen abweichend conftruirte Requifitenwagen der Birago’fchen Brücke, welcher
die dritte Gattung darftellt, dürfte wohl in dem Norrman’fchen Requifitenwagen
gleichfalls einen dritten Repräfentanten haben, ungerechnet der noch vielen
anderen Wagen, die zu feiner Projectsequipage gehören, und die unmöglich,
fchon mit Rückficht auf ihren Zweck, alle ganz gleich in ihrer Einrichtung fein
können.
Betreffs der im Punkt Io erwähnten Mängel mufs den darüber ausgefpro-
chenen Anfichten vollkommen beigepflichtet werden. Die Zeit liegt jedenfalls nicht
ferne, wo der Eifeninduftrie, nach ihren gegenwärtigen Fortfchritten zu fchliefsen,
auch die zweckentfprechende Conftrudtion von Laft-Fuhrwerken aus Eifen
gelingen wird. Sicher hat es noch nicht an Verfuchen gefehlt; doch ift es fchwierig
einen eifernen Wagen zu erzeugen, welcher bei gleichen Aufszuchen und gleicher
Dauerhaftigkeit nicht bedntend fchwerer ausille als ein aus Holz erzeugter. Auch
dürften die eifernen Wagen darum nicht fo bald allgemeinen Eingang in das
Strafsen-Verkehrsleben finden, weil fie viel theuerer zu ftehen kommen und
Repäratursbedürfniffe nicht allerorts fo leicht beforgt werden
können, wie diefs mit den Wagen aus Holz gefchehen kann. Für Armee-Fuhr-
werke, wo die Zweckmäfsigkeit in erfter, die Koftenfrage aber erft in zweiter
Linie in Betracht kommt, dürften aus Eifen conftruirte Wagen, namentlich für
alle Gattungen Train-Fuhrwerke fich darum befonders empfehlen, weil fie im
Frieden leicht Jahre lang ohne Schaden in den Magazinen aufbewahrt werden
können, weder durch zu grofse Feuchtigkeit noch zu grofse Trockenheit leiden,
fomit jeden Augenblick ohne vor hergehende Reparatur, oder zum
mindeften ohne langwierige Unterfuchungen über ihre Brauch-
barkeit, mit Beruhigung in Verwendung genommen werden
können. Ueberdiefs ift die Dauerhaftigkeit der aus Holz erzeugten Fuhrwerke
überhaupt von viel mehr Einfüffen abhängig als jener aus Eifen. Es kann diefs
nicht näher ausgeführt werden, doch fei, um nur ein Beifpiel anzuführen, erwähnt
dafs das k. k. Pionnier-Regiment noch ziemlich viele und ganz vollkommen kriegs- -
dienfttaugliche Brückenwagen aus den vierziger Jahren, w relche alle Feldzüge mit-
gemacht haben, befitzt, während fchon fo manche Wägen aus dem Erze ugungsjahre
1859 als unbrauchbar ausgemuftert werden mufsten. Die Güte und die Trocken
heit das Materiales und die Befchaffenheit und Lage der Magazine find felbtt-
verftändlich die Hauptfacdtoren, welche auf diefe Thatfache Einflufs nehmen.
Die Idee Norrman’s, welche wir in der Ausftellung in der Geftalt eines
eifernen Brückenwagens verwirklicht fahen, mufs daher als ein entfchiedener
Fortfchritt bezeichnet werden. Vielf feitig die Aufmerkfamkeit erregend, wurde
liefem Wagen auch in vorgedeutetem Sinne von Fachleuten und felbft von den
I ia die verc me ee gezollt.
Diefs gab auch die Veranlaffung, dafs mit diefem W agen, mit Bewilligung
des k. k. Reichs-Krie een und mit Einverftändnifs und in Gegenwart nn
Erfinders in Klofterneuburg eingehendere Fahrverfuche vor einer aus technifchen
und Train-Officieren ge bilden Commiffion ausgeführt wurden, worüber fpäter
an geeigneterer Stelle noch einmal die Rede fein foll.
Im Punkt 3 hebt Norrman als weiteren Mangel älterer Brückenconftrudtionen
Nervor, dafs die Baden zu fehr verwickelt find. Wie fpäter gezeigt werden
wird, ift ihm die Löfung diefer Frage bei feinem Projedte nicht gelungen. Der
oben erwähnte mifsliche Umftand, ie die bei den Equipagen befindlichen Böcke
nicht zur Verlänge erung der Pontonbrücke verwendet werden können, da hiezu die
Balken und Plolken, das heifst das Deckmateriale fehlt, wäre wohl richtig, wenn
die Böcke überhaupt nur defswegen in gleicher Zahl mit den Pontonen mitgeführt
würden, um die Brücke damit nochmal fo lang zu machen, als es mit den Pontonen