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42 Dr. Mofetig von Moorhof.
werden dadurch abgehalten und unnöthige Blutverlufte des häufi: gften vermiedeı
Das mit Carbofalbe beftrichene Pen chen direct auf die Wunde gelegt, halt
Staub und jede andere Unreinlichkeit ab, und was befonders hervorzehob en zu
werden verdient, es paralifirt den auf den fpäteren Wundverlauf fo nachtheiligen
Einflufs der fo argen, wenn auch mikrofkopifch kleinen Feinde unferes Organis
mus, die Ur Machen. jeder Fäulnifs, Pafteur's Aörobien. Die antifeptifche Carbol
fäure verhindert aber auch die chemifche Zerfetzung der fetten Salbe. Wenn die
Päckchen noch fo lange vor der Anwendung REN. wurden, wenn der Soldat
dasfelbe noch fo lange der Sonnenhitze auszufetzen gezwungen war, die Salbe
bleibt ftets brauchbar und gut, fie wird nie ranzig. Alfo auch in diefer Be-
ziehung mufs das Carbolcerat jeder anderen Fettmifchung vorgezogen werden
Die Wattecharpie, welche über das Stückchen Lint gelegt wird, gibt einen
kleinen elaftifchen Polfter ab, welcher den Druck des Verbandes auf die Wunc
vermöge feiner Elafticität verringert und zur Sicherung des Lintftückchens in
feiner Lage beiträgt. Das gefirnilste Seidenpapier a Umhüllung endlich übe
das Ganze gelegt veisollindist den Luftabfchlufs, während das dreieckige
Tuch den Verband fixirt und completirt. Es erfetzt demnach in diefem Falle
kravatenförmig zufammengelegt die Rollbinden und ift viel leichter und
fchneller anzuwenden als letztere. Allein das dreieckige Tuch kann auch zu
anderen Verbänden verwendet werden, wofür die Binden nicht ausreichen. fe
beifpielsweife zur vollftändigen Einhüllung des Kopfes, des Fufses, der
Hand, zur Stütze für den zerfchoffenen Arm, felbft als Knel eltourniquet bei
arteriellen Blutungen etc., kurz wir können wohl mit dem alten und erfahrenen
Schweizer Chirurgen Major das dreieckige Tuch als Univerfalband age
bezeichnen.
;smarch hat nun fchon im Jahre 1868 ein dreieckiges Tuch aus Baum-
woll-Stoff erzeugen laffen, worauf bildlich alle verfchiedenen Applicationsweif fen
desfelben dargeftellt waren, mit dem wohlgemeinten Rathe, es in allen Armeen
einzuführen und jeden Soldaten damit auszurüften, der dann fchon im Frieden
theils durch Befichtigung der Zeichnungen, und theils durch praktifche Demon-
ftrationen und Vebungen i in die Lage verletzt werden follte, im Nothfalle felbt-
ftändig einen prov iorifche en Ve hand anlegen zu können. Es ftellte, wie bekannt
cdiefes Tuch ein gleichfchenkliges Dreieck vor, von 120 Centimeter Bafıs und 60
Centimeter Höhe, worauf an vielen prachtvollen Figuren, die ein Gefammtbild mit
Hintergrund darftellen, in 34 Nummern alle nur dent baren Anwendungsweifen des
ee res dargeftellt waren. Wer erinnert fich nicht des niedlichen kleinen Büch-
eins, w elches, von Esmarch verfafst, alles Wiffenswerthe über die Anwendung
nn dreieckigen Tuches darftellte, und ftatt einer Tafel letzteres innatura beigelegt
enthielt. Es erlebte ja zwei Auflagen, wurde von Vernueil ins Franzöfifche
überfetzt und bahnte fich überall den W eg, wo überhaupt Sinn für Verwundeten
ıflege herrfcht. Der Einführung diefes Buches in den Arneen ftellten fich jedocl
B Sdehlsch entgegen, und die Militärverwaltungen fträubten fich dagegen unter
Anderem mit der fonderbaren Behauptung, man dürfe einem Soldaten, der in den
Krieg geht, nicht ein folches Bild mitgeben, auf welchem die Schrecken des
Schlachtfeldes dargeftellt feien; diefs könne die Leute muthlos machen!! Das
eigentliche, jedenfalls plaufiblere Motiv der / \blehnung war jedoch ein anderes:
derhoheKoftenpreis. Es war nämlich dazumal nicht möglich, das Tuch
allein unter fieben Silbergrofchen zu produciren. Das ganze Packet hätte dem
nach per Stück acht Silbergrofchen gekoftet. Diefs war allerdings ein gewich-
tiger, ein Hauptgrund gegen deffen allgemeine Einführung in den Armeen, und
daran fcheiterten auch die Unterhandlungen, welche das Ungariiche Lan desver
theidigungs-Minifterium mit der Schwers’fchen Buchhandlung in Kiel — damaliger
B roducent — im Jahre 1870 eingeleitet hatte.
Diefen beiden Uebelftänden hat nun Esmarch Rechnu ng getragen, und
in letzter Zeit das neue Tuch fabriciren laffen, welches eben im Pavillon zu fehen