Full text: Militär-Sanität und freiwillige Hilfe im Kriege (Heft 54)

  
  
        
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Militärfanität und freiwillige Hilfe im Kriege. 49 
Das Dach hatte Steinpappe-Ueberzug. An der gefchloffenen Hinterwand des Flug 
daches waren in gleichen Abftänden 5 Fenfter, an den zwei Seitenwänden je ı Fenfter 
untergebracht, alle etwas mehr als 2 Meter über dem Fufsboden. Diefer Punkt 
kann nicht genug pointirt werden, denn die tägliche Erfahrung zeigt, dafs man in 
Betreff der Höhe der Fenfter in allen Lazarethen und felbft in den ftabilen Hofpi- 
tälern infoferne arg fündigt, als man fie relativ zu der Bettenhöhe viel zu nieder 
macht, wodurch der Kranke während des Ventilirens dem Luftzuge ausgefetzt 
bleibt. Diefe Fenfter hatten zwei getrennte, nach unten und oben theilbare Flügel, 
welche fich um eine mittlere Achfe drehend, das Oeffnen nach innen zu oder nach 
aufsen hin geftatteten. Die vordere offene Wand der Barake wurde durch ı2 
Stützpfeiler des Daches in 13 gleiche Felder getheilt, welche durch eben fo viele 
Segeltuch-Plachen gefchloffen werden konnten. Die Vorhänge waren auf eifernen 
Stäben couliffenförmig verfchiebbar, und ein Schnurzug ermöglichte deren augen- 
blickliches Oeffnen oder Schliefsen. Weiters waren an der Frontfeite der Barake 
auf eine Entfernung von 5 Meter 4 Meter hohe mobile Stangen angebracht, aut 
welche die Plachen bei fchönem Wetter in ftark vorgeneigter Lage befeftigt 
wurden, fo dafs dadurch vor jeder Barake und mit ihr zufammenhängend ein breites 
Zeltdach geformt werden konnte. 
Die in diefem von Mundy geleiteten Lazarethe erreichten Refultate waren 
glänzend, und entfprachen vollkommen den dortigen fo vorzüglich gehand- 
habten hygienifchen Verhältniffen. Im Winter wurden die Flugdächer durch 
Anbringung einer vorderen, mit Fenftern verfehenen Breterwand gefchloffen, und 
bewährten fich auch als Winterbaraken. Seit 1871 ift diefes Flugdach-Lazareth 
offen im Sommer, gefchloffen im Winter fort und fort im Gebrauch und bildet 
quali eine Dependance der Militärhofpitäler von Verfailles und Paris. Es wurde 
nämlich von der Socidt& frangaife de fecours aux blefles nach Beendigun 
Krieges mit der Commune dem Kriegsminifterium gefchenkt. 
Das Modell einer transportablen Barake für ı2 Verwundete, 1,, der natür- 
lichen Gröfse, wurde noch fub Katalog Nr. 58 von Dr.M.W. C.Gori aus Amtfter- 
dam ausgettellt. 
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Betten und Operationstifche. Betten für Feldfpitäler waren in 
ziemlicher Anzahl im Sanitätspavillon ausgeftellt, einfache und complieirte. Vom 
Standpunkte desChirurgen müfste man eigentlich für letztere fchwärmen, da fie 
einerfeits den Verwundeten gutzu lagern geftatten und andererfeits den Mechanis 
mus der natürlichen Entleerungen und des Verbandwechfels zu erleichtern anftre 
ben; wer aber die fomatifchen Nachwehen grofser Kriege eingehender zu beachten 
Gelegenheit gefunden und in den nach grofsen Schlachten herrfchenden Verhält- 
niffen genauer fich hineingelebt hat, wird die Erfahrung gemacht haben, dafs alles 
Complicirtefür Feldlazarethe aufdas Entfchiedenfteabzulehnen 
fei. Betten mit mechanifchen Einrichtungen, detachirten Theilen etc., fo wunder- 
bar fie fich auch für die Friedenschirurgie bewähren mögen, find für den Sanitäts 
dienft im Kriege ganz unmöglich, aus denfelben Gründen, welche im Capitel 
Tragbahren für letztere Objedte eingewendet worden find. Berückfichtigen wir 
ferner, dafs derlei complicirte Betten entfprechend theuer find und man fie auch 
nicht fo leicht zu befchaffen vermag, fo wird man wohl dem Grundfatze huldigen, 
dafs für Feldlazarethe die einfachtten, billigften, am leichteflen zu transportiren- 
den und dauerhafteften Lagerftätten auch die allerbeften feien. 
Es empfehlen fich demzufolge am meiften eiferne Bettgeftelle, die fich fehr 
compendiös zufammenpacken laffen und wenig Raum einnehmen, auch aus dem 
Grunde, weil fie reinlicher zu erhalten find und das Ungeziefer fchwerer auf- 
kommen laffen, ferner weil das Materiale dem Brechen und Verderben nicht 
fo leicht ausgefetzt ift als das Holz. Bei Improvifationen wird man jedoch 
genöthiget fein, zu Requifitionen zu fchreiten und fich jener Betten zu bedie- 
nen, die eben in loco landesüblich find. Einfache Holzfchragen mit Breter- 
4 = 
  
  
  
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